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Inferno

Inferno

Titel: Inferno Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Brown
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Die echten Rosse von San Marco werden aus Sicherheitsgründen drinnen aufbewahrt.«
    Langdon führte Sienna und Ferris einen Gang hinunter zu einem gut beleuchteten Alkoven, wo eine identische Figurengruppe auf sie zuzugaloppieren schien.
    Bewundernd deutete Langdon auf die Skulptur. »Das sind die Originale.«
    Jedes Mal, wenn Langdon diese Pferde aus der Nähe sah, konnte er nicht anders, als die Details ihrer Muskulatur zu bestaunen. Die goldgrüne Patina – ein Nebenprodukt des ungewöhnlich hohen Kupferanteils – betonte ihr dramatisches Erscheinungsbild sogar noch. Der Anblick dieser perfekt erhaltenen Hengste erinnerte Langdon stets daran, wie wichtig es war, große Kunstwerke zu bewahren.
    »Ihre Brustriemen«, sagte Sienna und deutete auf die Bänder um den Hals der Tiere. »Sie haben gesagt, die seien später hinzugefügt worden, korrekt? Um die Naht zu verbergen?«
    Langdon hatte Sienna und Ferris von der Sache mit den ›abgetrennten Köpfen‹ erzählt, die er auf der ARCA -Seite gelesen hatte.
    »Offensichtlich ja«, antwortete Langdon und ging zu der Informationstafel neben den Tieren.
    »Roberto!«, rief eine freundliche Stimme mit italienischem Akzent hinter ihnen. »Wollen Sie mich beleidigen?«
    Langdon drehte sich um und erblickte Ettore Vio, einen jovial aussehenden, weißhaarigen Mann in blauem Anzug. Er trug seine Brille an einer Kette um den Hals. Energisch bahnte er sich einen Weg zwischen den Touristen hindurch. »Sie wagen es, in mein Venedig zu kommen und mich nicht anzurufen?«
    Langdon lächelte und schüttelte dem Mann die Hand. »Ich mag es einfach, Sie zu überraschen, Ettore. Sie sehen gut aus. Das hier sind meine Freunde Dr. Brooks und Dr. Ferris.«
    Ettore begrüßte sie, trat dann einen Schritt zurück und musterte Langdon. »Sie reisen mit Dottori ? Sind Sie krank? Und was ist mit Ihren Kleidern? Werden Sie jetzt zum Italiener?«
    »Weder noch«, antwortete Langdon und lachte leise. »Ich bin wegen einer Information über die Pferde hier.«
    Ettore war fasziniert. »Es gibt also tatsächlich etwas, das der berühmte Professor nicht weiß?«
    Langdon lachte. »Als man sie nach dem 4. Kreuzzug hierher transportiert hat, wurden die Köpfe der Statuen abgetrennt. Darüber muss ich etwas wissen.«
    Ettore Vio machte ein Gesicht, als hätte Langdon sich soeben nach den Hämorrhoiden der Königin erkundigt. »Himmel, Robert«, flüsterte er, »darüber sprechen wir hier nicht. Wenn Sie abgetrennte Köpfe sehen wollen, kann ich Ihnen den berühmten enthaupteten Carmagnola zeigen oder …«
    »Ettore, ich muss wissen, welcher venezianische Doge die Köpfe hat abtrennen lassen.«
    »Das ist nie passiert«, konterte Ettore. »Ich habe die Geschichten zwar auch gehört, aber historisch betrachtet weist nur wenig darauf hin, dass irgendein Doge solch einen Frevel …«
    »Ettore, bitte, tun Sie mir den Gefallen«, unterbrach Langdon ihn. »Welcher Doge war das, der in diesen Geschichten erwähnt wird?«
    Ettore setzte die Brille auf und musterte Langdon noch einmal. »Den Geschichten zufolge sind unsere geliebten Rosse von Venedigs klügstem und listigsten Dogen in die Stadt gebracht worden.«
    »Listig?«
    »Ja, von dem Dogen, der alle zu dem Kreuzzug überredet hat.« Erwartungsvoll blickte er Langdon an. »Von dem Dogen, der mit Staatsgeldern nach Ägypten gesegelt ist, die Flotte dann aber nach Konstantinopel umgeleitet hat, um die Stadt zu plündern.«
    Das klingt doch eher nach Verrat , sinnierte Langdon. »Und wie hieß der Mann?«
    Ettore runzelte die Stirn. »Robert, ich dachte immer, Sie sind ein Gelehrter der Weltgeschichte.«
    »Ja, aber die Welt ist groß und ihre Geschichte lang. Ich könnte ein wenig Hilfe gebrauchen.«
    »Nun, dann will ich Ihnen einen letzten Hinweis geben.«
    Langdon wollte schon protestieren, doch er hatte das Gefühl, dass es ohnehin vergebens wäre.
    »Ihr Doge hat fast hundert Jahre gelebt«, sagte Ettore. »Zu seiner Zeit war das ein Wunder. Die Abergläubischen schrieben seine Langlebigkeit der Tatsache zu, dass er die Knochen der heiligen Lucia aus Konstantinopel gerettet und nach Venedig gebracht hat. Die heilige Lucia hat ihre Augen …«
    »Er hat die Knochen der Blinden geraubt!«, platzte Sienna heraus und blickte zu Langdon, der denselben Gedanken gehabt hatte.
    Ettore hob verblüfft die Augenbrauen. »Das könnte man so ausdrücken, ja.«
    Ferris sah plötzlich kreidebleich aus, als hätte er sich von dem langen Marsch über den Platz

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