Infektion - Tripp, B: Infektion - Rise Again
Heilige – alle waren unter den wiedererweckten Toten vertreten, die umherstreiften und nach Fleisch suchten, das sie den Lebenden vom Leib reißen konnten. Das Ende der Welt war gekommen, und wie immer – wie bei allen endzeitlichen Katastrophen, die die Menschheit überlebt hatte – waren es die fantasielosen, zähen Kämpfertypen wie Danny (denn dafür hielt sie sich), die die Dinge in die Hand nahmen und weitermachten. Es waren immer die interessanten Menschen, die ausgelöscht wurden.
Was kam also danach? Ging es darum, sechs Monate abzuwarten, bis die Zets von selbst verrottet waren und sich nicht mehr rühren konnten? Oder hielt das lebende Fleisch, das sie verzehrten, sie » am Leben«? Wurde dadurch der Vorgang des Sterbens aufgehalten? Soweit Danny wusste, waren sie jetzt unsterblich, solange sie nicht gewaltsam vernichtet wurden. Der Küchenchef im Hotel in Potter hatte große stinkende Flecken unter den Achseln und im Schritt gehabt. War es verwesender Schweiß und Kot oder sich zersetzendes Gewebe? Mann, dachte Danny, nur darüber nachzudenken ist völlig verrückt. Und jetzt mache ich Pläne, die darauf basieren!
Aber es musste etwas geben, das über ihre kurzfristigen Ziele hinausreichte. Ein größerer Plan. Danny konnte sich nur zwei Möglichkeiten vorstellen. Die erste war offensichtlich: ein Heilmittel. Irgendetwas, wodurch das Virus aufgehalten wurde, ein Serum, das die Lebenden gegen eine Infektion immunisierte. Das war natürlich etwas, wozu sie nichts beitragen konnte. Aber sie konnte anderen dabei helfen. Senatorin Anka hatte gesagt, dass ihre Wissenschaftler hier in der Stadt daran arbeiteten.
Danny glaubte nicht daran, dass sie noch lange dazu imstande waren. Trotz des fernen Dröhnens der Brände konnte sie hier draußen in der Nacht Gestöhne hören. Es war nur eine Frage der Zeit, bis die Verteidigung zusammenbrach. Sie selbst würde sich so weit wie möglich von der Stadt entfernen, wenn das geschah, ohne Rücksicht darauf zu nehmen, was andere im Sinn hatten.
Eine andere Möglichkeit lag für Danny keineswegs auf der Hand, weil sie allem widersprach, woran sie dachte und wie sie handelte. Aber es gab kaum eine machbare Alternative. Sie würde zu ihrer kleinen Gruppe in Boscombe Field zurückkehren, unterwegs vielleicht noch ein paar andere auflesen, und an einem sicheren Ort abwarten, bis sich der Sturm verzogen hatte. Und von dem leben, was das Land zu bieten hatte. Jagen und Ackerbau treiben. Verdammt, Amy konnte mit Kaninchen, Schweinen und Pferden umgehen, und vielleicht ließ sie sich von Danny überreden, ein paar davon zu essen. Die Gruppe hatte eine gute Mischung aus Talenten. Topper und Ernie kannten sich mit Maschinen aus. Sie konnten Metall bearbeiten. Sie konnten Werkzeug und sogar Waffen herstellen.
Troy wusste, was bei einem Notfall zu tun war. Auf seine Weise war er genauso fähig wie Danny, wenn auch nicht so erfahren, da er bisher keine ernsten Krisen erlebt hatte. Wulf war ein Jäger und Spurenleser. Ein Überlebenskünstler. Amy war außerdem Ärztin, falls sie medizinische Hilfe benötigten. Maria, die Mexikanerin, war eine geborene Macherin, die Dinge erledigte, ohne dass man sie dazu auffordern musste, und die weitermachte, bis alles fertig war. Patrick konnte sie immer wieder daran erinnern, nicht in die Barbarei zurückzufallen. Dann waren da noch das stille Baby und die blauhaarige Michelle und ihr Bruder Jimmy James. Sie waren die Zukunft.
Auch andere hatten ihren Wert. Nur dass Danny diese Leute kaum kannte. An einige Gesichter konnte sie sich schon gar nicht mehr erinnern. Inzwischen war sie genauso lange von ihnen fort, wie sie mit ihnen zusammen gewesen war. Insgesamt bildeten sie eine große Überlebensressource. Aber nicht nur eine Ressource – Danny kam es nicht richtig vor, so über sie zu denken, obwohl sie sie instinktiv so einschätzte. Vor allem waren es ihre Leute. Sie saßen mit ihr im selben Boot. Doch mit diesem Gedanken wurde ihr gleichzeitig klar, dass sie sie im Stich gelassen hatte. Ihr privater Kreuzzug war ihr wichtiger gewesen, während die anderen nichts dergleichen getan hatten. Alle hatten Verwandte und Freunde. Sie alle waren genauso Schwestern oder Brüder wie Danny.
Diese Erkenntnis schmerzte. Sie waren es nicht weniger als Danny, sondern sogar mehr. Deshalb hatte sie die anderen zurückgelassen, um nach ihrer Schwester zu suchen. Denn für Kelley war sie viel weniger eine Verwandte oder Freundin.
Der Abschiedsbrief
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