Infernoclub 3 Mein verlockender Earl
Ball vielleicht beim Whist zusammentun und den anderen eine Abreibung verpassen.“ Jordan lächelte. „Der Gedanke gefällt mir, Holyfield. Klingt sehr profitabel.“
„Ausgezeichnet.“ Albert richtete sich zu seiner vollen Größe auf und nickte Jordan hoheitsvoll zu. „Die werden wir ausnehmen. Ich bin froh, dass Sie zu uns gestoßen sind, Falconridge. Rotherstone hat niemals richtig in unsere Runde gepasst, doch Sie scheinen weitaus besser geeignet zu sein.“
„Ich danke Ihnen, Duke.“ Schnell verbeugte sich Jordan, unsicher, ob er seine Belustigung weiterhin verbergen konnte.
Mit hocherhobenem Kopf und einem arroganten Nicken empfahl Albert sich. Hochnäsig stolzierte der Duke zurück in den Salon, um zu dem einzigen Mann zurückzukehren, den er seiner Gesellschaft für würdig erachtete: dem Regenten.
Zynisch und amüsiert blickte Jordan dem Duke nach. Alles in allem ein erfolgreicher Abend.
„Sieht sie nicht umwerfend aus?“, rief Mara, als sie Prinzessin Charlotte und Prinz Leopold beobachtete, die ihre Gäste begrüßten. Meilenweit schien sich die Schlange durch Carlton House zu ziehen. „Wie stolz Ihr auf Euer kleines, großes Mädchen sein müsst“, wandte sie sich mit feuchten Augen an den Prinzen. „Seht Euch die beiden nur an. Sie sind wirklich reizend!“ „Vermutlich haben Sie recht“, murmelte der Regent, und seine Augen funkelten vor väterlichem Stolz.
„Oh, seht doch, er ist ganz vernarrt in sie.“
Als die rundliche, etwas unbeholfene Prinzessin Charlotte ihren Fächer fallen ließ, eilte Prinz Leopold sofort herbei, um ihn aufzuheben und seiner Zukünftigen ehrfürchtig zu überreichen.
Ob dieser jungen, unschuldigen Liebe musste Mara seufzen. „Jedermann kann sehen, dass sie verliebt sind. Der Prinz mag kaum den Blick von ihr abwenden, und sie strahlt über das ganze Gesicht.“
Der beleibte Regent warf ihr einen Seitenblick zu. „Genau wie Sie, meine Liebe.“
„Tatsächlich?“ Errötend wandte Mara sich ihm zu, doch es gelang ihr nicht, ihr Lächeln zu unterdrücken.
Wissend hob er eine Augenbraue. „Seien Sie nur vorsichtig mit ihm. Sie wissen, wie groß meine Fürsorge Ihnen und Thomas gegenüber ist. Wenn Falconridge einen von Ihnen verletzt, lasse ich ihn in den Tower werfen.“
„Das wird nicht nötig sein. Er ist ein ehrenhafter Mann, und wir sind sehr glücklich.“ Sie schaute in den Nebenraum, in dem Jordan mit einigen Herren Whist spielte. Doch neben ihr seufzte Seine Königliche Hoheit verstimmt. „Mein Gott, überall verliebte Menschen. Es ist kaum auszuhalten“, murmelte er trocken, doch sein Blick wirkte wehmütig.
Mara fragte sich, ob er wohl an seine eigene erste Liebe, die unglückliche Mrs Fitzherbert - ebenfalls Witwe -, dachte. Da sie katholisch war, hatte man Prinny verboten, sie zu heiraten.
Schnell schüttelte er die Sentimentalität ab. „Genießen Sie den Tag, meine Liebe“, gebot er mit einem Lächeln und ging, um sich mit den zahlreichen anderen Gästen zu unterhalten.
Traurig blickte Mara dem alternden Prinzen nach, denn trotz all seiner Macht und dem unschätzbaren Reichtum besaß er doch nicht den Schatz, der auch dem niedrigsten Bauern zustand: Liebe.
Mara wandte sich dem Gerrit Dou zu, der einen Ehrenplatz über dem Kamin im Blauen Salon erhalten hatte. Sogar dieses Gemälde, so düster es auch sein mochte, drückte die Liebe eines Mannes zu seiner Ehefrau aus. Ein ältlicher Kaufmann hatte das Porträt seiner ebenso ältlichen Gattin in Auftrag gegeben. Es zeigte nicht die jugendliche Schönheit einer zukünftigen Braut wie Prinzessin Charlotte, sondern die reife, weise Schönheit einer alten Frau mit tiefen Furchen. Längst waren ihre besten Jahre vorüber, doch in den ruhigen Augen der Frau schimmerte eine tiefe Liebe, die bereits ein Leben lang anhielt.
Als Mara nun spürte, wie ihr ob dieser Gedanken wieder die Tränen kamen, schüttelte sie kurz den Kopf und ging hinüber in den Salon, in dem viele Kartentische aufgestellt waren.
Hier wich der Lärm des Balles der ruhigen Konzentration der Spieler. Mara unterdrückte ein Lächeln, als sie bemerkte, dass Jordan gemeinsam mit dem unerträglichen Alby, Duke der Dandys, spielte. Ihr Geliebter musste ein gewiefter Kartenspieler sein, wenn der hochmütige Holyfield sich dazu herabließ, ihn als Whistpartner zu akzeptieren. Obwohl er nur der Zweitgeborene war, hatte sich Alby niemals mit Verlierern abgegeben. Mit Männern, die ihre Stiefel beim falschen Schuhmacher
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