Infinitas - Krieger des Glaubens (German Edition)
sind Untote, aber so ganz stimmt das nicht. Auch wir sterben. Du kannst dich glücklich schätzen, dass Shia ein Krieger ist und mutig genug, dich aus einem brennenden Feuer zu holen, er hat für dich sein Leben riskiert, das sollte dir bewusst sein. Zweitens kann ein Vampir einen Menschen nur wandeln, wenn beide Blutgruppen zusammenpassen. Ähnlich wie bei einer Transfusion. Würden eure Blutgruppen nicht harmonieren, könnte Shia sich zwar von dir ernähren, aber du hättest sein Vampirblut nicht vertragen, und es wäre für dich nicht gut ausgegangen. Das Blut wird abgestoßen und verklumpt. Erst durch den Austausch passender Blutgruppen konnte die Wandlung vollzogen und aus dir ein Vampir werden.«
Channing nickte einsichtig. »Aber warum war es notwendig, mir meine Erinnerungen zu nehmen?« Er durchbohrte Shia mit seinem Blick.
»Dir muss eines klar sein. Dein Leben, wie es vor der Wandlung verlief, ist ab sofort vorbei. Es gibt den Menschen Channing McArthur nicht mehr. Du magst zwar noch so aussehen, aber dein Wesen, dein Innerstes, ist zu etwas ganz anderem geworden. Es ist besser, du hast an Vergangenes keine Erinnerung. Lebe im Hier und Jetzt und trauere dem Gestern nicht hinterher. Allerdings habe ich nicht erkannt, was du wirklich geworden bist«, meinte Shia ruhig, und vier Augenpaare schauten in Channings Richtung, der immer noch langsam den Raum abschritt.
»Wenn du so gut wärst und für dich selbst sprechen würdest?« Er blickte unsicher zu Shia hinüber. »Los, zieh schon dein Shirt aus.«
Mit einer einzigen Bewegung zog er das schwarze Shirt über seinen Kopf. Hatte es vorher noch leichtes Gemurmel unter den Kriegern gegeben, so verstummten alle in dem Augenblick, als sie Channings Tätowierungen entdeckten.
»Das ist unmöglich!« Aragóns dröhnender Bass erfüllte den Raum. Die anderen Vampire blickten ungläubig die geschwungenen Buchstaben an.
»Genau das habe ich auch gedacht, als ich sie zum ersten Mal sah«, nickte Channing leise.
»Wir haben sie alle, diese Tätowierung, nur mit verschiedenen Losungen, allerdings ist deine etwas Besonderes«, erklärte Shia.
Maroush trat auf Channing zu, um den Leitspruch genauer in Augenschein zu nehmen. Shia spürte Maroushs Anspannung und schob sich näher an die beiden heran.
»Ja, Roush, du siehst richtig!«, er schlug ihm kameradschaftlich auf den Rücken und zog ihn mit sich auf die andere Seite des Raumes. Ein leises Knurren entfuhr Maroushs Brust.
»Könnte mich mal jemand aufklären?«
Channing fuhr sich unwirsch durch die Haare. Jôrek stand von seinem Stuhl auf und stemmte die Hände in die Hüften.
»Du bist ein Halbvampir. Deine Wandlung hat dich nur zur Hälfte zum Vampir gemacht, deshalb auch: Bedenke, dass du ein Mensch bist.«
»Und das heißt?«
»Du musst in kleinen Mengen menschliche Nahrung zu dir nehmen, benötigst nur halb so oft Blut wie einer von uns. Du kannst die Sonne in hoher Konzentration vertragen. Du bist stärker, deine mentalen Kräfte entwickeln sich schneller als bei anderen unseresgleichen, und du brauchst kaum Schlaf. Du hast praktisch alle Vorzüge eines Menschen und die eines Vampirs. Laut unserer Prophezeiung wird es einen mächtigen Halbvampir geben, der die Losung ›Erster unter Gleichen‹ trägt. Er führt uns und wird ein Glaubensgelöbnis mit einer Frau eingehen, die das gleiche Tattoo besitzt.«
Channing zog sich das Shirt wieder über den Kopf. »Was ist ein Glaubensgelöbnis? Und wer trägt noch diese Losung?« Er schaute in die Runde von einem zum anderen.
»Man geht es mit einer Frau ein, mit der man sein Blut tauscht, sein Leben teilt. Also bei dir ist es eine Halbvampirin«, führte Shia seine Erläuterungen weiter aus, »und die Gefährtin, die deine Losung trägt, ist Sara.«
Leise schloss sich die Tür des Besprechungsraums, und Schritte verhallten auf dem Gang. Channing schaute in die Runde und registrierte, dass es Maroush war, der den Raum verlassen hatte. Er blickte fragend in Shias Richtung, doch der erwiderte den Blickkontakt nicht.
»Ich kenne Sara nicht einmal, wir haben zwar unsere Wohnungen getauscht, mehr aber auch nicht. Warum sollte sie meine Frau werden?« Er ließ sich ebenfalls auf einen der Stühle nieder.
»Ich weiß ja nicht einmal, ob ich nicht schon eine Frau habe!«
»Hey!« Jôrek sprang auf und trat wütend auf Channing zu, »jeder von uns wäre stolz, Saras Gefährte zu werden. Achte auf deine Worte, denn was im Diarium steht, wird geschehen, so
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