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Inferno

Inferno

Titel: Inferno Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Brown
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absuchten. Langdon erkannte einen von ihnen. Es war der muskulöse Kerl, der auf sie geschossen hatte, als sie mit dem Trike von Siennas Wohnung geflohen waren.
    Da ihnen nicht viel anderes übrigblieb, duckten Sienna und Langdon sich und liefen eine ummauerte Wendeltreppe hinab, die wieder ins Erdgeschoss führte. Als sie den Absatz erreichten, blieben sie in den Schatten stehen. Jenseits des Altarraums bewachten mehrere Soldaten die Ausgänge und ließen ihren Blick aufmerksam durch das Kirchenschiff schweifen.
    »Sobald wir die Treppe verlassen, sehen sie uns«, sagte Langdon.
    »Die Treppe führt noch weiter nach unten«, wisperte Sienna und deutete auf ein Schild. Es hing an einem Absperrseil quer über den Stufen und trug die Aufschrift ACCESSO VIETATO . Jenseits des Schilds wurde die Treppe immer schmaler und führte in die Dunkelheit.
    Dumme Idee , dachte Langdon. Eine Krypta ohne Ausgang .
    Sienna war bereits über das Seil gestiegen. Sie tastete sich die Stufen hinab und verschwand.
    »Die Krypta ist offen«, flüsterte Sienna von unten.
    Das überraschte Langdon nicht. Die Krypta des Markusdoms unterschied sich von vielen anderen ihrer Art vor allem dadurch, dass sie nach wie vor als Kapelle diente, in der regelmäßig Gottesdienste vor den Gebeinen des heiligen Markus abgehalten wurden.
    »Ich glaube, ich sehe Sonnenlicht«, flüsterte Sienna.
    Wie ist das möglich? Langdon versuchte, sich an seine vorherigen Besuche an diesem heiligen unterirdischen Ort zu erinnern. Sienna sah vermutlich das lux eterna , ein elektrisches Licht, das ständig auf dem Grab des Evangelisten im Zentrum der Krypta brannte. Plötzlich hörte er weiter oben auf der Wendeltreppe Schritte. Ihm blieb keine Zeit mehr zum Nachdenken. Rasch stieg er über das Seil und achtete dabei sorgfältig darauf, es nicht in Schwingung zu versetzen; dann legte er die Hand an die grob behauene Wand und tastete sich um die Kurve herum.
    Sienna wartete am Fuß der Treppe. Hinter ihr war in der Dunkelheit kaum etwas zu erkennen. Die Krypta war eine eckige, unterirdische Kammer mit einer beängstigend niedrigen Decke, die von uralten Säulen und Ziegelbögen getragen wurde. Das Gewicht des gesamten Doms ruht auf diesen Säulen , dachte Langdon, dem bereits wieder seine Angst vor geschlossenen Räumen zu schaffen machte.
    »Ich habe es Ihnen ja gesagt«, flüsterte Sienna. Ihr hübsches Gesicht wurde tatsächlich von gedämpftem Tageslicht erhellt. Sie deutete auf mehrere verglaste Fenster in der Wand.
    Lichtschächte , erkannte Langdon. Die hatte er ganz vergessen. Hinter den Fenstern waren Schächte, die nicht nur Licht, sondern auch Frischluft in die beengte Krypta bringen sollten, und sie reichten bis zum Markusplatz hinauf. Das Fensterglas war mit einem dichten Geflecht aus dünnen Eisenringen verstärkt. Langdon nahm zwar an, dass man die Fenster von innen öffnen konnte, doch sie befanden sich in Schulterhöhe … und sie waren schmal. Selbst wenn es ihnen irgendwie gelingen sollte, sich hindurchzuzwängen, wäre es so gut wie unmöglich, den dahinterliegenden Schacht hinaufzuklettern, da er etwa zweieinhalb Meter nach oben reichte und am Ende mit einem schweren Eisengitter verschlossen war.
    Im schwachen Licht, das durch die Schächte fiel, ähnelte die Krypta des heiligen Markus einem Wald im Mondschein. Die an Baumstämme erinnernden Säulen warfen lange Schatten auf den Boden. Langdon richtete den Blick auf die Mitte der Krypta, wo ein einzelnes Licht auf dem Grab des Evangelisten brannte. Der Namenspatron der Basilika ruhte in einem steinernen Sarkophag hinter einem Altar, vor dem ein paar Bänke für die wenigen Auserwählten standen, denen es gestattet war, im Herzen des venezianischen Christentums zu beten.
    Plötzlich flackerte neben Langdon ein winziges Licht auf. Er wandte sich um und sah, dass Sienna das Telefon von Ferris eingeschaltet hatte.
    Jetzt verstand Langdon endlich. »Ich dachte, Ferris’ Akku sei leer!«
    »Er hat gelogen«, sagte Sienna und tippte auf das Display. »Und das nicht zu knapp.« Stirnrunzelnd sah sie auf das Handy und schüttelte den Kopf. »Kein Signal. Ich dachte, ich könnte vielleicht im Netz nach Enrico Dandolos Grab suchen.« Sie lief zu einem der Lichtschächte und hielt das Mobiltelefon hoch, in der Hoffnung, vielleicht doch noch ein Signal zu bekommen.
    Enrico Dandolo . Bis jetzt hatte Langdon kaum Zeit gehabt, über den Dogen nachzudenken. Trotz ihrer gegenwärtigen Notlage hatte ihr Besuch im

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