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Inferno

Inferno

Titel: Inferno Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Brown
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kopfüber im Boden mit zappelnden Beinen; die Zauberer und Hexen mit ihren umgedrehten Köpfen; die korrupten Politiker und Beamten in kochendem Pech; die Scheinheiligen in ihren bleiernen Umhängen; die Diebe, von Schlangen gebissen; die falschen Ratgeber, von Flammen verzehrt; die Zwietrachtstifter, zerhackt von Dämonen … und schließlich die Lügner, bis zur Unkenntlichkeit zerfressen von Krankheiten.« Langdon wandte sich dem Publikum zu. »Die letzte Grube hat Dante aller Wahrscheinlichkeit nach deswegen für die Lügner reserviert, weil er selbst aufgrund einer Reihe übler Verleumdungen aus der geliebten Stadt verbannt wurde.«
    »Robert?«, riss Sienna ihn aus seinen Gedanken.
    Mit einem Ruck war er in der Gegenwart zurück.
    Sienna starrte ihn fragend an. »Was ist?«
    »Unsere Version von La Mappa «, sagte er aufgeregt. »Das Gemälde wurde verändert!« Er angelte den kleinen Projektor aus der Jackentasche und schüttelte ihn, so gut es in der Enge ging. Die Kugel klapperte laut, doch die Hörner der Polizei übertönten das Geräusch. »Wer auch immer dieses Bild erschaffen hat, er hat die Reihenfolge der Gruben im Malebolge verändert!«
    Als das kleine Gerät anfing zu leuchten, richtete Langdon den Lichtstrahl auf die Toilettenrückwand. Die Mappa dell’Inferno erschien hell leuchtend im Halbdunkel ihres Verstecks.
    Botticelli auf einer chemischen Toilette , dachte Langdon verlegen. Das war sicher mit Abstand der profanste Ort, an dem jemals ein Botticelli gezeigt worden war. Langdons Blick wanderte zu den zehn Gruben, und er nickte aufgeregt. »Ja! Das ist falsch! Die letzte Grube des Bösen sollte voll mit Kranken und Aussätzigen sein, nicht mit kopfüber im Boden steckenden Leuten! Die zehnte Grube ist für die Lügner, nicht die klerikalen Wucherer!«
    Sienna schien fasziniert. »Aber warum sollte jemand dieses Bild verändern?«
    »Catrovacer«, flüsterte Langdon und betrachtete die zehn kleinen Buchstaben, die jeder Grube hinzugefügt worden waren. »Ich denke, das Wort heißt in Wirklichkeit anders!«
    Langdons Kopfverletzung hatte zwar seine Erinnerung an die letzten beiden Tage ausgelöscht, doch in jeder anderen Hinsicht funktionierte sein Gedächtnis nun wieder perfekt. Er schloss die Augen und stellte sich die beiden Versionen von La Mappa nebeneinander vor, um die Unterschiede zu analysieren. Es waren weniger, als Langdon geglaubt hatte … und trotzdem war ihm, als hätte sich soeben ein Schleier gehoben.
    Mit einem Mal war alles kristallklar.
    Suche, und du wirst finden!
    »Was denn?«, fragte Sienna ungeduldig.
    Langdons Mund war wie ausgetrocknet. »Ich weiß jetzt, warum ich in Florenz bin.«
    »Tatsächlich?«
    »Ja. Und ich weiß auch, wo ich hinmuss.«
    Sie packte ihn am Arm. »Wohin?«
    Langdon fühlte sich, als hätte er zum ersten Mal seit seinem Aufwachen im Krankenhaus wieder festen Boden unter den Füßen. »Diese zehn Buchstaben«, flüsterte er. »Sie verweisen auf einen Ort in der Altstadt von Florenz. Dort liegen die Antworten.«
    »Wo in der Altstadt? Was haben Sie herausgefunden?«
    Lachende Stimmen drangen von der anderen Seite des Porta-Potty zu ihnen herüber.
    Eine weitere Gruppe von Studenten kam vorbei. Sie scherzten fröhlich und unterhielten sich in verschiedenen Sprachen. Langdon spähte vorsichtig um die Ecke und sah ihnen hinterher. Dann hielt er nach der Polizei Ausschau. »Wir müssen in Bewegung bleiben. Ich erkläre Ihnen alles unterwegs.«
    »Unterwegs?« Sienna schüttelte den Kopf. »Wir kommen nie unbemerkt durch die Porta Romana!«
    »Warten Sie dreißig Sekunden. Dann folgen Sie meinem Beispiel.«
    Mit diesen Worten zwängte er sich aus der Nische und ließ seine Begleiterin verblüfft zurück.

KAPITEL 21
    »Scusi!« Robert Langdon rannte hinter den Studenten her. »Scusate!«
    Die jungen Leute blieben stehen und drehten sich zu ihm um, und Langdon blickte sich hilflos suchend um wie ein verirrter Tourist.
    »Dov’è l’Istituto statale d’arte?«, fragte Langdon in gebrochenem Italienisch.
    Ein tätowierter Jugendlicher zog cool an seiner Zigarette und antwortete abfällig: »Non parliamo italiano.« Sein Akzent klang französisch.
    Eines der Mädchen ermahnte ihren tätowierten Freund, sah Langdon freundlich an und deutete dann demonstrativ die lange Mauer entlang, in Richtung der Porta Romana. »Più avanti, sempre dritto.«
    Immer geradeaus also , dachte Langdon. »Grazie.«
    Wie auf ein Stichwort hin kam Sienna hinter dem

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