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Ines oeffnet die Tuer

Ines oeffnet die Tuer

Titel: Ines oeffnet die Tuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markolf Hoffmann
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sie an. So ist es immer.
    Aber obwohl sich Ines für wesentlich klüger als die Mädchen in solchen Filmen hielt, legte sie doch die Hand auf die Klinke und drückte sie gaaaaanz vorsichtig nach unten. Nur um zu sehen, ob sich die Tür vielleicht öffnen ließ …?
    Es war abgeschlossen. Pech gehabt!
    Also gut, dachte Ines. Geht mich ja auch nichts an. Ich schnüffele doch nicht in Omas Sachen herum. So bin ich nicht. Ich wollte ja nur einen Blick in das Zimmer werfen.
    Sie nippte am Apfelsaft und starrte auf die verschlossene Tür. Und die starrte zurück. Ohne Augen, wohlgemerkt. Ihr Blick war ein wenig spöttisch.
    Â»Schau nicht so blöd«, murmelte Ines. Und dann sagte sie, mehr zu sich selbst: »Was mache ich hier eigentlich? Rede ich tatsächlich mit einer Tür? Ich bin ja verrückt.«
    Kopfschüttelnd wandte sie sich ab und ging über den Flur, ohne sich umzublicken.

2.
    Â»Hast du den Apfelsaft gefunden? Den trüben aus der Karaffe?«
    Ines nickte und stellte ihr Glas auf dem Couchtisch im Wohnzimmer ab. Ihr Vater, ein Mann mit dichtem braunem Haar und stoppeligem Kinn, legte die Zeitschrift beiseite, in der er gelesen hatte.
    Â»Er ist unglaublich lecker«, schwärmte er. »Ein Bauer aus dem Dorf presst ihn aus seinen eigenen Äpfeln. Als ich klein war, habe ich ihn in einer Kanne geholt und frisch getrunken.«
    Die ganze Familie war im Wohnzimmer versammelt. Julian spielte auf dem Teppich mit seinen Playmobilfiguren, ihre Mutter stand am Fenster und spähte in den Garten. Draußen windete es stark. Die Zweige der nahen Esche schlugen gegen die Fensterscheibe, als wollten sie die Menschen hinter dem Glas aus dem Haus locken.
    Nur Oma Agnes fehlte. Dafür lag ihre Katze auf einem der Sofakissen, bräsig und mit geschlossenen Lidern. Sie hatte sich um keinen Zentimeter bewegt, seit Ines das Wohnzimmer verlassen hatte.
    Â»Warum hast du mir nichts mitgebracht?«, fragte Julian und blickte gierig auf das Glas.
    Â»Ich hab dich dreimal gefragt! Du wolltest nicht.«
    Â»Wollte ich doch …«
    Ines verdrehte die Augen. Manchmal war ihr kleiner Bruder verdammt anstrengend. Er war verwöhnt, ein Nesthäkchen, das sich von Ines alles hinterhertragen ließ. Auf der anderen Seite war er für seine acht Jahre recht aufgeweckt und hielt immer zu seiner Schwester, wenn es darauf ankam. So richtig böse konnte sie ihm nie sein.
    Â»Julian hat genug Süßes gehabt«, meldete sich ihre Mutter. »Vorhin die Cola und am Morgen das Schokoladenmüsli. Das reicht ja wohl an Zucker.«
    Â»Sei nicht so streng, Carmen«, verteidigte ihr Vater den Jungen. »So oft besucht er seine Oma ja nicht. Da ist ein wenig Nascherei ja wohl erlaubt.«
    Â»Es ist ungesund, Veith! Und Julian war eine Woche krank. Da braucht man keinen Zucker, sondern frische Luft und Bewegung.«
    Julian hatte gerade eine Mittelohrentzündung auskuriert. Er war anfällig für Krankheiten. Immer wieder bekam er eine Erkältung oder lag mit Fieber im Bett. Sogar die Mandeln waren ihm schon herausgenommen worden.
    Â»Ein Spaziergang würde uns allen nichts schaden. Der Wind ist schwächer geworden, und wenn Julian seine Ohrenschützer trägt …«
    Â»Ich hasse die Teile«, beschwerte sich Julian. »Die sind so was von hässlich und kratzig …«
    Â»Du musst sie aber anziehen, wenn du rausgehst«, sagte seine Mutter.
    Â»Ich will ja gar nicht raus! Warum können wir nicht hierbleiben? Draußen ist es viel zu kalt …«
    Auch Ines fröstelte es bei dem Gedanken, spazieren zu gehen. Obwohl es Mitte Mai war, hatte es der Sommer in diesem Jahr nicht gerade eilig. Seit Tagen war der Himmel bedeckt und zu Hause hatten sie sogar die Heizung wieder anstellen müssen. Aber ihre Mutter brauchte den täglichen Spaziergang und allein wollte sie nicht gehen. Das mache sie immer traurig, sagte Carmen. Sie war oft traurig, viel zu oft.
    Â»Will mich denn niemand begleiten?« Carmen drehte sich mit elegantem Schwung um, so wie sie es früher auf der Bühne gemacht hatte – damals, als sie noch an der Oper gesungen hatte. Ihre Augen waren dunkel und ausdrucksstark, Augen, um die Ines sie beneidete. Sie selbst hatte die grau-grün-irgendwie-unbestimmbaren Augen ihres Vaters geerbt. Ganz hübsch, aber eben nicht mehr. Das galt auch für ihre hellbraunen Haare, ihr Gesicht, ihre Nase … Oft wünschte

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