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Inferno - Höllensturz

Inferno - Höllensturz

Titel: Inferno - Höllensturz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edward Lee
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fügte die Stimme aus der Kloschüssel hinzu. »Liebe. Ich kenne einen Ort, an dem die Liebe dich endlich finden wird. Liebe, wie du sie dir nie hättest träumen lassen. Hast du das schon jemals erlebt, Walter?«
    Er dachte an Candice. »Nein.«
    »Bring dich nicht um, dann bekommst du endlich, was du verdienst. An einem Ort, an dem niemand über dich lacht.«
    Das zuckende Mädchen im Florida-Shirt übernahm wieder. »D-d-du wirst keine Lachnummer mehr sein.«
    Die Kloschüssel-Verkünderin entgegnete: »Du wirst wahrlich geliebt werden.«
    Was machte es schon für einen Unterschied? Ich unterhalte mich mit zwei Halluzinationen, weil ich total irre bin. Aber wenigstens war das mal eine interessante Unterhaltung. Walter gefiel das Thema.
    »Und wo soll das sein?«
    Das Florida-Shirt wand sich wieder im Griff der unsichtbaren Kraft, die sie manipulierte. »In der M-mefff-mefffissssss-topolis!«
    »Vertrau uns, Walter«, fügte das Mädchen in der Kloschüssel noch hinzu, bevor er weitere Fragen stellen konnte.
    Vertrauen? »Warum sollte ich? Ich habe Candice vertraut, und was war? Sie hat mich benutzt. Mädchen benutzen mich immer nur. Ich bin ein verklemmter Streber. War ich schon immer.«
    »Tu, was wir dir sagen, und du wirst ein König sein«, sagte die Stimme aus dem Klo.
    Das Florida-Shirt vor ihm bebte. Jetzt konnte Walter tatsächlich eine Spur dieses unsichtbaren Wesens erkennen, das sie bedrängte: ein hässlicher Geist, der direkt hinter ihr stand. Seine dicken Hände hingen hoch in der Luft und hielten surreale Marionettenschnüre, die an dem Mädchen befestigt waren, und sie zwangen, zu tun oder sagen, was immer er wollte. »Du-du könntest der mächtigste Mensch aller Zeiten sein. Aber nicht, wenn du dich u-u-umbringst.«
    Dann verschwand der Geist hinter dem Mädchen plötzlich wie eine Rauchsäule, und das Mädchen sank zu Boden. Sie sah auf, die Augen voller Panik. »Wo bin ich? Was mache ich hier?« Hektisch sprang sie auf und rannte weg.
    »Walter?« Die Stimme aus der Kloschüssel schon wieder.
    »Was denn?«
    »Dein Schicksal wartet auf dich.«
    Walters eigener Schatten zog sich langsam auf dem Fußboden in die Länge, obwohl er selbst vollkommen regungslos dastand. Die groben Umrisse von Armen, ähnlich wie Tintenflecke, streckten sich aus und lange schwarze Finger fuhren die Wand hinauf, vor der Walter stand.
    Ein Finger begann, ein letztes Graffiti zu schreiben, wie ein schwarzer Edding, nur dass es keine Tinte war, sondern nur ein Schatten.
    Der Schatten schrieb folgendes:
    SOHN DES ÄTHERS!
    NIMM DEIN SCHICKSAL AN!
    Als Walter wieder auf sein Zimmer kam, war es schon beinahe Mitternacht. Er war merkwürdig gelassen. Halluzinationen waren bei Geisteskranken gang und gäbe, und wie sonst sollte man seine derzeitige Verfassung erklären? Er war selbstmordgefährdet. Er war pathologisch depressiv. Das brachte die Chemie im Gehirn durcheinander, ließ ihn Dinge sehen, die gar nicht da waren, und Worte hören, die nicht wirklich gesprochen wurden. Mein Gehirn funktioniert nicht richtig , musste er feststellen. So einfach war das.
    Aber was sollte er tun? Den Rat der Halluzinationen annehmen? Oder seinem Herzen folgen?
    Das Wohnheim war so still wie ein Leichenschauhaus. Er konnte seinen eigenen Herzschlag hören, und der wurde noch lauter, als Walter in die Ecke hinübersah, wo er das Gewehr an die Wand gelehnt hatte. Etwas anderes zog seinen Blick auf sich: das gerahmte Bild von Candice. Er sah es an wie in einem Traum. Sie ist so wunderbar …
    Aber lächelte sie ihn an, oder lachte sie ihn aus?
    Also, was haben wir denn hier , fragte er sich und ließ sich aufs Bett fallen. Ich verspüre einen starken Drang zum Selbstmord. Gleichzeitig habe ich Halluzinationen, die mir sagen, ich solle mich bloß nicht umbringen. Was so oder so bedeutet, dass ich ein ernsthaftes psychisches Problem habe. Ich habe den IQ eines Genies, aber ich habe auch einen uncoolen Körper und keinerlei Sexappeal; dazu fehlen mir jegliche Persönlichkeit und soziale Kompetenz. Und zu allem Überfluss hält mich das Mädchen meiner Träume für den größten Witz der Menschheitsgeschichte. Er rieb sich die Hände. So sieht es aus. Das haben wir.
    Ach ja, eines hab ich vergessen. Ich habe außerdem ein nagelneues Gewehr.
    Walter, ein echtes Genie auf dem Gebiet der Naturwissenschaften, neigte eigentlich zu objektivem Denken. Anders gesagt, die Philosophie war nicht seine Baustelle. Er glaubte an Gut und Böse als konkrete

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