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Infantizid

Titel: Infantizid Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthias Grit; Hoffman Bode-Hoffmann
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morgen Gelegenheit, von hier aus zu telefonieren, damit Sie sich um Ihre Vertretung im Studio kümmern können. In Ihrer Wohnung schauen wir nach dem Rechten, wenn Sie mir Ihren Schlüssel überlassen. Zivile Kleidung benötigen Sie in dieser Zeit nicht, Sie bekommen alles Notwendige von uns. Zu Ihrer Frage, was Sie in Kiew sollen: Sie werden ein Kommando der Schwarzen Division führen. Dazu ist es notwendig, altes Wissen und einige Fähigkeiten wieder aufzufrischen. So, wie Sie gebaut sind, mache ich mir über das Training keine Sorgen. Meine Aufgabe bestand darin, jemanden zu suchen, der für diesen Auftrag bestens geeignet ist. Und das sind Sie. Ich habe mich sogar persönlich dafür verbürgt. Worum es sich im Einzelnen handelt, erfahren Sie in Kiew. Noch etwas: Ich möchte Sie bitten, sich zu Ihrer eigenen Sicherheit nicht außerhalb dieses Hauses aufzuhalten. Das Grundstück wird streng bewacht.«
    Mit diesen Worten erhob sich Walbe von seinem Platz, verabschiedete sich und ließ Matti Klatt allein zurück. Der zündete sich eine Zigarette an und nahm erst einmal einen kräftigen Schluck aus der Wasserflasche. Sein Kopf sank nach hinten auf die Sofalehne, während er den Qualm ausblies.
    Ich sitze im Käfig. Irre. Ich werde nicht mehr gefragt. Ich empfange Befehle, die ich auszuführen habe. Es wäre sinnlos gewesen, sich zu erkundigen, wo wir uns hier befinden. Von diesem Hausanschluss telefonieren, ha. Natürlich, bei der Überwachung hier liegt es auf der Hand, dass alles registriert wird. Da kann ich mich wirklich nur um meine Vertretung bemühen. Um die Polizisten in Weimar zu informieren, muss ich mir etwas anderes einfallen lassen. Und sie wollen sich um meine Wohnung kümmern, mit meinem Schlüssel! Damit ersparen sie sich den Einbruch, um die Wanzen zu entfernen. Walbe hat sich doch ziemlich verändert. Im Gegensatz zu früher strahlt er jetzt mehr Kälte und Härte aus. Und er ist gefährlich. Es ist Vorsicht geboten.
    Matti Klatt stand auf, um sich noch etwas zu trinken zu holen. Neben dem Wohnzimmer befand sich die Küche. Er öffnete den Kühlschrank und nahm eine Flasche Wasser heraus. Dabei fiel sein Blick aus dem Fenster. Keine 50 Meter von ihm und dem Haus entfernt stand eine Villa. Ein befestigter Schotterweg verband beide Gebäude miteinander. Als er die Flasche geöffnet hatte und zum Trinken ansetzten wollte, sah er im selben Moment eine Limousine in Richtung Villa fahren. Schwarze Mercedes S-Klasse, Kennzeichen K-BZ-54, registrierte sein Unterbewusstsein.

    Die Villa, die Anfang des 20. Jahrhunderts erbaut worden war, war wunderschön. Sie hatte keinen Keller, das Erdgeschoss übernahm diese Funktion. Es wurde komplett aus Natursteinen gebaut. Das Eingangsportal konnte man über die breite, leicht geschwungene Steintreppe erreichen, von rechts oder von links. Das Geländer bestand ebenfalls aus Stein und war handgefertigt. In Höhe des Portals waren auf beiden Seiten zwei große, mit Sprossen versehene Fenster, die grüne Läden hatten. Der Putz war gelb. Das Dach nahm die beiden anderen Etagen auf. Kleine Gauben verrieten, dass sich dahinter auch Wohnräume befanden. Die Dachfläche war mit rotbraunen Biberschwänzen gedeckt worden. An der rechten Seite der Villa befand sich ein Balkon, der von runden Säulen gestützt wurde. Alles in allem eine architektonische Meisterleistung. Wie die meisten dieser herrschaftlichen Häuser wurde es durch ein sogenanntes Gesindehaus komplettiert. Es befand sich circa 50 bis 100 Meter von der eigentlichen Villa entfernt.
    Zu Beginn des Jahres 1998 hatte das Komitee beschlossen, seine Zusammenkünfte nicht mehr an öffentlichen Orten durchzuführen. Es suchte einen zentralen Platz, möglichst nahe der Bundeshauptstadt, und fand schließlich diese Villa. Nach umfangreichen Renovierungsarbeiten war sie innerhalb eines Jahres bezugsfertig. Ein Teil der zuerst ausgebildeten Angehörigen der Schwarzen Division übernahm 1999 den Objektschutz. Da äußerlich alles an ihnen schwarz war, schafften sie sich Riesenschnauzer an. Natürlich schwarze, die darauf trainiert waren, nur auf ihren eigenen Führer zu hören. Und sie hatten alle stets eine Waffe dabei, die MP 5 von Heckler & Koch.
    Den kompletten rechten Teil des ersten Obergeschosses hatte man zum Konferenzsaal ausgebaut. Wer diesen Raum betrat, musste alle

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