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Infantizid

Titel: Infantizid Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthias Grit; Hoffman Bode-Hoffmann
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Inhalt wiederholt. Hauptsache, die Zeit wurde eingehalten. Währenddessen lernten andere, wie man sich schnell ›umzog‹. Von der Paradeuniform ins Gefecht und zurück in den Ausgang. Selbstverständlich konnte man das Ganze auch mischen. Es kam schon mal vor, dass einige unter dem roten Barett der Ausgangsuniform eine Schutzmaske aufhatten. Man konnte ja nie wissen. Wieder andere mussten die Abstände zwischen den Schränken, Tischen und Betten in ihren Zimmern mit kleinen Streichholzschachteln ausmessen und aufschreiben. Das komplette Zimmer wurde dann maßstabgetreu direkt unten am Strand der angrenzenden Ostsee wieder aufgebaut. Natürlich nach Zeitvorgabe und mithilfe der Streichholzschachteln. Dieser scheinbare Irrsinn war Teil der Ausbildung und hatte Methode. In den ersten Wochen wurden die Fallschirmjäger dahin gehend gedrillt, jeden auch noch so widersinnig erscheinenden Befehl auszuführen. Das war die Grundlage. Alle sechs Wochen wurden sämtliche Zimmerbewohner ausgetauscht. So lernte jeder jeden mit seinen Vorlieben und Macken kennen. Sie gewöhnten sich an den täglichen 5.000-Meter-Lauf am Morgen und daran, unmittelbar danach sofort in die Ostsee zu springen. Natürlich auch im Winter, wenn erst mal zehn Meter auf dem Eis zurückzulegen waren. Jede noch so kleine Unkorrektheit wurde mit Liegestützen, Klimmzügen oder mit ›Sputnik‹ bestraft. Dabei musste der Auserwählte, während die anderen der Gruppe geschlossen weiterliefen, diese umrunden wie ein Satellit im Weltall die Erdkugel. Abends wurde geduscht, ebenfalls nach Zeit und gruppenweise. Warmes Wasser gab es in dieser Kaserne nicht, man gewöhnte sich daran. Die Latrine bestand aus einer sogenannten Pissrinne und einzelnen, im Raum stehenden Toilettenschüsseln. Schamwände dazwischen waren nicht vorhanden. So konnten alle selbst beim Erledigen des ›größeren Geschäftes‹ miteinander kommunizieren, allerdings nur, wenn es erlaubt war beziehungsweise kein Unteroffizier in der Nähe war.
    Nach einigen Wochen konnten die Ausbilder sehen, welche besonderen Fähigkeiten die Männer hatten und es begann die Spezialisierung. Eine Einsatzgruppe bestand aus zehn bis zwölf Mann, je nach Aufgabenbereich. Sie setzte sich aus dem Gruppenführer, seinem Stellvertreter, einem Scharfschützen, Funker und einem Sanitäter, aus Nahkämpfern, Panzerbüchsenschützen und einem Sprengtaucher zusammen. Matti Klatt, Ralph Jentzsch und weitere 15 Mann wollten Sprengtaucher werden, es wurden aber nur fünf gebraucht.

    Samstag, 25. Oktober 2003, 3:15 Uhr, Unfallklinik
    Â»Ich wünschte, ich könnte dasselbe sagen.« Matti Klatt zog sich einen Stuhl heran und setzte sich. »Was ist passiert, Mann? Warum hast du die beiden beim Einkaufscenter umgelegt? Du hättest sie unschädlich machen und das Geld mitnehmen können. Für dich wäre es eine Kleinigkeit gewesen. Und was soll ich hier   …«
    Jentzsch hob seinen unverletzten Arm und bedeutete Matti Klatt, dass er ruhig sein sollte. Das Sprechen, vielmehr das Flüstern, fiel ihm schwer.
    Â»Hör … zu. Das Geld war … für dich bestimmt. Wenn   … du auf meinen … Vorschlag … nicht … eingegangen … wärst. Dann … hätte … ich … es mit … dem Geld versucht.«
    Die letzten Worte waren kaum zu verstehen. Sein Atem ging flacher und die Kurve auf dem Monitor zeigte Unregelmäßigkeiten.
    Â»Für mich? Was für einen Vorschlag wolltest du mir unterbreiten?«
    Matti Klatt zog seine Jacke aus, ihm wurde warm. Wieder bedeutete Jentzsch ihm, nichts zu sagen.
    Â»Bitte, hör mir genau zu … Komm näher. Gut so   … Wir   … werden … das Land retten. Es … wird … eine neue   … Ordnung entstehen. Das ist die … letzte Möglichkeit, dem   … Chaos ein … Ende zu machen. Du … sollst mit dazu … gehören. Wir … nehmen nur die … Besten.«
    Jentzsch hatte die Augen geschlossen, Matti Klatt konnte kaum noch etwas verstehen.
    Was sollte das? Land retten, neue Ordnung, Chaos? Wusste Ralle noch, was er da redete? Die Pulskurve, oder was auch immer das war, tendierte mehr und mehr zur waagerechten X-Achse.
    Â»Husky, wir … haben … dich … nicht … umsonst

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