Infantizid
waren nur groÃe Fenster, rechts davon, an der angrenzenden Wand, war eine Leinwand aufgebaut. Daneben standen ein Fernseher mit Videorecorder, ein DVD-Player, Tonbandabspielgeräte und ein Polyluxgerät. In der Mitte der Wand hing eine Tafel. Es roch ziemlich muffig, wahrscheinlich wurde hier nie gelüftet. Auf dem Tisch standen drei übervolle Aschenbecher. Gerade als die Kaffeemaschine ihre letzten röchelnden Geräusche von sich gab, erschienen die Mitarbeiter der Mordkommission: Hubaczek, Kratzenstein, Leichenkolbe, Fischer und ein uniformierter Polizist. Hauptkommissar Bräunig bat alle, Platz zu nehmen und sich selbst mit Kaffee zu bedienen.
»Also, werte Mitstreiter, da der Raubmord offensichtlich aufgeklärt ist, habe ich darauf verzichtet, eine erweiterte Mordkommission zu bilden. Lassen wir den Leuten ihr Wochenende. Herr Klatt und Polizeimeister Klimm nehmen an unserer Besprechung teil. Da wir über das Motiv noch nichts Genaues wissen und Herr Klatt dabei offensichtlich irgendeine Rolle spielt, hoffe ich, dass wir das Rätsel gemeinsam lösen können. Herr Klatt, ich bitte Sie, Ihr Einverständnis vorausgesetzt, diese Geheimhaltungserklärung zu unterschreiben. Danke. Und dann sollten vielleicht noch alle wissen, dass Herr Matti Klatt Erfahrungen damit hat, wie kriminalpolizeiliche Arbeit vor sich geht. SchlieÃlich war er mal Oberkommissar der Kriminalpolizei Abteilung Leben und Gesundheit sowie später Gruppenführer der Diensteinheit IX, des späteren SEK.«
Verdammter Mistkerl, dachte Matti Klatt, du hast mich nicht nach meiner Vergangenheit gefragt, ich hätte es dir schon noch gesagt.
Nachdem alle Anwesenden die Information verinnerlicht hatten, sagte Fischer: »Na, dann willkommen im Klub.«
»Ich denke, wir sollten keine Zeit verlieren und beginnen.« Bräunig übergab Hubaczek das Wort und schenkte sich auch eine Tasse Kaffee ein. Auf der Tasse stand sein Name: Klaus. Ein Geschenk seiner Frau.
»In der Kürze der Zeit und aufgrund der Tatsache, dass heute Samstag ist, war es schwierig, aussagekräftige Informationen in Bezug auf Peter Arndt und Ralph Jentzsch zu bekommen. Beide haben keinen Vermerk in irgendwelchen Polizeiakten und haben beziehungsweise hatten ihren Wohnsitz in Berlin. Arndt wurde am 1. August 1960 in Berlin geboren, war von Beruf Kraftfahrer und starb am 24. Juli 1999 bei einem Verkehrsunfall. Er war alleinstehend und lebte in einer kleinen Wohnung im Stadtbezirk Pankow. Er wuchs als Waisenkind auf, andere Verwandte wurden nicht ermittelt. Jentzsch wurde am 17. Dezember 1961 ebenfalls in Berlin geboren und war auch alleinstehend. Ãber seinen Beruf und seine sonstigen Tätigkeiten wissen wir noch nichts. Seine Wohnung befindet sich in Berlin-Mitte. Das war bis jetzt alles, was mir die Kollegen dort übermitteln konnten. Ach ja, und ein Foto von Arndt. Die Ãhnlichkeit mit Jentzsch ist unübersehbar.« Er reichte das Foto herum.
»Das ist nicht wirklich viel. Wann bekommst du mehr?«, wollte Bräunig wissen.
»Am Montag, wenn alle Behörden öffnen und Nachbarn, eventuell Kollegen, Freunde und Bekannte befragt werden können.«
»Bleib am Ball. Was ist mit den Spuren am Tatort, am Auto und vor allem, was ist mit dem Ausweis?«
Leichenkolbe stellte seine Kaffeetasse weg und schlug seine Mappe auf. »Am Tatort hat sich nichts Weiteres ergeben. Wie ich schon vermutet habe, war Schuhcreme an den Sachen des Sicherheitsmannes. Die Marke bekommen wir noch. Es handelt sich wohl um sehr alte Schuhcreme, noch aus Zeiten der DDR. Dafür sprechen auch die Sachen. Die Sprungschuhe stammen aus Beständen der ehemaligen NVA. Diese hatten eine dicke Kreppsohle ohne Absatz, gingen bis kurz über die Sprunggelenke und waren sehr leicht. Die Sturmhaube bekommt man in jedem Motorradgeschäft. Genauso wie man den Overall und die Handschuhe in jedem Armeeshop bekommt. Das Messer ist interessant. Es stammt aus Beständen der ehemaligen Sowjetarmee. Allerdings nicht von den Muschkoten, die hier stationiert waren, sondern von den Speznas. Die westliche Bezeichnung wurde aus dem russischen âºspezialnoe naznatschenieâ¹ abgeleitet. Diese Einheiten bestanden aus hervorragend ausgebildeten und ausgerüsteten Soldaten für besondere Kampfführung. Sie unterstanden dem Militärgeheimdienst GRU des Verteidigungsministeriums. Zu vergleichen mit dem britischen SAS oder den
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