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Inferno

Inferno

Titel: Inferno Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Brown
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überdachte Brücke verband den Dogenpalast mit dem Kerker, wo die Gefangenen litten und starben, und ihr gequältes Stöhnen war durch den schmalen Gang über dem Kanal gehallt.
    Langdon hatte das Gefängnis einmal besucht und erfahren, dass die schlimmsten Zellen keineswegs auf Höhe der Wasserlinie lagen, wo sie häufig überflutet wurden, sondern im obersten Stockwerk, auf einer Höhe mit dem Dogenpalast. In den berüchtigten Bleikammern , wie sie wegen ihrer Decken aus Blei genannt wurden, hatte im Sommer furchtbare Hitze und im Winter schreckliche Kälte geherrscht. Casanova, der große Verführer, war einst hier gefangen gewesen. Von der Inquisition des Ehebruchs und der Spionage bezichtigt, war ihm erst nach fünfzehn Monaten Kerkerhaft die Flucht gelungen, nachdem er seinen Kerkermeister betört hatte.
    Maurizio steuerte auf einen Liegeplatz zu, aus dem ihm soeben eine Gondel entgegenkam. »Sta attento!«, rief er dem Gondoliere zu. Er hatte einen freien Anlegeplatz direkt vor dem Hotel Danieli gefunden, neunzig Meter von Markusplatz und Dogenpalast entfernt.
    Maurizio warf ein Tau um einen Dalben und sprang an Land, als würde er für einen alten Piratenfilm gecastet. Nachdem er das Boot gesichert hatte, drehte er sich um und streckte die Hand aus, um den Passagieren hinauszuhelfen.
    »Danke«, sagte Langdon, als der muskulöse Italiener ihn an Land zog.
    Sienna stieg als Letzte aus. Als der gutaussehende Maurizio sie an Land hievte, sah er ihr so tief in die Augen, als wollte er sagen: Lassen Freunde hier. Mit mir du haben schönere Zeit . Sienna schien es jedoch nicht einmal zu bemerken.
    »Grazie, Maurizio«, sagte sie gedankenverloren. Ihr Blick war unverwandt auf den nahen Dogenpalast gerichtet.
    Dann, ohne auch nur einen Schritt innezuhalten, führte sie Langdon und Ferris in die Menge hinein.

KAPITEL 70
    Der Marco Polo International Airport, passenderweise nach einem der berühmtesten Reisenden der Geschichte benannt, liegt vier Meilen nördlich des Markusplatzes an den Ufern der Laguna Veneta.
    Elizabeth Sinskey war zwar erst zehn Minuten zuvor von Bord gegangen, doch brachten private Flugreisen eine Reihe von Privilegien mit sich, und so raste sie nun schon in einem futuristischen schwarzen Motorboot über die Lagune, einem Dubois SR 52 Blackbird. Die Transportgelegenheit hatte der Fremde organisiert, mit dem sie telefoniert hatte.
    Der Provost.
    Nachdem Sinskey den ganzen Tag bewegungsunfähig auf der Rückbank eines Vans gesessen hatte, weckte die frische Meeresluft ihre Lebensgeister. Sie genoss den salzigen Wind, der ihr silbernes Haar zerzauste. Fast zwei Stunden waren seit ihrer letzten Spritze vergangen, und endlich fühlte sie sich wieder richtig wach. Zum ersten Mal seit letzter Nacht war Elizabeth Sinskey wieder sie selbst.
    Agent Brüder saß mit seinem Team neben ihr. Keiner sagte ein Wort. Falls die Männer Bedenken hatten, was das anstehende Rendezvous betraf, so ließen sie sich davon nichts anmerken. Sie konnten es ohnehin nicht ändern. Befehl war Befehl.
    Das Boot raste weiter. Rechts von ihnen ragte eine große Insel auf. Hinter dem Strand drängten sich Ziegelhäuser mit hohen Schornsteinen. Murano , dachte Elizabeth. Die Insel der Glasbläser.
    Ich kann nicht glauben, dass ich wieder zurück bin. Der Kreis schließt sich .
    Während ihres Medizinstudiums war sie mit ihrem Verlobten nach Venedig gekommen und hatte das Glasmuseum besucht. Dort hatte ihr Verlobter ein wunderschönes mundgeblasenes Mobile entdeckt und unschuldig geäußert, dass er so etwas irgendwann gerne einmal ins Kinderzimmer ihres gemeinsamen Babys hängen würde. Sogleich hatten Schuldgefühle Elizabeth übermannt; sie hatte ihr schmerzhaftes Geheimnis viel zu lange für sich behalten. Sie hatte sich ein Herz gefasst und ihm endlich von dem schweren Asthma in ihrer Kindheit erzählt und von der tragischen Glucocorticoid-Therapie, die sie unfruchtbar gemacht hatte.
    Ob es nun ihre Unehrlichkeit gewesen war, die das Herz des jungen Mannes in Stein verwandelt hatte, oder ihre Unfruchtbarkeit, würde Elizabeth nie erfahren; eine Woche später hatte sie Venedig ohne Verlobungsring verlassen.
    Ihr einziges Erinnerungsstück an die herzzerreißende Reise war ein Amulett aus Lapislazuli. Der Äskulapstab war ein passendes Symbol für die Medizin – für die bittere Medizin in diesem Fall. Und sie trug es seit damals ständig. Mein geliebtes Amulett , dachte sie. Das Abschiedsgeschenk eines Mannes, der wollte,

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