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Inferno

Inferno

Titel: Inferno Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Brown
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Jahrhundert nach.
    Während Langdon weiter auf die Biegung des Platzes zuhielt, sah er weit vor sich das blaue Glaszifferblatt des Uhrenturms. Genau durch diese Uhr hatte James Bond im Film Moonraker einen Bösewicht geworfen.
    Erst in dem Moment, als Langdon den abgeschirmten Platz betrat, konnte er die Einmaligkeit dieser Stadt genießen.
    Den Klang.
    Da es in Venedig so gut wie keine Autos oder sonstige Motorfahrzeuge gab, fehlte auch der andernorts typische Verkehrslärm, und damit war Raum für all die nichtmechanischen Geräusche: menschliche Stimmen, gurrende Tauben und weinende Geigen, die die Gäste auf den Terrassen der Cafés unterhielten. Venedig hatte einen Klang wie keine andere Stadt der Welt.
    Als die Spätnachmittagssonne von Westen auf den Dom fiel und lange Schatten über den bunt gepflasterten Platz warf, blickte Langdon zum Campanile hinauf, der sich hoch über den Platz erhob und die antike venezianische Kulisse dominierte. In der oberen Loggia des Turms drängten sich Hunderte von Menschen. Bei der Vorstellung, dort oben zu sein, lief Langdon ein Schauer über den Rücken, und er setzte seinen Weg durch das Meer aus Menschen fort.
    Sienna hätte mühelos mit Langdon mithalten können, doch Ferris war zurückgefallen, und sie hatte beschlossen, sich so zu positionieren, dass sie beide Männer in Sichtweite behielt. Doch nun wurde die Distanz zwischen den beiden immer größer, und sie sah ungeduldig zu Ferris zurück. Ferris deutete auf seine Brust. Das Atmen fiel ihm schwer, und er bedeutete ihr, einfach weiterzugehen.
    Sienna eilte Langdon hinterher und verlor Ferris rasch aus dem Blick. Doch während sie sich einen Weg durch die Menge bahnte, kam ihr ein Verdacht. Lässt Ferris sich absichtlich zurückfallen?
    Sienna hatte vor langer Zeit gelernt, ihren Instinkten zu vertrauen, und so duckte sie sich nun in eine Nische, ließ den Blick über die Menge schweifen und hielt Ausschau nach Ferris.
    Wo ist er hin?
    Es war, als würde er nicht länger versuchen, ihnen zu folgen. Sienna musterte jedes Gesicht in der Menge, und schließlich entdeckte sie ihn. Zu ihrer Überraschung war Ferris in die Hocke gegangen und tippte auf seinem Handy.
    Das Handy, dessen Akku angeblich leer ist.
    Furcht ergriff sie. Er hat mich im Zug angelogen.
    Was trieb Ferris da? Schrieb er jemandem eine SMS ? Recherchierte er etwas hinter ihrem Rücken? Versuchte er, das Rätsel von Zobrists Gedicht zu lösen, bevor Langdon und Sienna dazu kommen würden?
    Was auch immer er da tat, er hatte sie definitiv belogen.
    Ich kann ihm nicht vertrauen.
    Sienna überlegte, ob sie ihn zur Rede stellen sollte, doch sie beschloss, rasch wieder in der Menge zu verschwinden, ehe er sie entdecken würde. Sie hielt auf den Dom zu und suchte nach Langdon. Ich muss ihn warnen. Er darf Ferris nichts mehr anvertrauen .
    Sienna war keine fünfzig Schritte mehr vom Dom entfernt, als jemand sie von hinten packte und zu sich herumriss.
    Sie stand Ferris gegenüber.
    Der Mann mit dem Ausschlag atmete schwer. Offensichtlich war er gerannt, um sie einzuholen. Er wirkte so nervös, wie Sienna es noch nie bei ihm gesehen hatte.
    »Tut mir leid«, sagte er hechelnd. »Ich habe mich in der Menge verirrt.«
    Als Sienna ihm in die Augen schaute, wusste sie es ganz sicher. Er verbirgt etwas.
    Als Langdon vor dem Markusdom ankam, stellte er überrascht fest, dass seine beiden Gefährten nicht mehr hinter ihm waren … und dass es vor dem Hauptportal keine Touristenschlange gab. Na ja, es ist später Nachmittag , dachte er sich. Die meisten Touristen waren vermutlich nach einem üppigen Mittagsmahl aus Pasta und Wein zu träge für eine weitere Dosis Geschichte und schlenderten stattdessen lieber ein wenig über die Piazza oder tranken Kaffee.
    In der Hoffnung, dass Sienna und Ferris jeden Augenblick eintreffen würden, richtete Langdon den Blick auf das Portal des Domes. So mancher Kunsthistoriker vertrat die Ansicht, er habe zu viele Eingänge – der untere Teil der Fassade wurde von einer Phalanx aus fünf Türen beherrscht –, dennoch wirkten die schweren Bronzetüren in erster Linie einladend.
    Als eines der schönsten Beispiele für byzantinische Architektur in Europa wirkte der Markusdom ungewöhnlich ›weich‹ und geradezu fragil. Im Gegensatz zu den strengen grauen Türmen von Notre-Dame oder Chartres war der Dom zwar imposant, aber irgendwie auch … bodenständiger. Er wurde von fünf weißgetünchten Kuppeln gekrönt, die ihm ein

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