Individuum und Massenschicksal
Ihr steht der Veränderung im Wege. Doch scheuen viele Menschen vor jeder Veränderung zurück, hat man sie doch gelehrt, daß ihr Körper, ihr Geist und ihr Gemüt oder auch ihre menschlichen Beziehungen, sich selbst überlassen, todsicher zu Schaden kommen werden. Deshalb reagieren Menschen oft auf das Lebensgeschehen, als fehle ihnen jeglicher Antrieb, sich aktiv damit auseinanderzusetzen. Sie leben ihr Leben, als wären sie tatsächlich nicht nur auf ein kurzes, sondern, schlimmer noch, auf ein Leben beschränkt, in dem sie hilflos ihrer Körperchemie ausgeliefert sind zufällig entstandene Exemplare einer gezeichneten, zutiefst mörderischen Gattung.
Eine andere [befreundete] Frau entdeckte eine kleine wunde Stelle an ihrer Brust. Eingedenk des Trommelfeuers negativer Suggestion der Bekanntmachungen des Gesundheitsdienstes zur Krebsvorsorge -, das sich als Präventivmedizin ausgibt, ging sie von bösen Vorahnungen erfüllt zum Arzt. Der konnte nichts Besonderes finden, schlug jedoch eine Durchleuchtung vor, »nur um völlig sicherzugehen«, und so wurde ihr Körper im Namen der medizinischen Vorsorge einer unnötigen Strahlenbelastung ausgesetzt.
(Unsere Bekannte hatte keinen Krebs.)
Ich will damit nicht sagen, daß ihr unter solchen Umständen nicht zum Arzt gehen solltet, denn das Gewicht eurer negativen Anschauungen über euren Körper würde euch zu sehr belasten, um eine solche Ungewißheit allein zu ertragen. Doch spricht ein solches Verhalten sehr deutlich von euren en masse gehegten Überzeugungen in bezug auf die Verletzlichkeit des Selbst und seiner leiblichen Hülle. (Pause.) Für mich ist es nahezu unvorstellbar, daß irgend jemand von euch ernsthaft den Standpunkt beziehen kann, daß die Existenz eures erlesenen Bewußtseins sich einem Konglomerat von Chemikalien und Elementen verdanken könnte, das von einem zufällig entstandenen und demnächst zum Untergang bestimmten Universum »zusammengewürfelt« wurde.
Der Augenschein spricht doch eine ganz andere Sprache: die Ordnung in der Natur; das schöpferische Schauspiel eurer Träume, die euer Bewußtsein in andere Zeiten und Räume projizieren; die Genauigkeit und Zuverlässigkeit eures spontanen Körperwachstums vom Fetus zum Erwachsenen; das Vorhandensein heroischer Züge und die Suche nach Idealen, die sich durch das Leben auch noch des schlimmsten Halunken ziehen - all dies zeugt von dem größeren Zusammenhang, in dem ihr euer Sein habt.
(Pause um 21.51 Uhr, dann laut:) Wenn das Universum so existierte, wie man es euch gelehrt hat, dann würde ich nicht dieses Buch schreibe.
Dann gäbe es keine psychischen Verbindungslinien, die meine Welt und die eure miteinander verknüpfen. Dann gäbe es keine Ausdehnungen des Selbst, die euch erlauben, eine so große psychologische Distanz zu überwinden bis hin zu den Schwellen der Wirklichkeit, die meine geistige Umwelt bilden. Wäre das Universum so strukturiert, wie man es euch gesagt hat, dann wäre die Wahrscheinlichkeit meiner Existenz gleich Null, was euch betrifft. Dann hätte es keine inoffiziellen Wege gegeben, die Ruburt begehen konnte und die ihn von den offiziellen Glaubensüberzeugungen seiner Zeit wegführten. Er wäre niemals dem ursprünglichen Impuls, für mich zu sprechen, gefolgt, und meine Stimme wäre in eurer Welt ungehört geblieben. (Pause.)
Die Wahrscheinlichkeit der Existenz des vorliegenden Buches wäre unverwirklicht geblieben. Niemand von euch würde es lesen. Die Welt der Massenwirklichkeit entsteht aus individuellen Impulsen. Sie begegnen einander und gehen ineinander auf und bilden Handlungsebenen.
Ende des Diktats.
(21.57 Uhr. Nun brachte Seth auf meine Bitte hin eine, wie mir scheint, äußerst treffende Interpretation eines Traumes, den ich letzte Nacht gehabt hatte. Wie ich heute morgen zu Jane gesagt hatte, war mir schon klar, daß der Traum im Zusammenhang mit unserer Arbeit am Seth-Material von einiger Bedeutung war, doch gelang es mir nicht, ihn korrekt zu deuten. Ende um 22.15 Uhr.)
Sitzung 860, Mittwoch, den 13. Juni 1979
(Am Montag abend hielten wir eine private Sitzung ab. Gestern abend sagte Jane, daß sie den endgültigen und sehr originellen Titel für ihr neues Buch, nach dem sie so lange gesucht hatte, gefunden habe: »The God of Jane: A Psychic Manifesto«. »Ist das zu gewagt, zu ausgefallen?«
fragte sie mich. Ich fand, das sei ein ausgezeichneter Titel, der genau aussagt, worum es geht.*
* Jane fand den Titel für ihr neues Buch am frühen
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