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Infantizid

Titel: Infantizid Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthias Grit; Hoffman Bode-Hoffmann
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auch meine Meinung. Denkt daran, was Jentzsch zu Matti Klatt kurz vor seinem Tod gesagt hat: ›Wir werden das Land retten, es wird eine neue Ordnung entstehen, wir werden das Chaos beseitigen.‹ Hier ist unser Ansatzpunkt. Wo hat sich Jentzsch die letzten 20 Jahre aufgehalten? Für wen hat er gearbeitet? Wer waren seine Kontaktleute oder Auftraggeber? Wobei sollten Menschen in bestimmten Positionen mitmachen? Gibt es mehrere Täter? Seit wann werden solche Leute befragt? Wie viele wurden angesprochen? Vor allen Dingen, wie viele haben zugestimmt und Ja gesagt? Auf diese Fragen müssen wir ganz schnell Antworten bekommen. Lasst euch die vollständigen Ermittlungsakten von den elf Morden kommen. Lest sie von vorn bis hinten durch. Achtet auf Zeugenaussagen, die uns einen Hinweis auf eine oder mehrere Personen geben, die eventuell mit dem späteren Opfer Kontakt aufgenommen haben könnten. Irgendeinem muss doch etwas aufgefallen sein.«
    Fischer meldete sich noch einmal zu Wort. »Eines ist auch klar und muss allen bewusst sein: Für Matti Klatt gibt es keine Alternative mehr, er muss bei der großen Sache mitmachen oder wir haben die nächste Leiche.«
    Alle nickten stumm, froh darüber, nicht in Klatts Haut zu stecken.

    Der Treffpunkt von Staatsanwalt Feller und dem Hessen war die Gaststätte ›Hubertus‹, ein Stück außerhalb von Erfurt. Sie befand sich direkt an der Zubringerstraße der Autobahn A 4 in die Stadt, am Rand des Steigerwaldes. Um diese Zeit befanden sich nur wenige Besucher in dem Restaurant, es war kurz vor 20 Uhr. Der Hesse saß an der Fensterfront, von welcher er den angrenzenden Parkplatz sehen konnte. Er trank Tee und dachte daran, was die Bullen doch für ausgemachte Trottel waren. Sie hatten ihren Opel tatsächlich vor der Polizeiinspektion in Berlin abgestellt. Wahrscheinlich dachten sie, dass niemand den Schneid besaß, direkt vor der Höhle des Löwen ein Auto zu knacken. Hätten sie den Wagen auf dem Polizeigelände abgestellt, wäre ich ihnen eben bis zu ihrer Unterkunft gefolgt und hätte dann die Wanze wieder entfernt. So war es ein Kinderspiel gewesen, die Tür zu öffnen, natürlich ohne die Alarmanlage auszulösen. Er hatte sie unter dem Sitz entfernt und keiner hatte etwas bemerkt. Feller würde zufrieden sein.
    Der Hesse verdankte seinen Spitznamen dem Dialekt des Ortes seiner Herkunft. Von Geburt an lebte er im Bundesland Hessen, in Usingen. Mit einer Unterbrechung, auf Staatskosten sozusagen. Da sich in der Justizvollzugsanstalt Celle niemand seinen richtigen Namen merken konnte und er ein breites Hessisch sprach, nannte man ihn den ›Hessen‹. Sein richtiger Name war Alfred Krzycztowiak. Er war 36 Jahre alt, mittelgroß und sehr sportlich. Die Schulzeit war mehr oder weniger ein notwendiges Übel für ihn gewesen. Nach der achten Klasse hatte er eine Lehre begonnen, aber gefunden, dass Arbeiten nicht sein Ding war. Nach drei Monaten hatte er sie wieder abgebrochen. Viel lieber ging er in seinen Sportverein. Seine große Leidenschaft war das Kickboxen. Der Hesse hatte wirklich Talent und konnte sogar bei Meisterschaften auf nationaler Ebene einige Titel gewinnen. Geld verdiente er mit kleineren Arbeiten und Gefälligkeiten. Vor allem als Türsteher. In Frankfurt/Main sprach sich sein Talent sehr schnell herum. Hatte er Dienst vor den großen Diskotheken, gab es fast nie Probleme. Man neigte dazu, ihn zu unterschätzen, wenn man ihn so sah, mit seinen dünnen, blonden Haaren und nicht gerade breiten Schultern. Das mussten auch zwei Besucher einer Nobeldisco schmerzlich erfahren. Sie wollten, ohne ihn zu beachten, das Etablissement betreten, hatten aber kein Jackett an. Da das jedoch Vorschrift war, tat der Hesse seinen Job und machte sie darauf aufmerksam. Beide stellten sich vor ihn und fragten provozierend, was er denn tun würde, wenn sie trotzdem hineingingen. Auf seine Antwort, er werde sie daran hindern, fingen sie an zu lachen und gingen einen Schritt auf ihn zu. Damit übertraten sie eine unsichtbare Grenze und bereuten es im nächsten Augenblick. Der Hesse trat dem Ersten blitzschnell mit einem seitlichen Halbkreisfußtritt gegen den Oberarm, sodass dieser brach. Er zog das Bein zurück, stellte es aber nicht auf den Boden, sondern drehte sich um 180 Grad nach rechts und stieß dem anderen rückwärts seine Ferse auf den Solarplexus. Das

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