Infektion - Tripp, B: Infektion - Rise Again
hatte einen Minderwertigkeitskomplex, wenn es um Humanmedizin ging. Jetzt wünschte sie sich, sie hätte diese Sache nicht derart schleifen lassen.
Murdo schlug auf den Tisch. » Sie!«, bellte er Amy an. » Jones hat ein paar Reparaturen nötig. Also legen Sie los!«
Jetzt war der Moment gekommen, mit der Wahrheit herauszurücken, bevor es endgültig zu spät dafür war. Wenn sie es vermasselte und den armen Kerl mit der Kugel im Bein verlor, drohte ihr richtig großer Ärger. Wenn sie allen erzählte, was sie wirklich war, konnte man sie nicht mehr dazu zwingen, ihn zu operieren. Auch Patrick wusste um ihr Geheimnis, also würde er bestimmt etwas sagen. Alle drängten sich herein, sowohl die bewaffneten Männer als auch die Zivilisten. In der Enge stieg die Anspannung. Jones wimmerte vor Schmerz.
» Hören Sie«, sagte Amy. » Ich bin keine …«
Ein ohrenbetäubender Knall ließ alle zu Boden gehen, mit Ausnahme der Männer in Uniform. Schießpulvergestank breitete sich aus. Der schiefnasige Boudreau hatte einen Schuss auf die Decke abgegeben. Die Patronenhülse fiel klirrend auf den Linoleumboden.
» Für solche Scheiße haben wir keine Zeit«, sagte Murdo. » Alle ziehen sich zurück und lassen die Lady ihre Arbeit machen.«
Die anderen taten, was er sagte. Sie hatten feuchte Augen und ziemliche Angst.
Amy musterte Jones. Seine Haut war blass wie Bienenwachs. Er schwitzte. Seine Mundwinkel waren vor Schmerz verzerrt. Amy stellte sich ein Pferd in der gleichen Situation vor. Das funktionierte nicht. Einen Hund? Schon besser. Auf dem Tisch lag kein Mensch, sondern ein Hund mit sehr langen und geraden Hinterbeinen. Er hatte eine Verletzung, die Amy in Ordnung bringen sollte. Im Prinzip die gleiche Anatomie. Er reagierte anders auf Narkotika, aber da sie keine Veterinärmedizin zur Verfügung hatte, konnte sie kaum etwas falsch machen.
» Patrick, du assistierst mir. Wir müssen uns die Hände waschen, und dann machen wir uns an die Arbeit.«
Eine Minute später schrubbten sie sich in der Männertoilette die Hände sauber und flüsterten hektisch miteinander.
» Ich kann das nicht«, sagte Patrick. » Ich falle in Ohnmacht, wenn ich Blut sehe.«
» Fall später in Ohnmacht«, sagte Amy. » Wir müssen diesen Kerl zusammenflicken, damit die Leute so schnell wie möglich wieder verschwinden. Es sind allesamt Psychopathen, falls es dir entgangen sein sollte.«
» Glaubst du, sie werden uns anschließend die Hand schütteln und gehen?«, schnaufte Patrick. » Sie werden sich hier umsehen und erkennen, dass sie es geschafft haben. Hier können sie die Katastrophe aussitzen und uns zu ihren Dienern machen. Glaub mir. Ich habe als Kellner gearbeitet. Solche Leute möchtest du nicht bedienen.«
» Wie auch immer, wir müssen es tun. Uns bleibt keine andere Wahl. Es wird ziemlich eklig aussehen, also tu einfach, was ich dir sage, und denk nicht darüber nach.«
» So einfach ist das? Toller Ratschlag!«
» Soll ich dir einen wirklich tollen Ratschlag geben?«, flüsterte Amy, während sie sich bemühte, nicht zu brüllen. Sie zog sich ein Paar Latexhandschuhe an.
» Ja, ich möchte einen wirklich tollen Ratschlag hören.«
» Kotz nicht in die Wunde.«
Trotz des Horrors, den Patrick während der vergangenen zwei Wochen erlebt hatte, wurde ihm beim Anblick schwerer Verletzungen immer noch schwindlig und übel. Amy zog den klebrigen Stoff ab, und Fäden aus geronnenem Blut zogen sich in die Länge und rissen. Blasse Haut voller roter Flecken, die Haare angeklebt. Rund um die Eintrittswunde eine donutförmige Aufwölbung der Haut. Das Loch selbst, eine rot-schwarze Körperöffnung, war nicht so schlimm, wie Patrick befürchtet hatte. Amy ließ sich von ihm Verbandsmull reichen sowie steriles Wasser und die unterschiedlichsten antiseptischen Tücher, die er in ihrem medizinischen Seesack fand. Patrick hoffte, dass sie einfach nur die Haut säuberte, das Ganze mit einem Verband umwickelte und fertig.
» Such nach Jodtinktur oder etwas Ähnlichem«, sagte Amy. » In einer braunen Flasche könnte noch etwas Peroxid sein, das würde auch gehen.«
Patrick wusste genau, wie Peroxid aussah. Im Seesack befand sich eine volle Flasche. Er reichte sie Amy.
Amy kippte das Zeug großzügig über die gesamte Beinverletzung. Es schäumte, wurde braun, duftete und zischte. Jones schrie.
» Was machen Sie für einen Scheiß mit ihm?«, rief Murdo.
» Ich mache nur meinen Scheißjob, Mr. Scheißmann«, gab Amy zurück. Als
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