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Infam

Infam

Titel: Infam Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K Ablow
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sollte Ihnen zuerst Dr. Clevenger vorstellen«, sagte Anderson, als O’Donnell vor uns stehen blieb.
    O’Donnell nickte mir zu, ohne mir jedoch die Hand zu reichen. »Was machen Sie beide hier?«, wollte er wissen.
    »Wir führen Ermittlungen durch«, antwortete Anderson. »Was denken Sie denn, was wir hier machen?«
    O’Donnell musterte uns grimmig. »Ich dachte, wir hätten beschlossen, dass Sie solche Dinge mit mir absprechen. Ich hatte keine Ahnung, dass wir eine weitere Reihe von Befragungen durch den Doktor veranlasst haben.«
    »Ich glaube nicht, dass wir uns auf irgendeine feste Regelung geeinigt haben, wer was mit wem abspricht«, gab Anderson zurück. »Ich habe mich einverstanden erklärt, eng mit Ihnen zusammenzuarbeiten. Und das werde ich tun.«
    »Wenn Sie einen Anruf vom Gouverneur brauchen, um es offiziell zu machen, dann kann ich das einrichten. Von jetzt an werden die Ermittlungen von meiner Abteilung geleitet, sprich, von
mir

    »Vielleicht würde ein Anruf vom Gouverneur tatsächlich helfen, die Dinge klarzustellen«, erwiderte Anderson.
    »Lassen Sie mich eines gleich hier und jetzt klarstellen«, sagte O’Donnell. »Wenn Sie beide gerade den Jungen befragt haben, dann haben Sie das ohne die Zustimmung seiner Eltern getan. Das bedeutet, seine Aussage wurde nicht aus freien Stücken gemacht und kann bei Billys Prozess nicht verwendet werden.«
    Billys Prozess.
So lief der Hase also.
    Anderson verriet ihm nicht, ob wir Garret befragt hatten oder nicht. Ebenso wenig erwähnte er den Schlüssel zu Garrets Spind.
    »Und was Ms. Buckley betrifft«, fuhr O’Donnell fort, »kann ich einfach nicht begreifen, warum sie überhaupt auf der Liste der Verdächtigen steht. Ich weiß, dass Ihnen die angebliche Affäre mit Darwin Bishop im Kopf herumgeht, aber diese Affäre ist bislang nicht bewiesen, und selbst wenn, dann wäre das wohl ein ziemlich schwaches Motiv für einen Doppelmord.«
    »Im Augenblick haben wir es nur mit einem Mord zu tun«, korrigierte ich ihn. »Und hoffentlich bleibt es auch dabei.«
    »Wie auch immer«, sagte O’Donnell und warf mir einen verärgerten Blick zu, während er sich langsam wieder beruhigte. »North, ich will Ihnen hier nicht die Flügel stutzen«, erklärte er, »sondern nur, dass alles nach Vorschrift gemacht wird, damit uns der Fall nicht baden geht. Aber das Wichtigste sollte zuerst kommen, also lassen Sie uns erst mal Billy schnappen, dann sehen wir weiter.«
    »Sind Sie ihm schon auf der Spur?«, erkundigte ich mich.
    »Ich schätze, er geht uns bald ins Netz«, antwortete O’Donnell. »Wir gehen so schnell vor, wie wir können, aber wiederum nicht so schnell, dass wir die potenziellen Gefahren ignorieren. Die Commons haben sich als ein unerwartet unzugängliches Terrain herausgestellt. Und wir wissen nicht, ob Billy bewaffnet ist oder nicht.«
    Diese Bemerkung erinnerte mich an Carl Rossettis Befürchtung, dass die sauberste Methode, die Wahrheit in diesem Fall zu begraben, darin bestünde, Billy zu begraben. »Er hat nie zuvor eine Schusswaffe benutzt«, wandte ich ein.
    »Er hatte auch noch nie zuvor eins seiner Geschwister erstickt und versucht, ein anderes zu vergiften«, gab O’Donnell zurück.
    »Falls er es getan hat«, bemerkte ich.
    O’Donnell schmunzelte. »Ich weiß, dass Sie mit Billy im Payne Whitney gesprochen haben. Das Gespräch war wie lang – eine halbe Stunde?«
    »Es war lang genug, um das, was ich erfahren habe, dafür benutzen zu können, mehr herauszufinden«, sagte ich.
    »Eines sollten Sie über mich wissen, Doktor: Auch ich bin mittlerweile reichlich geübt darin, schnelle Schlussfolgerungen zu ziehen. Ich habe sechsundzwanzig Mordermittlungen geleitet. Und in diesem Fall bin ich überzeugt, dass jedes Familienmitglied, das auf irgendjemandes Verdächtigenliste landet, nichts weiter als eine falsche Fährte ist«, erklärte er. »Billy Bishop sieht wie der Killer aus, riecht wie der Killer, und er ist der Killer. Punktum. Er hat sich auf die übliche Weise zu Mord hochgearbeitet, über Zwischenstopps bei Sachbeschädigung, Diebstahl, Brandstiftung und Tierquälerei. Es gibt keine Zweifel, was ihn angeht.«
    »Klingt, als sei der Fall glasklar«, bemerkte Anderson.
    »Denken Sie, was Sie wollen«, erwiderte O’Donnell. »Aber tun Sie bitte, was Sie versprochen haben, nämlich, dass Sie Ihre Vorgehensweise mit mir abklären.«
    Ich sah, wie Anderson die Zähne zusammenbiss, während seine Atmung zu einer zengleichen Studie in

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