Infernoclub 2 Mein verwegener Duke
versuchen, sich nützlich zu machen. Den ganzen Morgen über beschäftigte sie sich damit, die umfangreiche Büchersammlung der Warringtons in eine logische Ordnung zu bringen.
Offenbar hatte sich seit mindestens hundert Jahren niemand dieser Aufgabe angenommen.
Sie versuchte, Rohan aus ihren Gedanken zu verdrängen, überlegte gleichzeitig, ob sie sich wohl dafür entschuldigen sollte, sich ihm an den Hals geworfen zu haben, wenn sie ihn sah, und ging dabei von Regal zu Regal, um die Bücher nach Sprachen zu ordnen, nach Zeit, nach Größe und vor allem alphabetisch, nach dem Nachnamen des Autors.
Sie hatte viele Werke von ein und demselben Schriftsteller gefunden, die aber nicht zusammenstanden. Am liebsten hätte sie sich die Haare gerauft. Sie konnte nicht verstehen, dass man die Bücher einfach wahllos in die Regale zurückgestellt hatte, wo es doch mehr als sinnvoll war, die Publikationen eines Autors bei einanderzuhaben, sortiert nach Bandnummern, nach den Titeln oder dem Jahr der Veröffentlichung. Was eben gerade passend erschien. Bei Theaterstücken entschied sie sich nach dem Genre: Tragödien kamen zu Tragödien, Komödien zu Komödien und so weiter.
Während ihres Tuns lauerte der Duke die ganze Zeit über in ihrem Hinterkopf, eine große Versuchung, die sie verfolgte, obwohl sie wusste, dass jeder Gedanke an diesen Mann ein Fehler war.
Bald würde dies alles vorbei sein. O’Banyons Brief würde eintreffen und ihrem Aufenthalt in diesem Schloss ein Ende bereiten. Irgendwann würden Rohan und sie herausfinden, warum sie entführt worden war und wer sie verfolgte. Wenn diese Menschen gestellt waren, würden sie beide wieder getrennte Wege gehen. Und was dann?
Vermutlich würde sie ihn nie mehr sehen - warum also sollte sie sich diesem unnötigen Herzschmerz aussetzen? Ihr Verstand befahl ihr, die wachsende Zuneigung zu ihm zu ersticken, am besten augenblicklich. Sie musste gegen die Gefühle, die sie ihn gegenüber entwickelt hatte, ankämpfen. Am klügsten war es also, sich ganz darauf zu konzentrieren, bald nach Hause gehen zu können. Und danach sehnte sie sich.
Egal, wie sehr es sie nach ihm verlangte, wie glücklich sie sich während dieser Tage in seiner Nähe fühlte, es war wichtig, im Auge zu behalten, dass sie ihn niemals haben könnte.
Rohan war ein Duke, von viel zu hoher Herkunft für sie. Für ihn könnte sie niemals mehr sein als eine Mätresse - obwohl, wenn sie ehrlich war, klang das gar nicht einmal so schlecht.
Sie war eine erwachsene Frau. Sie konnte tun und lassen, was! sie wollte. Und wer hätte ihr daraus einen Vorwurf machen können, wenn sie ...? Außerdem hatte sie niemals am gesellschaftlichen Leben teilgenommen, um sich darüber den Kopf zu zerbrechen, was andere von ihr dachten.
Nach all den einsamen Jahren, die sie in ihrem Cottage verbracht hatte, fühlte sie sich jemandem verbunden.
Und dieser Jemand war etwas Wunderbares. Wie sollte sie es schaffen, seine Sanftheit zu ignorieren, die sie unter seinem einschüchternden Äußeren entdeckt hatte?
Wie sollte sie nicht hingerissen sein von einem Mann, der ihn das Leben gerettet, der es sich zur Aufgabe gemacht hatte, sie zu beschützen, der mit ihr sprach wie ein echter Freund und sie mit seinem Charme betörte - ein großer, schöner Mann, der ihr einen unvergesslichen Vorgeschmack auf die Lust gegeben hatte, in jener ersten Nacht in seinem Bett?
Glaubte er, sie wäre aus Stein gemacht? Sie wollte mehr. In der vergangenen Nacht hatte sie sich so sehr danach gesehnt, seinen Mund wieder zu schmecken, seine breite Brust und seine Arme zu liebkosen, sich verzweifelt gewünscht, ihm so nahe zu kommen wie nur möglich.
Und als er ihr davon erzählt hatte, wie er als Kind seine Mutter verloren hatte, hatte die Zärtlichkeit sie überwältigt. Ihr Mitgefühl musste ein Ventil finden. Sie hatte ihn nur geküsst, weil sie glaubte, ihr Herz würde brechen, wenn sie ihm nicht zeigte, wie sehr sie mit ihm litt.
Sie wusste, wie genau er sie jeden Tag beobachtete, und sie hatte gedacht, es würde ihm gefallen. Aber stattdessen hatte er sie zurückgewiesen. Kate war so verwirrt, dass sie nicht mehr wusste, ob er sie eigentlich ablehnte oder sie beschützte.
Natürlich diente alles, was Rohan bisher getan hatte, nur dem Zweck, für ihre Sicherheit zu sorgen. Doch sie wurde von Selbstzweifeln geplagt. Vielleicht hatte er sie verschmäht, weil sie sich nicht wie eine Dame benommen hatte, indem sie auf seinen Schoß gekrochen war.
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