Infinitas - Licht der Finsternis (German Edition)
Zögerlich berührte er die Manschette, die das Buch zusammenhielt, doch nichts geschah. Er konnte sie weder bewegen noch auf anderer Art das Buch öffnen. Viktor kam ihm zu Hilfe, indem er versuchte, die Rosette zu verschieben oder dort einen Mechanismus in Gang zu setzen, doch auch seine Bemühungen blieben erfolglos.
»Die Rosette ist ein Schloss, wir benötigen einen Schlüssel«, murmelte Viktor und drehte das Buch in alle Richtungen.
»Das kann doch nicht wahr sein!«, schrie Philippe aufgebracht und donnerte seine Faust auf den Tisch, dass es nur so schepperte. »Verflucht, diese verdammten Krieger haben gewusst, dass das Buch nicht zu öffnen ist! Deshalb haben sie es uns so einfach überlassen!« Schiere Wut sprühte aus seinen Augen und in ihm wuchs der Drang, etwas zu töten.
»Bewahre Ruhe, mein Freund! Wir haben das Buch und werden es öffnen, das ist nur eine Frage der Zeit«, sprach Viktor auf Philippe ein. Doch dieser war nicht mehr in der Lage, Viktors Worte aufzunehmen. In ihm brannte ein Wunsch, der sich siedend heiß durch seinen Körper fraß: Rache!
Dr. Balisari betrachtete das Krankenblatt, als einer der Laborangestellten gehetzt durch die Tür kam.
»Ich habe so schnell gemacht, wie ich konnte, Dr. Balisari . Aber an dem Ergebnis hat sich nichts geändert. Die Blutprobe muss verunreinigt sein, ansonsten kann ich mir diesen Befund nicht erklären.«
»Ist schon gut«, winkte Dr. Balisari ab, »ich habe mit keinem anderen Bericht gerechnet. Ich werde dem Patienten noch einmal Blut abnehmen und komme dann runter und untersuche die Probe selbst.«
Der Laborassistent nickte freundlich und machte sich wieder auf den Weg zu seinem Arbeitsplatz, der weit unten im Keller lag. Dr. Balisari schaute sich den DNA-Test an und sah das gleiche Ergebnis wie bei der ersten Untersuchung: 49 Chromosomen. Ein Mensch besaß 46, ein Gorilla kam auf 48. Auch wenn es so aussah, als läge hier ein Fehler vor, war es keiner.
Der Raum wurde nur durch ein Nachtlicht an der Tür erhellt, doch Rayhan benötigte kein Licht, um zu sehen, wo er sich befand. Ohne sich zu bewegen, nahm er seine Umgebung wahr, allein der Duft, der in der Luft hing, ließ auf ein Krankenhaus schließen. Er fühlte sich, als hätte ihn ein Dreißigtonner mit voller Breitseite erwischt. Seine mentalen Funktionen waren in Ordnung, soweit er es beurteilen konnte. Wäre er kein Vampir, würde er sagen, er wurde langsam alt, doch dieser Gedanke ließ ihn innerlich nur grinsen.
Schließlich durchfuhr es ihn wie ein weiteres Schwert. – Ein Krankenhaus!
Es war ausgeschlossen, dass seine Brüder ihn hierher gebracht hatten. Aber wie war er hier gelandet? Er hatte den Kampf in der Notre Dame noch vor Augen. Einer dieser riesigen Jäger der Dunkelheit hatte sein großes Maul aufgerissen und sich auf seinen Hals gestürzt. Er sah Maroush mit dem Schwert auf ihn zufliegen, danach waren ihm die Lampen ausgegangen. Sein Bruder schien ihn gerettet zu haben, doch er hatte ihn auf keinen Fall in dieses Krankenhaus geschleppt. Dies war ein Ort, den jeder Vampir meiden sollte, zu groß war die Wahrscheinlichkeit, dass auffiel, dass er nicht wirklich menschlich war.
Neben dem typischen Geruch des Krankenhauses erfassten seine Sinne auch einen anderen, wesentlich attraktiveren Duft.
»Gefällt Ihnen, was Sie sehen?«
Auch wenn die Person zu seiner Linken sich nicht bewegte, so hörte er sie atmen und die Blicke strichen wie zärtliche Berührungen über seinen Körper.
»Ich dachte, Sie würden noch schlafen.« Dr. Balisari trat an das Bett und klappte die Krankenakte auf. »Darf ich mich vorstellen? Dr. Madison Balisari . Ich bin Ihre behandelnde Ärztin.« Sie reichte ihm die Hand.
Zögerlich streckte Rayhan ihr die seine entgegen – und zog sie nach einer kurzen Berührung zurück, als hätte er sich verbrannt. Verdammt, wo war er hier gelandet? Im Krankenhaus der Engel? Zumindest sah Dr. Madison Balisari wie einer aus. Ihr schulterlanges dunkelbraunes Haar hatte sie zu seinem Zopf zusammengebunden und ihre dunkelgrauen Augen blickten ohne Scheu auf ihn herab. Obwohl seine Lenden mit einem leichten Laken bedeckt waren, fühlte er sich zum ersten Mal in seinem Leben nackt. Dann ließ ihn auch noch seine Männlichkeit im Stich und bäumte sich auf, als wäre er auf eine Wasserader gestoßen.
Er räusperte sich und verlagerte sein Gewicht so, dass seine Erektion nicht sofort sichtbar war. Der Duft einer reifen Melone hing schwer im Raum und er
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