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Inferno

Inferno

Titel: Inferno Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Brown
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über das Ehebett hängen wollte.
    Lorenzo de’ Medici – zu Lebzeiten bekannt als Lorenzo der Prächtige wegen seiner Wohltätigkeit – war selbst ein talentierter Künstler und Poet gewesen, von dem es heißt, er hätte ein superbes Auge gehabt. Im Jahre 1489 fand Lorenzo Gefallen an den Arbeiten eines jungen florentinischen Bildhauers und lud den Knaben ein, in den Palast der Medici zu ziehen, wo er sein Handwerk umgeben von Kunstwerken, Poesie und Kultur üben konnte. Unter dem Schutz der Medici gedieh der Knabe und machte sich schließlich daran, zwei der meistgefeierten Skulpturen in der Geschichte zu erschaffen – die Pietà und den David . Heute kennt die Welt diesen Künstler unter dem Namen Michelangelo – ein kreativer Gigant, der von manchen als das größte Geschenk bezeichnet wird, das die Medici der Menschheit gemacht haben.
    Angesichts der Passion der Medici für jede Form von Kunst wäre die Familie sicher erfreut gewesen zu erfahren, dass das Gebäude vor Langdon – ursprünglich der Hauptstall für die Pferde der Medici – in ein vor Energie sprühendes Institut für Kunst umgebaut worden war. Ein ehemaliger Stall, der heutzutage junge Künstler aus der ganzen Welt inspiriert. Die Medici hatten ihn aus gutem Grund an diesem ehemals ruhigen, beschaulichen Ort errichten lassen: wegen seiner Nähe zu einem der schönsten Reitplätze von Florenz.
    Dem Giardino di Boboli.
    Langdon blickte nach links, wo hinter einer hohen Mauer ein Wald von Baumwipfeln zu sehen war. Der riesige Boboli-Garten war eine beliebte Touristenattraktion. Langdon glaubte, dass sie den Garten durchqueren und so die Straßensperre an der Porta Romana unentdeckt umgehen könnten. Falls es ihnen gelang, sich Zutritt zu verschaffen. Der Garten war riesig und bot eine Vielzahl von Verstecken – kleine Gehölze, Labyrinthe, Grotten, Nymphäen. Besser noch, der Weg durch den Boboli-Garten würde sie in die Nähe einer massiven Zitadelle führen. Der Palazzo Pitti, einstiger Stammsitz des Herzogtums der Medici, galt mit seinen hundertvierzig Zimmern als eine der meistbesuchten Touristenattraktionen von Florenz.
    Wenn wir es bis zum Palazzo Pitti schaffen , dachte Langdon, ist die Brücke in die Altstadt nur noch einen Steinwurf weit entfernt .
    Langdon deutete gespielt beiläufig auf die hohe Mauer, die den Garten umschloss. »Wie kommen wir in den Garten?«, fragte er. »Ich würde ihn meiner Schwester zu gerne zeigen, bevor wir durch das Institut laufen.«
    Der tätowierte Jugendliche schüttelte den Kopf. »Von hier aus gibt es keinen Weg rein. Der Eingang ist auf der anderen Seite, beim Palazzo Pitti. Sie müssen durch die Porta Romana und einmal herum.«
    »Schwachsinn!«, sprudelte Sienna hervor.
    Alle drehten sich um und starrten sie an, einschließlich Langdon.
    »Kommt schon«, sagte sie grinsend, während sie den blonden Pferdeschwanz nach hinten strich. »Ihr wollt mir doch wohl nicht allen Ernstes erzählen, dass ihr nicht in den Garten schleicht, um Gras zu rauchen und euch zu amüsieren?«
    Die Kids wechselten Blicke, und dann lachten sie los.
    Der Junge mit den Tattoos war hin und weg. »Ma’am, Sie sollten wirklich hier unterrichten«, sagte er.
    Er führte Sienna und Langdon an der Seite des Gebäudes vorbei und zeigte auf den Parkplatz dahinter. »Sehen Sie den Schuppen da? Auf der anderen Seite steht ein altes Podest. Wenn Sie auf das Dach des Schuppens klettern, können Sie auf der anderen Seite runterspringen.«
    Sienna war bereits unterwegs. Sie warf Langdon über die Schulter einen gönnerhaften Blick zu. »Komm schon, Bruder Bob«, sagte sie. »Oder bist du zu alt, um über eine Mauer zu klettern?«

KAPITEL 22
    Die silberhaarige Frau im Van lehnte den Kopf gegen die kugelsichere Scheibe und schloss die Augen. Sie fühlte sich, als würde sich die Welt unter ihr drehen. Ihr war übel von den Drogen, die man ihr verabreicht hatte.
    Ich brauche einen Arzt, dringend .
    Der Wachmann neben ihr hatte strikte Befehle. Er sollte ihre Bedürfnisse ignorieren, bis die Aufgabe erfolgreich abgeschlossen war. Dem Lärm und Chaos ringsum nach zu urteilen, würde das noch eine Weile dauern.
    Das Schwindelgefühl wurde immer stärker, und das Atmen fiel ihr schwer. Während sie gegen eine neue Woge der Übelkeit ankämpfte, überlegte sie erneut, wie sie an dieser surrealen Wegkreuzung des Lebens angelangt war. Die Antwort darauf war komplex – zu komplex, als dass sie sie in ihrem delirierenden Zustand hätte

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