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Infanta (German Edition)

Infanta (German Edition)

Titel: Infanta (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bodo Kirchhoff
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metallene Treppe. Nur McEllis schien es nicht zu hören. Er suchte keinen Schutz. Er beugte sich über den Getroffenen und schrie wie ein Mensch, der verbrennt. Mit seinen Händen bedeckte er die Wunde; er preßte sie geradezu auf das Fehlende, während das Schießen – fast leise – weiterging. Die Soldaten eilten umher oder robbten, immer wieder riefen sie, Hinlegen, Hinlegen. Viele der Ausgestiegenen lagen schon flach auf dem Vorfeld. Wer noch stand, wurde von Sicherheitskräften zu Boden gerissen, auch Kurt Lukas. Im Fallen sah er eine Uhr – sie hing an der Baracke –, es war zehn nach drei. Er fiel auf die Seite und drückte die Hündin auf den heißen Belag. Noch einmal war es Momente lang still. Dann knallten Schüsse in dichter Folge, und ein Stoß ging durch den Körper unter seiner Hand. West-Virginia wälzte sich auf den Rücken. Ein Geschoß hatte ihr den Bauch geteilt, die zerfetzten Jungen quollen hervor. Die nächsten Sekunden wurden die schlimmsten. Kurt Lukas wollte die Jungen zurückdrücken, als könne er damit alles ungeschehen machen, richtete sich auf und erblickte McEllis’ Gesicht. Es war klein und weiß. »Machen Sie sie tot«, hörte er ihn sagen. Die Hündin drehte sich jetzt um sich selbst; sie keuchte, und die Augen traten ihr aus den Höhlen; Kurt Lukas nahm sein Messer. »Ich habe über Gregorios Rückkehr gesprochen«, rief er McEllis zu und packte das Tier. West-Virginia sah ihn an, auch als er ihr die Klinge in die Herzgegend stieß. Er ließ das Messer stecken und hob einen Arm vor die Augen, als warte er darauf, erschossen zu werden, aber das Schießen hatte aufgehört. Die Soldaten öffneten ihre Kinnriemen.
    Überall lagen Menschen, niemand bewegte sich. Erst als McEllis zu beten begann, schien das Leben weiterzugehen. Die ersten standen auf und flüsterten den Namen des Opfers. Auch McEllis murmelte ihn in seinen Gebeten. Er betete, bis ihn zwei Soldaten von dem Toten entfernten, während andere eine Plane über Gregorio zogen. McEllis befreite sich aus dem Griff der Soldaten. Er trat auf Kurt Lukas zu, der vor der Hündin kniete. »Maßen Sie sich in diesem Falle keine Schuld an«, sagte er mit barbarischer Ruhe. »Der Mord wurde nur vorverlegt durch Ihr Zutun.« Dann bat er ihn, das tote Tier aufzuheben; wenigstens einen Leichnam wollte er mitnehmen.
    Plötzlich aufgetauchte Polizisten brachten den Priester und Kurt Lukas auf den Parkplatz vor der Flughafenbaracke und setzten sie dort in den Schatten. Aufnahmen, die um die Welt gehen sollten, zeigten später einen Greis, mehr geschleift als gestützt, neben einem Mann, den viele für seinen Sohn hielten. Die Polizisten bildeten einen weiten Ring um die beiden. Der Ranghöchste, ein Major, setzte sich zu ihnen. Er entschuldigte sich bei McEllis, daß man ihn aus Sicherheits gründen von dem Toten getrennt habe, und sprach sein Beileid aus. Offenbar wußte er, wen er vor sich hatte; er erwähnte die Station, die jetzt ärmer sei, und redete McEllis mit Father an. Er war die Zuvorkommenheit selbst. Das Attentat verdammte er, die erschossenen Täter nannte er feige. »Wenigstens kennen wir sie – gesuchte Rebellen«, sagte er und bot Zigaretten an. McEllis hob verneinend die Hände; nur mühsam gelang ihm das Sprechen. »Jeder weiß, wer den Mord in Auftrag gegeben hat.« Der Major überhörte den Namen des Ex-Gouverneurs und schlug eine Heimfahrt in seinem Dienstwagen vor. »So kämen Sie rechtzeitig an. Das Attentat wird erst in den Achtuhrnachrichten gemeldet, Sie hätten Gelegenheit, es Ihren Mitbrüdern schonend beizubringen.« Wie jeder gute Polizist konnte er Gedanken lesen. McEllis stand ruckartig auf. »Wir sind durchaus fahrtüchtig« – er zog fragend die Brauen hoch, und Kurt Lukas gab zu verstehen, daß er den Jeep steuern könne. Sie stiegen ein. Der Major ließ den Weg frei machen; der kleine Vorplatz glich jetzt einem Heerlager. Viele bekreuzigten sich vor dem Jeep; kaum einer hörte den leisen Appell: »Seien Sie schneller als alle Gerüchte, Mister Kurt.«
    Im Nu hatte sich das Attentat herumgesprochen; erst weit hinter der Stadt erreichten sie die Grenze des Lauffeuers. Zu beiden Seiten der Straße herrschte das übliche Feierabendleben. Die Menschen saßen vor ihren Hütten und hörten Musik. McEllis legte seine Hände an den Kopf. Bis zu der Stelle, an der Narciso und Romulus auf der Straße gestanden hatten, schien er zu schlafen. Als kurz danach die offene Landstraße begann, bemerkte er mit fester

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