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Inferno

Inferno

Titel: Inferno Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Brown
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Decke. Langdon ließ sich zu einem Grinsen hinreißen. Wir sind über dem Saal der Fünfhundert, in luftiger Höhe und unsichtbar für alle.
    »Sie sagten, Ignazio hätte Ihnen verraten, wo er die Maske versteckt hat?«, flüsterte Sienna nach einer Weile.
    »Das stimmt«, antwortete Langdon. »Allerdings in verschlüsselter Form.« In knappen Worten erklärte Langdon, dass il Duomino dem Anrufbeantworter das Versteck offensichtlich nicht im Klartext hatte anvertrauen wollen. »Er hat das Paradies erwähnt, und ich nehme an, er meint damit das letzte Buch von Dantes Divina Commedia . Seine genauen Worte waren ›Paradiso fünfundzwanzig‹.«
    Sienna sah Langdon an. »Er muss Canto fünfundzwanzig gemeint haben.«
    »Das denke ich auch«, sagte Langdon. Ein Canto war das ungefähre Äquivalent eines Kapitels; das Wort ging zurück auf die Tradition der gesungenen Dichtung. Die Divina Commedia bestand aus genau einhundert canti , aufgeteilt in drei Bücher:
    Inferno 1 – 34
    Purgatorio 1 – 33
    Paradiso 1 – 33
    Paradiso fünfundzwanzig , dachte Langdon und wünschte, sein fotografisches Gedächtnis hätte den gesamten Text gespeichert. Nicht mal annähernd – wir müssen eine Ausgabe des Buches finden .
    »Es geht noch weiter«, sagte er. »Die letzten Worte Ignazios waren: ›Die Pforten stehen Ihnen offen, doch Sie müssen sich beeilen.‹ Er hielt inne und blickte Sienna an. »Canto fünfundzwanzig bezieht sich offensichtlich auf einen ganz bestimmten Ort hier in Florenz. Einen Ort mit Toren, würde ich sagen.«
    Sienna runzelte die Stirn. »Aber diese Stadt hat Dutzende Tore, wenn nicht Hunderte.«
    »Deswegen brauchen wir auch den genauen Text des Canto fünfundzwanzig aus dem Paradiso .« Er lächelte hoffnungsvoll. »Sie kennen die Passage nicht zufällig auswendig?«
    Sie starrte ihn perplex an. »Etliche tausend Zeilen archaisches Italienisch, die ich als Kind gelesen habe?« Sie schüttelte den Kopf. »Sie sind von uns beiden derjenige mit dem irren Gedächtnis, Professor. Ich bin nur eine einfache Ärztin.«
    Irgendwie war Langdon enttäuscht, dass Sienna trotz allem, was sie gemeinsam durchgemacht hatten, immer noch die Wahrheit über ihren unfassbaren Intellekt verschleierte. Ich bin nur eine einfache Ärztin? Er kicherte innerlich. Bestimmt die bescheidenste einfache Ärztin auf der ganzen Welt. Er rief sich die Zeitungsausschnitte ins Gedächtnis, in denen die Presse von ihren Fähigkeiten geschwärmt hatte. Fähigkeiten, die leider nicht ausreichten, um eine der längsten epischen Dichtungen der Menschheitsgeschichte zu rezitieren. Bedauerlich, aber verständlich , dachte Langdon.
    Schweigend setzten sie ihren Weg fort und überquerten mehrere Träger. Endlich entdeckte Langdon vor sich in der Dunkelheit einen breiten Umriss. Die Besucherplattform! Die wackligen Dielen und Planken unter ihren Füßen führten auf direktem Weg zu einer viel vertrauenerweckenderen Konstruktion, die von einem Geländer umgeben war. Wenn sie die Plattform erst erreicht hätten, könnten sie von dort aus über den Steg bis zur anderen Seite laufen und den Dachboden durch eine Tür verlassen. Danach wäre es nicht mehr weit bis zur Treppe des Herzogs von Athen.
    Als sie nur noch ein paar Meter von der Plattform entfernt waren, blickte Langdon nach unten zur hängenden Decke des Saals. Bisher waren sämtliche Kassetten der Decke gleich groß gewesen, doch nun folgte eine, die viel größer war als alle anderen.
    Die Apotheose des Herzogs Cosimo , dachte er.
    Die riesige, runde Lünette war Vasaris kostbarstes Gemälde und das zentrale Werk in der Decke des Saals der Fünfhundert. Langdon zeigte seinen Studenten oft Dias dieses Meisterstücks und wies dabei auf die Ähnlichkeiten zu The Apotheosis of Washington im Kapitol der Vereinigten Staaten hin – ein zarter Wink, dass das flügge werdende Amerika weit mehr von Italien übernommen hatte als nur das Konzept der Republik.
    An diesem Tag jedoch war Langdon mehr daran interessiert, die Apotheose so schnell wie möglich hinter sich zu lassen, als sie zu studieren. Er balancierte schneller voran und wandte den Kopf ein wenig, um Sienna zuzuflüstern, dass sie es fast geschafft hatten.
    In diesem Moment geschah es. Sein Fuß verfehlte die Mitte der Planke. Der Schuh berührte gerade noch die Kante, und Langdon knickte ein. Halb stolpernd, halb rennend torkelte er vorwärts in dem Versuch, das Gleichgewicht zurückzugewinnen.
    Es war zu spät.
    Er krachte mit den Knien

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