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Infam

Infam

Titel: Infam Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K Ablow
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Gefühl haben, du hättest ihm eine Situation aufgezwungen, mit der er nicht leben wollte. Er hätte auf die Idee kommen können, die Dinge auf seine Art zu bereinigen. Das hätte ein Motiv sein können.«
    »Wenn man die Wahrheit so tief begräbt, wie Darwin und ich das getan haben«, entgegnete Julia, »dann ist es fast so, als wäre sie plötzlich tabu. So als existierte sie nicht mehr. Ich bin nicht einmal mehr auf die Idee gekommen, dass es für das, was passiert ist, relevant sein könnte. Wir waren alle so darauf fixiert, dass Billy der Schuldige war.«
    »Als wir uns damals in Boston zum Mittagessen getroffen haben, im Bomboa«, sagte ich, »hast du mich gefragt, ob ich Darwin für fähig hielte, sein ›eigen Fleisch und Blut‹ zu töten. Wieso hast du ausgerechnet diese Worte gewählt?«
    »›Wieso habe ich ausgerechnet diese Worte gewählt?‹ Du klingst wie ein Polizist«, entgegnete sie.
    »Ich bin aber kein Polizist. Ich möchte es nur wissen. Warum gerade diese Worte?«
    »Es gibt keinen Grund dafür. Ich habe es nicht wortwörtlich gemeint. Es ist eine Floskel. Ich meinte, seine Kinder.« Sie machte eine Pause. »Das sind sie, juristisch gesehen. Ich meine, wir sind verheiratet.«
    »Und du behauptest noch immer, dass der Brief, den Claire gefunden hat … an deine Therapeutin gerichtet war, nicht an den Mann, von dem du schwanger warst.«
    Sie musterte mich argwöhnisch. »Jetzt verstehe ich«, sagte sie. »Du glaubst mir nicht mehr. Du glaubst mir überhaupt nichts mehr.«
    Ich antwortete nicht.
    »Weil ich dir nicht alles über mein
Liebesleben
erzählt habe.« Ihre Stimme war deutlich lauter geworden.
    »Leise«, warnte ich sie. »Denk an die Jungs.«
    »Weil ich dir nicht erzählt habe«, sagte sie, ohne ihre Stimme wirklich zu senken, »dass mein Mann so verbittert über die Welt und so herrschsüchtig war, dass er mir keine Kinder schenken wollte? Ich habe dir nicht mein Herz ausgeschüttet und erzählt, wie es ist, wenn man wie ein hübsches Schmuckstück behandelt wird, das sich nett bumsen lässt und dabei die ganze Zeit weiß, dass es niemals Mutter sein wird?« Sie schüttelte den Kopf. »Es mag dich vielleicht überraschen, Frank, aber ich bin einsam gewesen. Das Leben mit Darwin war nicht leicht. Also habe ich, als ich vor ein paar Jahren jemanden kennen gelernt habe, dem ich etwas zu bedeuten schien, bei ihm Zuflucht gesucht. Ich dachte, es bestünde eine Chance auf eine gemeinsame Zukunft. Ich wurde schwanger, und er wurde nicht damit fertig. Wir haben uns nicht wieder gesehen.«
    »Wer war er?«, fragte ich.
    »Das kann ich dir nicht sagen«, erklärte Julia. »Er ist ein Bekannter von Darwin. Er ist sehr berühmt.« Sie machte eine Pause. »Er war bei Brookes Beerdigung. Wir haben nicht einmal miteinander gesprochen.«
    »Ich soll dir also glauben, dass du eine sexuelle Beziehung mit einem Freund deines Mannes hattest, ihm Kinder geboren hast und inzwischen keinerlei Kontakt mehr mit ihm hast?«
    »Weißt du, was
ich
einfach nicht glauben kann?«, entgegnete sie. »Wie du dir anmaßen kannst, dass dich alles etwas angeht, was mir passiert ist, bevor du auf der Bildfläche erschienen bist. Habe ich von dir je eine Liste aller Frauen verlangt, die du gefickt hast?« Sie wandte den Blick ab. »Lass mich in Ruhe«, sagte sie.
    »Julia …«
    »Verschwinde«, sagte sie. »Verschwinde einfach.«

23
    Garret stand in der Tür seines Zimmers, als ich auf den Flur hinaustrat. »Anstrengende Nacht?«, bemerkte er. Er trug Jeans, aber kein Oberteil. Er war ebenso durchtrainiert und muskulös wie Billy und besaß eine Brust wie ein Weltergewichtler und einen Waschbrettbauch. Er wirkte nervös, vielleicht auch besorgt und ein wenig aufgeregt.
    Es war mir alles andere als recht, dass er den Streit zwischen Julia und mir mit angehört hatte. »Scheint sich so entwickelt zu haben«, erwiderte ich. »Tut mir Leid, dass wir dich geweckt haben.«
    »Ich war nicht müde«, sagte er.
    Ich deutete mit einem Nicken auf sein Zimmer. »Willst du reden?«
    »Ich könnte mir denken, dass Ihnen nicht mehr sonderlich danach zumute ist.«
    Ich wollte Garret versichern, dass die Dinge nicht gänzlich den Bach hinuntergingen, obwohl ich befürchtete, dass es vermutlich so war – zuerst mit Billy und jetzt mit Julia. Und beide innerhalb von vierundzwanzig Stunden. »Um ehrlich zu sein, könnte ich ein bisschen Gesellschaft brauchen«, erklärte ich. »Ich werde dich auch nicht lange stören.«
    »Toll«, sagte er

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