Infektion - Tripp, B: Infektion - Rise Again
wollte sie ihre Antwort unterstreichen, gab sie unverdünntes Jod auf die Wunde, worauf Jones erneut schrie. Reese und Boudreau mussten ihn festhalten, Reese an den Armen und Boudreau an den Knien. Zum Trost sagten sie dem sich windenden Mann, dass er nicht wie eine Scheißtussi heulen sollte.
» Jones«, sagte Amy mit ruhiger Stimme, » wie viel wiegen Sie? Hundertachtzig Pfund?«
Der Verwundete nickte. Er hatte die Zähne so fest zusammengebissen, dass er nicht sprechen konnte.
» Patrick«, sagte Amy mit einer Kopfbewegung, » such nach einer Packung mit kleinen Fläschchen und der Aufschrift › Procain-Penicillin‹.«
Er fand die Packung und nahm ein paar der Glasbehälter heraus.
» Und jetzt such nach einer Spritze«, fuhr Amy fort. » Sie müsste in Papier verpackt sein.«
Patrick reichte ihr die Glasbehälter und die Spritze. Er war fest davon überzeugt, jeden Moment in Ohnmacht zu fallen. Kein Zweifel.
Amy packte die Spritze aus und entfernte die Plastikkappe von der Nadel. Sie schob die Nadel durch die Versiegelung eines Procain-Fläschchens und zog den Inhalt in die Spritze. Sie wollte gerade die Nadel in das wunde Fleisch am Rand der Verletzung drücken, als Patrick sie aufhielt. Er konnte nicht anders. In erster Linie wollte er den Moment des Einstichs hinauszögern.
» Ähm … sollte man nicht zuerst die Luftbläschen aus der Spritze drücken?«
» Glaubst du etwa, dieses Gewebe hier ist luftleer?«, fragte Amy zurück und versenkte die Nadel bis zum Ansatz genau im Einschussloch.
Patrick gab ein krächzendes Geräusch von sich. Sogar Murdo trat einen halben Schritt zurück. Aber Jones schien gar nicht zu spüren, dass seinem Körper erneut Gewalt angetan wurde. Amy nahm das zweite Fläschchen mit Procain und injizierte den Inhalt, aber nicht ins Muskelgewebe, sondern in die Haut. Dann legte sie die Spritze beiseite.
» Nicht anfassen«, sagte sie. » Das brauche ich vielleicht noch mal. Pinzette, Gefäßklemmen und Skalpell, bitte.«
Bevor Patrick die Gelegenheit erhielt, über die Situation nachzudenken, war Amy schon tief in der Wunde. Sie schnitt sie mit dem Skalpell weiter auf, ließ Patrick mit einer Taschenlampe in den Rachen der Wunde leuchten und fand schließlich, wonach sie suchte. Sie setzte die Gefäßklemmen an und stocherte dann mit der langen Pinzette in der Wunde herum, bis sie die Kugel gefasst hatte. Die Klemmen schienen sich aus eigener Kraft zu bewegen wie silberne Watvögel mit scharfen Schnäbeln. Während Amy arbeitete, stellte sie Fragen.
» Wie hat er dieses Ding abbekommen? Zombies können nicht schießen.«
» Zets«, sagte Murdo.
» Was?«
» Wir nennen sie Zets. Nicht Zombies.«
» Meinetwegen. Aber es war kein Zet, der auf ihn geschossen hat, richtig?«
» Ja«, sagte Reese. » Er hat sich selbst ins Bein geschossen.«
» Welches Kaliber?«
» Neun Millimeter«, antwortete Jones jetzt selber. Seine Stimme klang gepresst. Er hatte Todesangst. » Eine Pistole. Ich hab Scheiße gebaut.«
» Wir müssen uns mit einem Anfänger rumärgern«, sagte Murdo. » Jones, bleiben Sie ruhig liegen. Wenn Sie verbluten, müssen wir Ihnen einen Kopfschuss verpassen. Wollen Sie, dass Ihre Mama Sie so sieht?«
» Nein, Sir.« Jones wand sich. Offensichtlich spürte er, wie Amy in seiner Wunde arbeitete. Er zwang sich, ruhig liegen zu bleiben, aber seiner Miene war die Anstrengung anzusehen.
» Wir haben einen Hubschrauber angefordert«, sagte Murdo. » Aber nix da. Wir haben vor vier Tagen den Kontakt zu unserer Haupteinheit verloren. Obwohl ein Treffpunkt vereinbart worden war.«
» Sie haben sich diese Verletzung also selbst zugefügt, Jones«, sagte Amy. » Wie lange ist das her? Einen Tag?«
» Gestern Nacht«, keuchte er.
» Und seitdem haben Sie sich damit herumgeärgert?«
» Er hat wie ein kleines Mädchen geheult«, warf Boudreau ein, der den Griff um Jones’ Knie verstärkte. Patrick spürte intensiv, wie nahe er diesem riesigen, hässlichen Kerl war – der saure Schweiß, die behaarten Arme und das Pfeifen seines Atems durch die verunstalteten Nasenhöhlen. Keine angenehme Begegnung. Patrick wurde sich bewusst, dass er Boudreau anstarrte, damit er nicht sehen musste, was Amy tat. Doch dann musste er hinsehen, weil sie etwas gefunden hatte.
» Kein Mantel«, sagte Amy. » Ein Bleigeschoss. Sie haben Glück, dass dieses Ding kaum zersplittert ist, aber ich glaube, es hat den Knochen getroffen.«
Amy zog ein dunkles Metallklümpchen von der Größe
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