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Infantizid

Titel: Infantizid Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthias Grit; Hoffman Bode-Hoffmann
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Fahrer bremste, hielt aber nicht an. Also war die Ampel kurz vor der Autobahnauffahrt auf Grün. Somit bog er jetzt nicht Richtung Frankfurt ab, sondern kurze Zeit später Richtung Dresden. Sie waren auf der Autobahn A 4. Matti Klatt rechnete. Bis Jena waren es circa 15   Minuten, bis zum Hermsdorfer Kreuz ungefähr noch mal zehn Minuten. Von da ging es entweder weiter nach Dresden, oder, wenn sie gleich 90 Grad nach rechts abbogen, via München oder, etwas weiter bei einer längeren Fahrt in einem Kreisel, nach Norden, vermutlich Berlin.
    Nach einer halben Stunde wusste er, dass sie auf der Autobahn A 9 gen Berlin unterwegs waren. Diese Strecke war er schon viele Male gefahren, er kannte praktisch jedes Teilstück. Der Van wurde sehr hochtourig gefahren, ohne viel zu bremsen. Immer wieder schaute Matti Klatt auf die Uhr und errechnete seinen ungefähren Standort. Gegen 13 Uhr nahm er an, dass sie jetzt Leipzig passieren müssten. Das Schkeudizer Kreuz war vor Kurzem fertiggestellt und für den Verkehr freigegeben worden. Sie kamen relativ zügig voran. Gegen halb vier verlangsamte der Fahrer die Geschwindigkeit und Matti Klatt hörte wieder das Relais des Blinkers. Seiner Rechnung nach waren sie kurz vor der Hauptstadt. Der nächste richtunggebende Punkt wäre der Berliner Ring, konzentrierte sich Matti Klatt. Sie verließen die Autobahn. Nach wiederholten rechten und linken Abbiegemanövern war er sicher, dass sie irgendwo östlich von Berlin waren. Seit ein paar Minuten hatten sie die befestigte Straße verlassen und fuhren auf einem ziemlich holprigen Weg.
    Genau um viertel nach vier hielten sie an. Er nahm ein Geräusch wahr, das sich anhörte, als wenn ein Garagentor elektrisch geöffnet wurde. Der Van fuhr an und stoppte kurz darauf wieder. Dasselbe Geräusch ließ vermuten, dass die Garage geschlossen wurde. Nachdem zwei Türen, offenbar Fahrer- und Beifahrertür, zugeschlagen worden waren, kehrte Stille ein. Matti Klatt spürte zunächst einen Anflug von Ermüdung. Ihm taten die Sekunden der Ruhe gut. Auf diese Weise eine Autofahrt zu begleiten, war wirklich keine Erholung und ob es die Mühe wert war, würde sich noch zeigen.
    Nach ein paar Augenblicken wurde die Seitentür langsam geöffnet. Matti Klatt wollte seinen Augen nicht trauen. »Major Walbe! Das glaube ich nicht«, rief er. Mit einem Satz sprang er aus dem Van und begrüßte ihn mit einem kumpelhaften Klopfen auf die Schulter. Sein ehemaliger Chef der Diensteinheit IX stand vor ihm. Das war eine echte Überraschung. Walbe hatte sich nur wenig verändert, die Haare waren etwas grauer. Nach dem ersten Anflug der Freude wurde Matti Klatt schlagartig bewusst, dass auch Walbe mit dieser Sache zu tun hatte und eine Schlüsselrolle spielte. Welche das war, würden die nächsten Stunden zeigen.
    Â»Guten Tag, Herr Klatt. Ich freue mich, Sie zu sehen. Ich hoffe, Sie hatten trotz der getroffenen Sicherheitsmaßnahmen eine angenehme Fahrt?« Er gab ihm die Hand. Seine Augen blitzten wie bei einem kleinen Jungen, der einen Kinderstreich plante. »Das mit dem Major ist schon einige Zeit her«, fuhr er mit einem ernsteren Gesichtsausdruck fort. »Seitdem ist einiges geschehen. Es gibt viel zu bereden. Deshalb habe ich Sie hierherkommen lassen, um ungestört mit Ihnen zu sprechen. Wenn Sie mir folgen wollen.«
    Matti Klatt begleitete Walbe mit wachsamen Augen. Sie verließen die Garage durch eine Brandschutztür und stiegen eine schmale Steintreppe hinauf. Die Stufen waren mit Halogenstrahlern bestückt, die das Licht der fehlenden Fensteröffnungen ersetzten. Das Treppengeländer glänzte in Edelstahl. Oben angekommen betraten sie einen großen, hellen Wohnraum. Er war ungefähr 40 Quadratmeter groß und durch einen Rundbogen aus edlem Holz in zwei Bereiche unterteilt. Im vorderen Teil, der einem Arbeitszimmer glich, befanden sich sehr moderne Möbel und Regale. Die Regale waren ausschließlich mit Büchern gefüllt. Elektronische Geräte wie Computer, Fernseher, Video- und DVD-Player waren zweckmäßig in einem abschließbaren Wandschrank untergebracht. Dieser war offen und man konnte ein brandaktuelles Modell eines Fernsehers sehen. Er hatte einen überdimensional großen Flachbildschirm. In dem anderen Teil, welcher wohl für die gemütlichen Stunden und zum Entspannen eingerichtet war, befand sich ein Kamin

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