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Infam

Infam

Titel: Infam Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K Ablow
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zwei Pakete
in der Eingangshalle
abgeliefert, und der State-Police-Sergeant hat dem Fahrer erlaubt, die Toilette oben zu benutzen – das Badezimmer, in das Billy eingestiegen ist.«
    »Ich werde das überprüfen«, versicherte Anderson.
    »Das sollten Sie auch, bevor die Sie im Zeugenstand auseinander nehmen«, sagte Garret. »Ich selbst erspare mir das lieber.«
    »Kannst du uns irgendetwas über den besagten Abend erzählen?«, lenkte Anderson die Unterhaltung wieder auf die ursprüngliche Bahn zurück.
    »Ich habe nur wieder mal einen Streit zwischen Darwin und Julia gehört«, sagte er. »Er war so hitzig wie die, die sie früher über die Zwillinge gehabt haben – als Darwin unbedingt wollte, dass Julia abtreiben lässt.«
    »Hat Claire den Streit auch gehört?«, wollte ich wissen, da ich mich fragte, ob ihre Erinnerung an jenen Abend ihrer Fantasie entsprungen war.
    »Ich bin nicht sicher, aber ich glaube nicht«, antwortete Garret. »Ich glaube, sie war unterwegs, um Milchpulver für Tess zu kaufen.« Er zuckte mit den Schultern. »Ich kann es nicht beschwören, aber ich glaube, so war es.«
    »Worum ging es bei dem Streit?«, fragte Anderson.
    »Um das Nortriptylin.«
    »Was war damit?«, fragte ich.
    »Darwin hat das Tablettenfläschchen von Julia verlangt. Er hat sie fast eine Stunde lang angeschrien, bevor sie nachgegeben hat.«
    »Hat er gesagt, warum er es haben wollte?«, fragte ich.
    »Er meinte, sie könne sich eine andere Methode suchen, um sich umzubringen«, sagte Garret, »so als hätte sie vor, eine Überdosis zu nehmen oder so.«
    »Und hattest du den Eindruck, dass deine Mutter vorhatte, sich etwas anzutun?«, fragte ich.
    »Ich glaube, Darwin hatte etwas anderes vor«, erwiderte Garret lächelnd.
    »Was?«
    »Eine Überdosis für die kleine Tess natürlich.«
    Anderson atmete lautstark ein. »Dann hältst du es also für einen Zufall, dass dein Bruder an jenem Abend ins Haus eingebrochen ist?«
    »Eine glückliche Fügung für Darwin. Win hatte die Tat bereits geplant, aber Billys dreister Schachzug – der mich übrigens wirklich zutiefst beeindruckt hat – machte das Ganze zu einem perfekten Verbrechen.« Er hielt inne und sah mich so durchdringend an, dass mir unbehaglich wurde. »Oder das fast perfekte Verbrechen«, fügte er hinzu.
    »Warum
fast
?«, wollte ich wissen.
    »Weil ich das Tablettenfläschchen habe«, erklärte Garret gelassen.
    »Du …«, setzte ich an.
    »
Wo?
«, fragte Anderson aufgeregt.
    Garret drehte sich um, zog die unterste Schublade seines Schreibtischs auf und griff ganz nach hinten. Als seine Hand wieder zum Vorschein kam, sah ich einen Schlüssel darin. »In meinem Spind im Brant Point«, sagte er und warf mir den Schlüssel zu. »Nummer 117, oberstes Fach. Ganz hinten in der rechten Ecke. In einer Tennisball-Dose.«
    »Wie bist du daran gekommen?«, fragte ich.
    Er zwinkerte mir zu. »Darwin hat sie in der obersten Schreibtischschublade in seinem Arbeitszimmer aufbewahrt. Pure Arroganz.« Er sah zu Anderson. »Wenn man natürlich glaubt, man hätte die örtliche Polizei und die State Police in der Tasche, dann wird man leicht überheblich.«
    Anderson ignorierte den Seitenhieb.
    »Wann hast du das Fläschchen gefunden?«, fragte ich.
    »Am Tag nach Tess’Überdosis«, antwortete Garret. »Aber das ist nicht wichtig. Wichtig ist, dass Sie nirgends auf der Flasche Billys Fingerabdrücke finden werden.«
    Claire Buckley brachte uns mit eisiger Miene zur Tür. Bevor ich nach draußen trat, versuchte ich mir etwas einfallen zu lassen, um ihr zu versichern, dass Anderson und ich nicht die Absicht hatten, ihr Geheimnis zu verraten, doch ein Streifenwagen der State Police, der die Auffahrt hinaufgeschossen kam, zog unser aller Aufmerksamkeit auf sich. Er hielt dicht hinter North Andersons Wagen an. Ein hoch gewachsener, breitschultriger Mann von etwa fünfzig Jahren in einer mit prächtigen gestickten Abzeichen und emaillierten Anstecknadeln versehenen Uniform der State Police sprang aus dem Fahrzeug und stürzte auf uns zu. Er besaß dieses typisch markante, wettergegerbte Gesicht, das auch noch im Alter gut aussah. Sein grau meliertes Haar war voll und gewellt.
    »Ich hab dir doch gesagt, du würdest ihn noch kennen lernen«, bemerkte Anderson. »Das ist Brian O’Donnell.«
    »Kann ich Sie kurz sprechen?«, schnauzte O’Donnell Anderson barsch an.
    »Natürlich«, erwiderte Anderson.
    Claire drehte sich um, ging ins Haus zurück und schloss die Tür.
    »Ich

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