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Infektion - Tripp, B: Infektion - Rise Again

Infektion - Tripp, B: Infektion - Rise Again

Titel: Infektion - Tripp, B: Infektion - Rise Again Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ben Tripp
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dürfte, sagte die Stimme, die offenbar niemals schlief. Du hast auch schon vorher nicht besonders luxuriös gelebt. Sie hatte einen Teil von sich verloren, aber sie hatte es lebend überstanden. Sie war stärker als je zuvor, weil sie jetzt noch weniger zu verlieren hatte.
    Sie wusste, dass es an den Schmerzmitteln lag, aber Danny wurde durch diese seltsame neue Situation in ein Hochgefühl versetzt. Sie musste diesen Moment mit jemandem teilen. Sie empfand keinen Verlust, wie es eigentlich zu erwarten war. Sie bereute es nicht, dass sie gezwungen gewesen war, sich die eigenen Finger abzukauen. Stattdessen fühlte sie sich unglaublich lebendig. Sie fühlte sich unreduzierbar. Sie war auf die absolute Essenz reduziert worden, dann war sie noch einmal reduziert worden, und danach hätte sie sterben müssen. Aber sie war nicht gestorben. Die Lebenszeit, die noch vor ihr lag, war ihr geschenkt worden.
    Danny drehte sich auf dem gesunden Ellbogen herum und rüttelte Patrick wach.
    » He!«, sagte sie in eindringlichem Flüstern.
    » Was ist los?«, flüsterte Patrick zurück.
    » Ich bin jetzt unbesiegbar.«
    Dann fiel sie wieder in Ohnmacht. Gegen Mittag hatte sie heftiges Fieber.
    Patrick bat ständig um kühle Tücher, mit denen er Danny abtupfen konnte, und die anderen brachten ihm dreckige Werkstattlappen. Dannys Gesicht wurde immer schmutziger, je länger das Fieber anhielt, aber wenn Patrick sie für zehn Minuten allein ließ, hatte ihr Schweiß den meisten Dreck weggespült. Er hatte ihr oral ein Antibiotikum verabreicht, das sie gefunden hatten, aber da er sich nicht damit auskannte, war es durchaus möglich, dass Patrick sie gegen Malaria behandelt hatte. Wozu das Zeug auch immer gut sein mochte, es schien ihr jedenfalls nicht zu helfen.
    Habe ich mich in diese vom Leben gezeichnete Frau verliebt?, fragte sich Patrick, als er erneut versuchte, Dannys Oberkörper weit genug aufzurichten, damit sie etwas trinken konnte. Es waren schon seltsamere Dinge geschehen. Sie geschahen in diesem Moment auf der ganzen Welt. Nein, entschied er dann. Er liebte sie, was nicht das Gleiche war. Trotzdem …
    Danny sprach wieder. Das Fieber trieb heraus, was in ihrem Unterbewusstsein vor sich ging, als würde man mit einem Ruder den Boden eines Sumpfes aufwühlen. Größtenteils murmelte sie Unsinn, und manchmal sprach sie von ihrer Schwester Kelley. Aber niemals mit ihr. Sie sprach Patrick direkt an, wenn sie ihn erkannte, und bei anderen Gelegenheiten wandte sie sich an die nicht anwesende Amy. Dann sprach sie zu jemandem, den sie Zet-Killerin nannte, und einmal sogar zu Weaver, den sie aufforderte, in Deckung zu gehen. Aber Kelley lag jetzt in der Vergangenheit.
    Patrick kühlte sie, so gut er konnte, und wechselte häufig die T-Shirts aus dem geplünderten Second-Hand-Laden, die er ihr als Windel unterschob. Patrick staunte, wie oft Frauen pinkeln konnten. Dann wurde ihm bewusst, dass Danny immer heftiger stank. Nicht nach altem Schweiß oder Krankenbett, sondern faulig, nach Tod.
    Dannys Handstumpf war auf den dreifachen Durchmesser angeschwollen. Es stand außer Frage, dass der Gestank von dort kam. Die Wunden, die Patrick genauso vernäht hatte, wie er es bei Amy beobachtet hatte, nässten und waren rund um die Stiche violett verfärbt, während die Enden eine graue Färbung annahmen. Er musste etwas tun. Nach allem, was Danny durchgemacht hatte, nach allen Feinden, denen sie sich gestellt hatte, war es nun die mikroskopische Armee, die sie besiegen würde.
    » He, Topper, mach mir einen scharfen Draht heiß«, sagte Patrick. » Glühend heiß.«
    Topper warf einen Blick auf Dannys Hand und sagte: » Ach du Scheiße!«. Dann entfernte er sich kopfschüttelnd.
    » Das stinkt verdammt übel!«, sagte Ernie und hielt Patrick den sterilisierten Draht mit ausgestreckter Hand hin.
    Patrick musterte die Knolle, zu der Dannys Hand geworden war, eine Schwellung so dick wie ihr gebeugtes Knie, gerötet und fiebrig heiß. Er sollte nicht noch mehr Zeit verlieren. Los! Er hatte sich eine mondförmige Radkappe wie eine Salatschüssel in den Schoß gelegt. Er hielt Dannys schlaffe Hand über das provisorische Becken, und dann – nachdem er die Luft einsog – stieß er den angespitzten Draht in Dannys Handfläche.
    Sie platzte.
    Eine unvorstellbare Menge an stinkendem, blutigem Eiter schoss heraus, durchsetzt mit Kringeln aus gelblicher und grünlicher Creme. Die Masse spritzte auf seine alten Jeans, dann ließ der Druck nach, und die

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