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Inferno

Inferno

Titel: Inferno Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Brown
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mit der Zeile Ihr, die von gesundem Geist besessen setzte sich der Text in einer einzigen, durchgehenden Zeile fort. Er verlief in einer immer enger werdenden Spirale, ausgehend vom Rand bis in die Mitte der Maske.
    Der Verlauf ähnelte dem Weg der Sünder den Berg des Fegefeuers hinauf zum Paradies. Der Symbolologe in Langdon erkannte die Form der Spirale sofort. Symmetrisch-archimedisch, im Uhrzeigersinn . Außerdem hatte er bemerkt, dass die Anzahl der Windungen einer vertrauten Zahl entsprach.
    Neun.
    Er wagte kaum zu atmen, als er die Maske langsam im Kreis drehte und den Text las.

    »Die erste Stanze ist Dante, beinahe wörtlich«, sagte Langdon. »›Ihr, die von gesundem Geist besessen, bemerkt die Lehre, die vom Schlei’r umzogen, in sich verbirgt dies seltsame Gedicht.‹«
    »Und der Rest?«, drängte Sienna.
    Langdon schüttelte den Kopf. »Das ist nicht von ihm, glaube ich. Es ist in einem ähnlichen Versmaß verfasst, aber ich erkenne den Text nicht. Es sieht aus, als hätte jemand versucht, seinen Stil zu imitieren.«
    »Zobrist«, flüsterte Sienna. »Sonst kommt niemand infrage.«
    Langdon nickte. Zobrist hatte mit Botticellis manipulierter Mappa dell’Inferno bereits bewiesen, dass er die Werke der Alten Meister gerne veränderte, bis sie seinen Bedürfnissen genügten.
    »Der Rest des Textes ist sehr eigenartig«, sagte Langdon, während er die Maske weiterdrehte und von außen nach innen las. »Hier ist die Rede von abgeschlagenen Pferdeköpfen … gestohlenen Knochen von Blinden …« Er las bis zur letzten engen Spirale im Zentrum des Textes und sog verblüfft die Luft ein. »Hier steht auch etwas von ›blutroten Wassern‹.«
    Sienna hob die Augenbrauen. »Wie in Ihren Visionen von der silberhaarigen Frau?«
    Langdon nickte, während er über die Bedeutung der Worte grübelte. In den blutroten Wassern der Lagune, in der sich nie spiegeln die Sterne.
    »Sehen Sie!«, flüsterte Sienna. Sie hatte ihm über die Schulter geblickt und deutete nun auf ein einzelnes Wort in der Textspirale. »Ein bestimmter Ort.«
    Langdon fand die Stelle, die er beim ersten Mal überlesen hatte. Es war der Name einer der spektakulärsten und einzigartigsten Städte der Welt. Langdon lief ein Schauer über den Rücken, als ihm bewusst wurde, dass es auch die Stadt war, in der Dante sich mit der tödlichen Krankheit infiziert hatte.
    Venedig.
    Kann es sein, dass die Maske auf Venedig hinweist?
    Schweigend studierten sie minutenlang die kryptischen Verse. Das Gedicht war verstörend und makaber, und es war schwer zu entschlüsseln. Die Verwendung der Worte Doge und Lagune schien über jeden Zweifel hinaus zu bestätigen, dass die Stanze sich auf Venedig bezog – jene einzigartige Stadt im Wasser einer Lagune, jahrhundertelang regiert von venezianischen Herrschern, den Dogen .
    Langdon verstand noch nicht, auf welchen Ort in Venedig die Stanze deutete, doch sie schien den Leser unmissverständlich aufzufordern, den Hinweisen zu folgen.
    … dann leget das Ohr auf den Boden und folgt dem Klang des tropfenden Wassers …
    »Alles deutet auf einen Ort unter der Erde hin«, sagte Sienna.
    Langdon nickte unruhig und las die nächste Zeile.
    … folgt ihm tief in den Versunk’nen Palast … denn hier im Dunkel lauert das chthonische Monster.
    »Was?«, fragte Sienna nervös. »Was für ein Monster?«
    »Ein chthonisches «, antwortete Langdon. »Das h ist stumm. Es bedeutet so viel wie ›unter der Erde lebend‹.«
    Bevor Langdon fortfahren konnte, hallte das Donnern eines hastig zurückgeschobenen Riegels durch die Kapelle. Offenbar hatte soeben jemand von außen den Touristeneingang geöffnet.
    »Grazie Mille«, sagte der Mann mit dem Ausschlag. Tausend Dank .
    Der Fremdenführer nickte nervös, während er die fünfhundert Dollar in Bargeld einsteckte und sich nervös vergewisserte, dass ihn auch niemand beobachtete.
    »Cinque minuti«, wiederholte er noch einmal und zog die entriegelte Tür einen Spalt weit auf. Der Mann mit dem Ausschlag schlüpfte hindurch. Dann schloss der Fremdenführer die Tür wieder. Fünf Minuten .
    Anfangs hatte er kein Mitleid mit dem Mann gezeigt. Der Fremde hatte behauptet, den ganzen Weg von Amerika nach Florenz gekommen zu sein, um im Battistero di San Giovanni zu beten – in der Hoffnung, von seiner schlimmen Hautkrankheit geheilt zu werden. Fünfhundert Dollar hatten in dem Fremdenführer am Ende doch noch Erbarmen geweckt – fünfhundert Dollar und die wachsende Sorge, der

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