Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Inferno - Höllensturz

Inferno - Höllensturz

Titel: Inferno - Höllensturz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edward Lee
Vom Netzwerk:
unfair, mich zu überlisten. Das ist nicht nett, und du bist eigentlich ein netter Mensch. Also sei gefälligst zuvorkommend.«
    Walter zuckte die Achseln. Kann ich was dafür, dass ich gerne wissen würde, was los ist? Ich weiß noch nicht mal, wohin ich gehe, aber ihr zufolge muss es genau so sein. »Du wirst dein Schicksal nicht finden. Dein Schicksal wird dich finden.«
    »Das hier sind die Dampfkraftwerke des Bezirks«, erläuterte Namenlos. Sie liefen durch eine Art Firmengelände, dessen Straße mit Schädeldecken gepflastert war. Zu beiden Seiten der Straße befanden sich Anordnungen von zwanzig Meter dicken Rohren. Die riesigen Rohre vibrierten und zischten. Sie schienen kein Ende zu nehmen.
    »Wozu sind die gut?«
    »Wärmeregulierung. Luzifer will nicht, dass eine Gegend der Hölle kühler ist als eine andere. Er will alles schön heiß haben.«
    Und heiß war es hier, heißer als in Texas im August. »Das ist das Dümmste, was ich je gehört habe«, ließ sich Walter vernehmen. Er betrachtete die endlosen Reihen der Rohre. »Das ist alles völlig nutzlos. Eine Beleidigung der Logik. Mit all den Rohstoffen und all der Energie könnte Luzifer diesen Ort im Handumdrehen auf Vordermann bringen.«
    »Natürlich könnte er das. Aber er tut es nicht. Willst du wissen, warum?«
    »Ja.«
    »Weil er eitel ist. Gott ist besser als er, und er weiß es, aber er könnte das niemals zugeben. Er könnte niemals eingestehen, dass er unterlegen ist, weil sein Stolz es verbietet. Also nutzt er all diese Rohstoffe und all seine Macht nur, um Gott zu beleidigen. Du hast Recht, das ist wirklich irrsinnig, aber Luzifer weiß nicht, was er sonst tun soll. Also macht er einfach stur weiter, was er schon immer gemacht hat.«
    Walter hielt inne. »Moment mal. Hast du dich gerade verplappert?«
    Pause.
    »Nein, Walter, wovon redest du? Ich habe nur … Mutmaßungen angestellt.«
    »Klar. Und wahrscheinlich waren die auch noch paradox , was?« Walter gestattete sich ein Lächeln. »Ich glaube, du hast dich gerade verplappert.«
    »Halt die Klappe, Walter. Sei einfach still und geh weiter.«
    Walter ging weiter. Er war halb verdurstet und hungrig, aber als sie am nächsten Menschenburger-Stand vorbeikamen, lehnte er dankend ab. Hin und wieder hörte man einen Schrei aus weiter Ferne, wenn ein dämonischer Arbeiter auf den riesigen Rohren ausrutschte und abstürzte. Der weinrote Himmel verschob sich wie eine Luftspiegelung. Nagetiere mit Fangzähnen und Flügeln kauerten auf Stromleitungen, wie es Krähen in der Welt der Lebenden taten.
    Walter hatte keine Ahnung, wohin er ging, doch er trottete weiter durch den Dampf und die Dunkelheit. Doch zum ersten Mal, seit er in der Mephistopolis angekommen war, fühlte er Zufriedenheit in sich aufsteigen.
    Eigentlich hatte er sich vorher überhaupt noch nie so richtig zufrieden gefühlt.
    In etwa eineinhalb Kilometern Entfernung färbte etwas den Himmel dunkel. Zuerst dachte er an Sumpfgase, ein unheimlich leuchtender Nebel, doch schon bald sah er, dass es etwas anderes war. Ein diffuses silbernes Licht, das in etwa in Form einer Pyramide im Himmel hing.
    Er dachte an das, was Namenlos gesagt hatte. Über das Wesen des Schicksals.
    »Dieses Licht da. Gehen wir dort hin?«
    Namenlos antwortete nicht.
    »Wir gehen dort hin«, sagte Walter entschieden.

II
    Sie versteckten sich mit dem Nektoport hoch oben in der Luft, in einer Ansammlung von Wolken, welche die Farbe von Galle hatten. Cassies Höhenangst hatte sich schnell gegeben. Zwei Kilometer hoch in der Luft, was blieb ihr schon übrig, als sie zu überwinden? Sie stellte sich den Nektoport als eine Art fliegenden Teppich, oder noch besser, als fliegende Höhle vor. Langsam gewöhnte sie sich an diese Form des Transports, sie genoss sie sogar schon fast.
    Was sie allerdings mit Sicherheit nicht genießen würde, war ihr nächstes Unterfangen.
    »Schau mal, deine Mutter hat nicht gelogen.« Angelese senkte das Ophit-Sichtglas und zeigte durch den Ausstieg auf den Panzuzubezirk. Cassie konnte das Atrozeum auch mit bloßem Auge erkennen. Die riesige, über der Arena schwebende Todesplatte stürzte plötzlich ab.
    »Lieber Himmel«, murmelte Cassie.
    »Sie führen jetzt eine Fusion nach der anderen durch, um jeden bekannten Totenpass zu zerstören.«
    »Damit ich nicht aus der Hölle verschwinden kann.«
    »Mhm.«
    Cassie trat vom Ausstieg des Nektoports zurück. »Und jetzt gehen wir in den Mephisto-Turm? Ich finde immer noch, dass du nicht mehr

Weitere Kostenlose Bücher