Infernoclub 2 Mein verwegener Duke
anderen übergab, wäre ihr vages Vertrauen in ihn zerstört. Sie brauchte ihn. Jetzt im Augenblick war er alles, was sie hatte. Wenn er ihr nicht half, würde niemand es tun, und in gewisser Weise brauchte er sie vielleicht auch.
Er war fest entschlossen, für ihre Sicherheit zu sorgen, und dies stärkte nur seine Entschlossenheit, sie nicht auszuliefern. Dass sie sich ihm anvertraute, hatte seinem Leben eine neue Bedeutung verliehen.
Zum ersten Mal hatte er die Aufgabe übernommen, auf eine Person aufzupassen, statt sie auszulöschen. Kein Wunder, dass er sich auf diese Aufgabe stürzte, als hinge sein eigenes Heil davon ab.
Der Orden konnte warten, bis er mehr darüber wusste, wer Kates Verfolger und was deren Pläne waren. Virgil würde außer sich sein - genau genommen war es noch nie vorgekommen, dass einer der pflichtbewussten Warringtons sich nicht an die Regeln hielt.
Aber als ihr Beschützer entschied er, dass Kate noch immer zu mitgenommen von den Erlebnissen ihrer Entführung war, um einem eingehenden Kreuzverhör durch seine Kollegen standzuhalten. Und dies war auch der Grund, warum er sich an seinen Beschluss hielt, sie nicht anzurühren.
Die Ehre verlangte es, selbst wenn er vor Verlangen nach ihr brannte. Er hatte sein Wort darauf gegeben, dass sie für ihren Schutz nicht mit ihrem Körper bezahlen musste. Daher unterdrückte er alle Fantasien darüber, sie wieder unter sich zu spüren für ein weiteres Zwischenspiel.
Vielleicht wollte ein Teil von ihm einfach sehen, dass er gelegentlich mehr sein konnte als nur die Bestie.
Trotzdem war ihre verführerische Nähe eine ständige Folter, nachdem er in jener ersten Nacht einen Vorgeschmack bekommen hatte auf das, was ihm am Ende verwehrt geblieben war.
Er war nicht sicher, ob Kate bemerkte, wie genau er sie beobachtete. Er hoffte nicht. Zweifellos spürte sie sein wachsendes Begehren, aber auch sie achtete auf Abstand zwischen ihnen -vorsichtig, freundlich - und beschäftigte sich hauptsächlich mit den Büchern aus der Bibliothek.
Im Gegenzug suchte Rohan nach Gründen, warum er ihr nicht vertrauen sollte, irgendein vages Motiv, um sie von sich fernzuhalten. Bisher war dies ein aussichtsloses Unterfangen.
Eines Tages beschloss er, sie in die Familienkapelle zu führen.
Er wollte sehen, ob Valerians bezaubernder Nachkömmling mit irgendeiner Miene verriet, dass sie an diesem heiligen Ort aus dem Hochmittelalter eines der dort angebrachten alten Symbole des Ordens erkannte. Wenn man wusste, worauf man achten musste, waren sie unübersehbar - von dem Malteserkreuz hoch Über dem Altar bis hin zur Marmorstatue, die den Erzengel Michael darstellte, den Namensgeber des Ordens. Rohan wollte noch einmal überprüfen, ob er sie nicht doch als Lügnerin überführen konnte.
Vielleicht tat er das, weil ihre Unschuld viel zu bedrohlich auf ihn wirkte.
Vorsichtig umfasste er ihre Hand und geleitete sie in die Kapelle, in der die meisten Warringtons geheiratet hatten, und studierte aufmerksam ihr Gesicht, während sie die große Statue des Erzengels betrachtete.
Der heilige Michael war als Krieger dargestellt, mit Brustharnisch, einem Flammenschwert in der Hand und dem sich windenden Luzifer unter seinem Fuß. Obwohl Kate ihn bestaunte, schien die Figur keine besondere Bedeutung für sie zu haben. Jedenfalls war ihr nichts anzumerken.
Scheu lächelte sie ihn an und deutete mit einer Kopfbewegung auf die Statue. „Der Erzengel erinnert mich an Sie.“
Er sah sie nur an.
Sie wandte sich ab, ging weiter und nahm die Schönheit der Kapelle in sich auf. Ernst betrachtete sie all die Reliquien und kunstvollen Verzierungen, die in Stein und in Holz gearbeitet waren. Dann kniete sie nieder, um zu beten. Rohan beobachtete sie aus dem Augenwinkel.
Je deutlicher er die Macht ihrer Unschuld spürte, desto klarer wurde ihm, wie viel er von ihr verlangte. Er erwartete von ihr, dass sie ihr Leben einem Mann anvertraute, den sie kaum kannte, einem Mann, dem sie als Spielzeug übergeben worden war - einem Biest.
Ein paar Abende darauf saßen sie gemeinsam in der Bibliothek, Kates liebstem Raum, tranken vor dem Kamin Schokolade, während vor den Scheiben Schneeflocken sanft herabrieselten.
Rohan hatte die Füße auf den niedrigen Tisch gegenüber dem Ledersofa gestemmt und überflog die Ergebnisse der letzten Preiskämpfe auf der Sportseite der Times .
Kate quälte sich inzwischen aus Gründen, die er nicht nachvollziehen konnte, durch das schrecklichste Buch aus
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