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Inferno

Inferno

Titel: Inferno Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edward Lee
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Wenn sie nicht da war, versagte er völlig. Doch sie würde es ihm nie erzählen.
    Das Leben ging wieder seinen geregelten Gang, zumindest so geregelt wie möglich.
    »Sieh mal«, sagte Via. »Da kommt wieder der Arsch.«
    Von ihrem Barhocker aus blinzelte Cassie zur Tür. Chester kam mit einem blauen Auge und einer pflasterbeklebten Nase herein.
    »Soll ich ein bisschen mit ihm spielen?«, fragte Via. »Vielleicht ein kleiner Tritt in die Magengrube?«
    Der winzige Schnitt in Cassies Handrücken würde ihnen den Spaß ermöglichen. »Warten wir erst mal ab, wie er sich benimmt«, sagte sie zu Via.
    »Was hast du gesagt?«, fragte der baumlange Barkeeper. »Ich hab dich nicht verstanden, Cassie.«
    »Hab nur mit mir selbst gesprochen.«
    Chester schämte sich ganz offensichtlich; er ging direkt zu Roy und gab ihm etwas Geld. »Hier ist dein Geld von neulich, Roy«, sagte er verlegen. »Tut mir echt Leid, was da passiert ist. Manche Dinge ändern sich einfach nie, weißt du? Bier plus Chester ist gleich Arschloch.«
    »Kein Problem, Chester«, sagte Roy. Die beiden Männer schüttelten sich die Hände. »Kleines Spielchen?«, fragte Roy dann und deutete auf den Billardtisch.
    »Himmel, nein!«, gab Chester zurück, und alle lachten.
    Kann man das fassen? , dachte Cassie. Ich bin eine Goth in einer Redneck-Kneipe – und ich passe hierher!
    Es war wirklich komisch, aber Cassie fing langsam an, die Bar zu mögen.
    »Da ist ja mein Talisman«, sagte Roy und kam wieder zur Theke. »Kaum zu glauben, dass ich so oft gewinne.«
    »Du bist eben ein cooler Typ, Roy.«
    Er nickte über seinem Bier. »Ja, sieht so aus.«
    Zwischen ihnen beiden würde sich bestimmt keine Romanze entwickeln, aber Cassie mochte Roy. Er war ihr bester Freund hier.
    Ihr bester lebendiger Freund, um genau zu sein.
    Via schlurfte unsichtbar um sie herum. »Er ist scharf auf dich, weißt du das?«
    »Ja, das weiß ich«, sagte Cassie, doch im selben Moment fiel ihr auf, Verdammt! Ich kann’s einfach nicht lassen .
    Roy sah sie verwundert an. »Was weißt du?«
    »Nichts.«
    Roy nippte an seinem Bier und schüttelte den Kopf.
    »Ist was?«
    »Geht mir einfach nicht aus dem Kopf«, fing er an. »Seit Tagen schon, wahrscheinlich sollte ich dir gar nichts davon erzählen.«
    »Was denn, Roy?«
    »Ach, du denkst bestimmt, ich hab sie nicht mehr alle.«
    »Quatsch. Versuch’s doch einfach mal.«
    Er lachte in sich hinein. »Ich hatte letztens einen seltsamen Traum, den blödesten Traum, den ich in meinem ganzen Leben gehabt habe.«
    »Nämlich?«
    »Ich hab geträumt, dass … also, ich habe dir geholfen, ein Grab aufzubuddeln …«
    Via lachte laut auf.
    »Komischer Traum, findest du nicht?«
    »Und willst du auch wissen, wessen Grab?«
    »Hmmm, lass mich raten. Das von Fenton Blackwell?«
    Roy richtete sich kerzengerade auf. »Genau!«
    Cassie blieb noch ein wenig länger in der Kneipe, trank Cola und sah Roy zu, der mit Vias Hilfe beim Billard gewann. Doch schließlich ging ihr die Countrymusik auf die Nerven; irgendwann reichte es ihr einfach. Nine Inch Nails wären jetzt gut, oder vielleicht sogar ein bisschen Aldinoch.
    »Ich muss los, Roy. Bis dann.«
    »Alles klar, bis dann.«
    »Der arme Kerl wird jetzt wahrscheinlich das ganze Geld wieder verlieren«, sagte Via, als sie aus der Bar gingen.
    »Er wird es schon noch lernen.«
    »Wirst du es ihm sagen?«
    »Nö.«
    Es war eine heiße Sommernacht, der Mond schien und die Grillen zirpten. Sie gingen den Hügel hinauf in Richtung Blackwell Hall. Beide trödelten, und Cassie grübelte vor sich hin.
    Sie wusste, sie musste einiges bedenken, trotzdem hatte sie sich eigentlich schon entschieden.
    »Du hast sicher schon darüber nachgedacht – na, du weißt schon.«
    »Ja«, sagte Cassie.
    »Hast du dich entschieden?
    »Ob ich zurück in die Mephistopolis gehe? Tod oder ewigen Kerker riskiere? Ob ich als Luzifers schlimmster Feind in die Hölle zurückkehre und dem Gefallenen Engel, der aussieht wie Brad Pitt, helfe, Krieg gegen Satan zu führen? Ob ich mich von allen Schergen, Golems, Rekruten und sonstigen ekelhaften, mörderischen Ausgeburten der Hölle jagen lassen will? Ja, ich habe mich entschieden.« Cassie schluckte. »Ich gehe zurück.«
    »Cool!«, jubelte Via und umarmte sie.
    Was sollte sie sonst tun?
    »Lissa ist immer noch irgendwo da unten, und verdammt noch mal, ich werde sie finden.«
    »Super, und wir werden einen Höllenspaß haben!«
    Da war sich Cassie nicht so sicher. Aber sie war ein

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