Infantizid
beziehungsweise abgelehnt hatten. AuÃerdem war immer noch die sogenannte âºgroÃe Sacheâ¹ unklar, ebenso, wer alles organisierte.
Matti Klatt steckte die Kassette ein und fuhr nach Hause.
Das sind ja tolle Aussichten, dachte er. Mir bleibt gar nichts anderes übrig, als zum Schein auf alles einzugehen, was die Omicron AG anbietet. Sonst bin ich der Nächste. Ich muss aufpassen, was ich sage. Sie werden mich natürlich überprüfen und versuchen, mir alle möglichen Fallen zu stellen.
Mit diesen Gedanken ging er duschen. Zur Sicherheit lieà er sich noch mal die erfundene Geschichte, die ihm Bräunig gestern vorgetragen hatte, durch den Kopf gehen. Er hämmerte sich alle Einzelheiten immer wieder ein. Er wollte sich in Erfurt nicht nur mit guten Worten überreden lassen und unter Wert verkaufen. Da durch Jentzschâ tragischen Unfall das Geld abhanden gekommen war, nahm Matti Klatt sich vor zu verhandeln. Warum nicht? Das sollte glaubwürdiger wirken.
Nachdem er sich wieder angezogen hatte, ging er ins Wohnzimmer, machte eine Faust und streckte dann den Mittelfinger in Richtung Türschloss. Ihr verarscht mich nicht, dachte er, ihr nicht!
Er stellte den Fernseher an und schlief die ganze Nacht im Wohnzimmer. Seit er allein lebte, war der laufende Fernseher sein ständiger Begleiter, wenn er zu Hause war. Er half ihm, Informationen zu erlangen, zu entspannen oder einfach nur unterhalten zu werden.
Am Morgen fühlte er sich frisch und ausgeruht. Langsam gewöhnte er sich an den Gedanken, dass im Türschloss eine Wanze steckte. Wenn man sich mit der Situation abgefunden hatte, lieà es sich aushalten. Als er in Richtung Bad ging, erhob er wieder den ausgestreckten Mittelfinger Richtung Tür. Scheià Neurosen, dachte er.
Kurz nach Mitternacht war der Hesse zu Dr. med. Eginhardt Röhls Adresse gefahren. Er würde ihn direkt ab seiner Haustür beschatten. Er sollte so früh dort sein, weil er nicht wusste, wann dieser Doktor nach Heidelberg aufbrechen wollte. Der Hesse hatte nach dem Treffen mit Staatsanwalt Feller einen Plan für seine Vorgehensweise aufgestellt und anschlieÃend drei Stunden geschlafen, um ausgeruht zu sein. Mehr Schlaf brauchte er nicht. Es war zum Glück nicht kälter geworden, nur stürmischer. Endlich, gegen 5 Uhr früh, trat Dr. Röhl vor die Tür und schloss seine Garage auf. Kein Zweifel, er war es: mittelgroÃ, Anfang 30, kurze, dunkle Haare, randlose Brille. Er manövrierte seinen grauen Volvo auf die StraÃe, schloss die Garage wieder ab und fuhr durch seine Wohnsiedlung in Richtung Autobahn. Nach knapp zwei Stunden machte der Arzt an der Raststätte Kirchheimer Dreieck, dem Schnittpunkt der Autobahnen A7 und A4 in Hessen, Pause, um zu frühstücken. Der Hesse folgte ihm. Er achtete darauf, dass sich ihre Blicke nicht begegneten. Sie saÃen drei Tische voneinander entfernt. Der Hesse durchdachte noch mal seinen Plan. Er konnte es schon hier auf dem Parkplatz erledigen, würde damit aber ein zu groÃes Risiko eingehen. Wozu? Die Zeit war vorhanden, also würde er ihm bis zu seinem Hotel und auf sein Zimmer folgen. Dort würde er ihm einen Besuch abstatten, auf den er nicht gefasst war.
Nach 20 Minuten befanden sich beide wieder auf der Autobahn. Der Hesse achtete darauf, dem Volvo nicht zu nahe zu kommen. Nachdem sie die Vororte von Frankfurt/Main passiert hatten, schloss er aber doch etwas dichter auf. Der Verkehr war zu stark geworden und er wollte nicht riskieren, Röhl aus den Augen zu verlieren. Beinahe wäre es passiert, doch im letzten Moment konnte er sehen, dass Dr. Röhl am Frankfurter Kreuz den rechten Blinker setzte.
»He, was soll das? Hier geht es nicht in Richtung Heidelberg«, fluchte der Hesse und manövrierte sich wieder an ihn dran. Möglich, dass er vielleicht noch jemanden mitnehmen wollte. Na schön, mal sehen, wo es jetzt langging.
Sie steuerten ihre Fahrzeuge auf die A 3. An der Ausfahrt Frankfurt-Süd verlieÃen beide die A 3 wieder und bogen in die Möhrfelder LandstraÃe ein. Nach weiteren fünf Minuten standen sie im âºHasenpfadâ¹. Es war eine ziemlich enge StraÃe und der Hesse hatte Mühe, schnell einen Parkplatz zu entdecken. Als er im letzten Moment einen fand, konnte er gerade noch sehen, wie Dr. Röhl in die Tiefgarage der Nummer 132 fuhr. Er rannte das letzte Stück dicht gedrängt an der Hausmauer
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