Infernoclub 3 Mein verlockender Earl
umherschweifende Blicke bemerkt.
„Sind Sie auf der Suche nach jemandem?“, fragte er gedehnt und hob amüsiert einen Mundwinkel. „Sie ist dort hinübergegangen“, fügte der Regent hinzu und wies Jordan mit einem Kopfnicken die Richtung.
„Ich danke Euch, Sir.“
„Hm.“ Mit skeptischem Blick wandte sich Prinny ab und war bald von seinen Gästen umringt.
Jordan trat auf den Balkon, nickte Cole zu und stützte sich auf das Geländer, um das weitläufige Oktogon mit den Augen abzusuchen. Bald würde dort unten der Tanz beginnen. Da ist sie ja. Als er Mara gefunden hatte, lächelte er. Sie sprach mit Delilah.
Jordan trat vom Geländer zurück, um zu Mara hinunterzugehen, doch auf der Treppe erspähte er Albert aus dem Augenwinkel heraus. Die betont unauffällige Art, mit der der Duke sich nahe an der Wand hielt, kam Jordan verdächtig vor.
Für gewöhnlich genoss Albert die Aufmerksamkeit der anderen zu sehr, als dass er sich am Rande des Geschehens aufhalten würde. Außer, er plante etwas. Wo will er hin?
Er durfte den Duke nicht aus den Augen lassen, das wusste Jordan. Also folgte er ihm, anstatt sich zu Mara zu gesellen.
Wenige Schritte vor ihm nahm Albert nebenbei ein Glas Champagner vom Tablett eines Dieners und griff im Vorbeigehen ein Stück Kuchen vom Büfett. Essend und trinkend spazierte er weiter, doch Jordan spürte, dass das ungezwungene Verhalten des Dukes bloß gespielt war und von seinen wahren Absichten ablenken sollte.
Während Jordan ihn verfolgte, betrachtete er Carlton House so, wie die Öffentlichkeit es sehen sollte. Glitzernde Kristallleuchter, eintausend erlesene Gäste, die durch die überwältigenden Räume, Hallen und Korridore wandelten.
Die nackten Marmorstatuen überblickten eine scheinbar endlose Parade der Adeligen und Reichen Europas, die in ihrer ausgesuchtesten Festtagskleidung ihre Aufwartung machten. Die Herren in schwarzem Frack und gestärkten weißen Krawattentüchern, wie Jordan sie trug, und die Damen in Gewändern jeder erdenklichen Farbe, einem botanischen Garten gleich.
Während Jordan den Duke weiter im Auge behielt, bekam er unwillkürlich einige Gesprächsfetzen mit.
„Die Hochzeit wird schon bald stattfinden.“
„Am zweiten Mai, nicht wahr?“
„Ja, in Westminster?“
„Nein, hier in Carlton House.“
„Wirklich?“
„Seine Königliche Hoheit sagt, es werde nur eine kleine, private Feier geben, hauptsächlich im Kreis der Familie. Vermutlich im roten Prunksaal, sagt er.“
„Ist das nicht wunderbar?“
Verschiedene Musikergruppen spielten in den Räumen des Palastes. Ein Violintrio hier, eine Harfe und ein Flötist dort. Durch das Fenster wehten die Melodien der deutschen Lieblingsbläser des Prinzen, die sich mit ihren Instrumenten auf der Terrasse befanden.
Doch all diese Klänge verblassten für ihn, als Jordan dem Duke durch das Haus folgte, der nun entschlossen voranschritt.
Zwei Vorzimmer mit makellosem Marmorfußboden befanden sich rechts und links der Eingangshalle mit dem Säulengang, in der noch immer neue Gäste eintrafen. Doch Albert ging daran vorbei, in Richtung der Privatgemächer des Prinzen, wenn Jordan sich recht erinnerte. Mit ziemlicher Sicherheit war dies der Weg, den sie genommen hatten, um dem Regenten den Gerrit Dou zu überreichen.
Mit dem letzten Schluck Champagner trat Albert in einen Raum, der von der hinteren linken Ecke des Vorzimmers abging.
Vorsichtig ging Jordan leise zu der Flügeltür hinüber. Ein schneller Blick um die Ecke verriet ihm, dass sich hinter der Tür eine große, gotische Bibliothek befand.
Dort hielten sich einige der Gäste auf, um zu plaudern, da der Raum sehr viel ruhiger war als der Festsaal.
Jordan runzelte die Stirn, als er hörte, was Albert diesen Gästen mitteilte.
„Meine Damen und Herren, darf ich um Ihre Aufmerksamkeit bitten. Seine Königliche Hoheit wird in wenigen Momenten auf der großen Treppe einen Trinkspruch auf Prinzessin Charlotte und Prinz Leopold ausbringen. Außerdem ist Catalani anwesend und wird dem glücklichen Paar ein Lied widmen. Das sollten Sie nicht versäumen. Ja, das ist korrekt“, beantwortete er die Frage einer Dame, die Jordan nicht verstanden hatte.
„Wenn Sie sich nun in Richtung des Oktogons begeben möchten, denn unmittelbar nachdem Catalani gesungen hat, wird der Tanz beginnen.“
Offensichtlich kam es den Gästen nicht in den Sinn, dass dies eine Finte sein könnte, also verließen sie die Bibliothek.
Jordan war verwirrt.
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