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Inferno

Inferno

Titel: Inferno Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Brown
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auf die Planke und streckte verzweifelt die Hände aus, um den Querträger zu packen. Die Taschenlampe fiel in die Dunkelheit, landete auf der dünnen Stoffbahn und wölbte sie mitsamt der Leinwand des Gemäldes leicht nach unten. Langdon rappelte sich panisch auf, und mit einem letzten Satz gelang es ihm, sich auf dem Querträger in Sicherheit zu bringen. Die Planke, auf der er gerade noch gestanden hatte, löste sich federnd aus ihren Widerlagern und landete mit ohrenbetäubendem Poltern auf dem Holz der Kassette, die Vasaris Apotheose umrahmte.
    Der Lärm hallte durch den Dachboden.
    Entsetzt und mit zitternden Knien richtete sich Langdon auf und drehte sich zu Sienna um.
    Im schwachen Lichtschein der heruntergefallenen Taschenlampe konnte er sehen, dass Sienna auf dem letzten Querträger stand. Sie saß fest – es gab keinen Weg mehr zu ihm.
    Ihre Augen verrieten, was er längst wusste. Der Lärm der fallenden Planke hatte sie verraten.
    Vayenthas Blick schoss nach oben zu der kunstvollen Decke.
    »Gibt es da oben etwa Ratten?«, witzelte der Mann mit dem Camcorder nervös, als das scheppernde Gepolter durch den Saal hallte.
    Müssen ziemlich große Ratten sein , dachte Vayentha und sah zu dem runden Gemälde in der Mitte der Decke. Eine kleine Staubwolke hatte sich gelöst und schwebte nach unten. Vayentha hätte schwören können, dass in der Leinwand eine leichte Wölbung zu sehen war, als drücke irgendetwas von der Rückseite dagegen.
    »Vielleicht hat einer der Polizisten seine Pistole von der Plattform fallen lassen«, sagte der Mann mit dem Camcorder. Er hatte die Beule im Gemälde ebenfalls bemerkt. »Was meinen Sie, wonach sucht die Polizei? Ach, das ist alles so aufregend, wirklich sehr aufregend!«
    »Eine Plattform?«, fragte Vayentha ungläubig. »Man kann dort hinauf ?«
    »Sicher.« Er deutete auf den Eingang zum Museum. »Direkt hinter dem Eingang ist eine Tür, die zu einem Laufsteg auf dem Dachboden führt. Von da aus kann man Vasaris Dachkonstruktion sehen. Sie ist fantastisch.«
    In diesem Moment hallte Brüders grollende Stimme durch den Saal. »Wo zum Teufel sind sie hin?«
    Seine Worte kamen – genau wie das Gebrüll wenige Sekunden zuvor – aus einem Gitterrost hoch oben in der Wand. Brüder befand sich offensichtlich in einem Raum dahinter … jedoch noch immer ein gutes Stück unterhalb der kunstvollen Saaldecke.
    Vayenthas Blick wanderte erneut zu der Ausbeulung in der Leinwand.
    Ratten auf dem Dachboden , dachte sie. Sie suchen einen Weg hinaus.
    Sie dankte dem Mann mit dem Camcorder und wand sich zwischen den wartenden Touristen hindurch zum Eingang des Museums. Es hatte noch immer geschlossen, doch da ständig Beamte hin und her rannten, nahm sie an, dass die Tür nicht abgesperrt war.
    Und tatsächlich – ihre Instinkte hatten sie nicht getäuscht.

KAPITEL 47
    Draußen auf der Piazza und im Chaos der eintreffenden Streifenwagen stand im Schatten der Loggia dei Lanzi ein Mann mittleren Alters und verfolgte die Aktivitäten mit großem Interesse. Der Mann trug eine Brille von Plume Paris, eine Paisley-Krawatte und einen winzigen goldenen Stecker im Ohr.
    Während er den Tumult beobachtete, ertappte er sich dabei, wie er sich schon wieder am Hals kratzte. Er hatte über Nacht einen Ausschlag entwickelt, der immer schlimmer zu werden schien und sich in kleinen Pusteln entlang seiner Kieferpartie, am Hals, auf den Wangen und über den Augen manifestierte.
    Als er seine Fingernägel ansah, stellte er fest, dass sie blutig waren. Er nahm ein Taschentuch hervor und wischte sie ab, dann betupfte er die blutenden Pusteln in seinem Gesicht.
    Schließlich richtete er den Blick wieder auf die beiden schwarzen Vans vor dem Palazzo. Im ersten der beiden Fahrzeuge saßen zwei Personen im Fond.
    Eine davon war ein bewaffneter Soldat in einer schwarzen Montur.
    Die andere eine ältere, auffallend schöne silberhaarige Frau mit einem blauen Amulett um den Hals.
    Der Soldat schien eine Spritze aufzuziehen.
    Dr. Elizabeth Sinskey starrte geistesabwesend durch die Scheibe des Vans nach draußen auf den Palazzo, während sie sich zum wiederholten Mal fragte, wie diese Krise derartige Ausmaße hatte annehmen können.
    »Madame?«, sagte eine tiefe Stimme neben ihr.
    Sie drehte sich benommen zu dem jungen Soldaten um, der sie begleitete. Er nahm ihren Unterarm und hielt die Spritze hoch. »Bitte halten Sie still.«
    Eine Nadel durchbohrte ihre Haut.
    Der Soldat injizierte ihr eine klare

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