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Individuum und Massenschicksal

Individuum und Massenschicksal

Titel: Individuum und Massenschicksal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Roberts
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Öffentlichkeit war es ziemlich einerlei, ob nun der Teufel oder minderwertige Gene den Einzelmenschen zu einem Leben verdammten, in dem er anscheinend wenig ausrichten konnte. Er begann, sich ohnmächtig zu fühlen. Es kam ihm so vor, als sei soziales Handeln an und für sich von geringem Wert.
    Wenn die menschliche Schlechtigkeit, aus welchem Grund auch immer, angeboren ist, wo gab es dann irgendeine Hoffnung?
    Wenigstens ließ einige Hoffnung das Streben nach Verbesserung der persönlichen Lebensumstände und den Versuch zu, seine Zweifel zu vergessen, indem man so viel Zerstreuung wie möglich suchte.
    Idealismus ist zäh und ausdauernd; ganz gleich, wie oft er dem Anschein nach begraben wird, er aufersteht in neuem Gewande immer wieder. So blickten diejenigen, die das Versagen ihrer Religion empfanden, wieder auf die Wissenschaft, da sie die größtmögliche Annäherung an den Himmel auf Erden - die Massenproduktion von Verbrauchsgütern, zwei Autos in jeder Garage, Heilmittel für jedes Leiden, Lösungen für jedes Problem - versprach... versprach! Und anfangs schien es wirklich so, daß die Wissenschaft ihr Versprechen hielt, denn die Welt wechselte in einem Augenblick vom Kerzenlicht über das elektrische zum Neonlicht über, und ein Mensch konnte nun innerhalb weniger Stunden Strecken zurücklegen, für die sein Vater oder Großvater Tage, Wochen, Monate gebraucht hatte.
    Und während die Wissenschaft immer neue Bequemlichkeiten und Annehmlichkeiten bereitstellte, wurden nur wenige Fragen gestellt. Doch es gab keinen Zweifel: Die äußeren Lebensumstände hatten sich verbessert, aber der Mensch schien um nichts glücklicher zu sein als zuvor. Inzwischen dämmerte den Leuten allmählich auf, daß die Entdeckungen der Wissenschaft auch ihre Schattenseiten haben. Die äußeren Annehmlichkeiten des Lebens haben wenig Sinn, wenn die Kenntnisse der Wissenschaft dazu verwendet werden, die Grundlagen des Lebens selbst zu untergraben. (Pause.)
    Bei den verschiedenen Medikamenten, die von Kranken und Gesunden vertrauensvoll eingenommen wurden, traten jetzt öfter verheerende Nebenwirkungen auf. Die zum Gedeihen der Landwirtschaft verwendeten Chemikalien wirkten sich schädlich auf die Gesundheit aus.
    Diese Tatsachen beunruhigten den Einzelmenschen weit mehr als die Drohung einer atomaren Katastrophe, denn sie betrafen sein tägliches Leben: die Lebensmittel, die er einkaufte, die Medikamente, die er einnahm.
    (21.55 Uhr.) Manche Menschen hielten - und halten - Ausschau nach Autorität, nach irgendeiner Autorität, die ihnen die Entscheidungen abnehmen könnte, denn die Welt erscheint zunehmend gefährlich, und sie fühlen sich aufgrund ihrer Glaubensüberzeugungen zunehmend hilflos.
    Sie sehnen sich nach den alten Tagen zurück, als die Heiraten für sie arrangiert wurden, als sie unbesorgt in die Fußstapfen ihrer Väter treten konnten, als sie nichts von den Verlockungen ferner Länder wußten und notgedrungen zu Hause blieben. Sie fühlen sich zwischen Religion und Wissenschaft in die Enge getrieben. Ihr Idealismus findet keine geeignete Ausdrucksmöglichkeit mehr. Ihre Träume werden nicht wahr.
    Diese Menschen wenden sich Kultgemeinden beliebiger Art zu, wo die Entscheidungen für sie getroffen werden, wo ihnen die Last einer Individualität abgenommen wird, die ihrer Entscheidungskraft durch konfliktgeladene Glaubensvorstellungen beraubt wird. Nicht wenige junge Männer gingen und gehen voll geheimen Jubels zum Militär als Schule vor dem vollständigen Erwachsensein - wo die Entscheidungen andere treffen, wo die Zeit abgedient wird und wo diejenigen, die sich mit dem Leben nicht im Einklang fühlen, es mit dem Gefühl von Ehre und Würde verlassen können.
    In der Vergangenheit, ja selbst noch in eurem Jahrhundert gab und gibt es Nonnen- und Mönchsklöster für jene, die nicht wie andere Leute in der Welt leben wollen. Vielleicht verfolgen solche Menschen andere Ziele, aber die Entscheidungen darüber, wo sie wohnen, was sie tun, wohin sie gehen und wie sie leben sollen, werden für sie getroffen.
    Gewöhnlich finden sie aufgrund eines gemeinsamen Interesses oder um höherer Werte willen zusammen, und sie haben in diesem Jahrhundert keine Vergeltung zu befürchten.
    Bei Kultbewegungen jedoch geht es in erster Linie um Angst, die als treibender Faktor der Motivation eingesetzt wird. Systematisch wird die Autonomie des einzelnen Anhängers untergraben, so daß er bald auch Angst davor hat wegzugehen. Die Gruppe

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