Infernoclub 3 Mein verlockender Earl
Aufmerksamkeit. „Wie bedauerlich. Haben Sie sich etwa zerstritten?“, fragte er mit einem hämischen Lächeln.
„Nun, eigentlich nicht.“ Jordan wählte seine Worte bedächtig. „Ich möchte es so formulieren: Einige Männer ändern sich doch sehr, sobald sie sich vermählt haben.“
Begierig blickte Albert ihn an. „Was meinen Sie damit?“ „Gut, aber Sie haben es nicht von mir gehört, Holyfield“, log er leise. „Seine Braut gewährt Max nicht viele Freiheiten.“ Bei diesen Worten funkelten Albys Augen vor Entzücken. „Was Sie nicht sagen!“
„Ich fürchte, er muss einiges an Klagen über sich ergehen lassen.“
„Mein Gott! Daphne ist eine rechte Xanthippe? Wie wundervoll“, murmelte Albert. „Das hätte ich nie vermutet.“
„Auch Frauen verändern sich gelegentlich mit der Ehe“, bemerkte Jordan klug. „Die charmanteste Kokette kann sich plötzlich in ein zänkisches Weib verwandeln, sobald sie einen Ring am Finger trägt.“
Mit einem Kopfschütteln kostete Alby die Enthüllungen seines Gegenübers aus. „Ich bin erstaunt. Und auch seltsam erfreut.“
„Haben Sie ihr nicht einst den Hof gemacht? Daphne - ich meine Lady Rotherstone?“
Alberts kurzes Auflachen klang halb gequält, halb spöttisch. „Das ist Jahre her. Doch glücklicherweise habe ich das Interesse verloren und Abstand genommen. Die Dame war nicht ganz mein Typ.“
Ha.
„Nun, soweit ich es beurteilen kann, können Sie von Glück sagen, dass sie Sie abgewiesen hat.“
Die Erinnerung an seine Niederlage überzeugte Albert, nicht weiter über Lord und Lady Rotherstone zu sprechen.
Jordan hingegen konnte sich sehr gut die Entrüstung seines besten Freundes Max vorstellen, hätte er gehört, wie er die göttliche Daphne als Xanthippe bezeichnet hatte.
Als er sich daran erinnerte, dass er seinem Anführer einen Bericht schuldete, sobald dieser nach Dante House zurückkehrte, musste Jordan ein Grinsen unterdrücken. Gestern hatte er einen Brief von Max erhalten, in dem er von Drakes Fortschritten berichtete, die er dank der Hilfe eines mysteriösen Mädchens namens Emily machte.
Inzwischen hatte Albert sich abgewandt und seine Zigarre weitergeraucht, während der Nachtwind seine sorgfältig frisierten blonden Locken zerzauste.
Zweifellos hatte der eitle Geck stundenlang Lockenpapier im Haar getragen, bevor er ausgegangen war. Männerhaar sollte nicht so gut aussehen. Die nächsten Worte des Dukes vertrieben Jordans spöttische Stimmung. „Wie ich höre, haben Sie Lady Pierson erobert, Falconridge.“
Jordans Reaktion bestand aus einem scharfen, wachsamen Seitenblick. „Im Gegenteil, es war die Dame, die mich erobert hat.“
Amüsiert schnaubte Albert. Zweifellos hielt er den Kommentar für bloße Galanterie.
Was genau genommen gänzlich egal war.
Jordan hasste es, Gleichgültigkeit vorzutäuschen, was Mara betraf. Doch er würde sicher nicht die Aufmerksamkeit eines Mannes auf sich lenken, der unter dem Verdacht stand, mit den Prometheusianern in Verbindung zu stehen. „Irgendwie muss man sich doch im Leben unterhalten, nicht, Holyfield?“
Gleichgültig zuckte Albert mit den Achseln und verlieh Mara sein höchstes Lob: „Sie ist stets gut gekleidet.“
„In der Tat“, murmelte Jordan, obwohl er es vorzog, wenn sie die teuren Gewänder aus der Bond Street auszog.
„Stört es Sie denn nicht“, Alby drehte sich um, „wie sie ständig über ihr Balg schnattert? Teufel auch, die Frau denkt, dass ihr Sohn Gottes Geschenk an die Menschheit ist! Das geht mir unendlich auf die Nerven.“
Jordan lachte leise. „Ja, das tut sie wohl. Aber nur weil eine Frau ständig spricht, muss ein Mann ihr noch lange nicht zuhören.“
„Das ist wahr! Und wenn man durch vorgetäuschtes Interesse Vorteile erzielt...“
„Genau.“ Mit seinem Whisky prostete Jordan der abwesenden Dame zu und leerte das Glas in einem Zug.
Amüsiert und mit verhaltenem Interesse betrachtete Albert sein Gegenüber. „Werden Sie Mara nächste Woche zum Ball in Carlton House begleiten? Zur inoffiziellen Feier anlässlich Prinzessin Charlottes Verlobung?“
„Ja, mir wird diese Ehre zuteil“, erklärte Jordan unbekümmert. „Warum fragen Sie?“
„Auf dem Ball wird auch gespielt. Ich habe bemerkt, wie gut Sie mit Yarmouth zusammengearbeitet haben.“ Schnell blickte er in den Speisesaal und dann zurück zu Jordan, ein gerissenes Funkeln in den Augen. „Da wir beide ein gutes Händchen zu haben scheinen, sollten wir uns auf dem
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