Infinitas - Licht der Finsternis (German Edition)
sollte. Seine Lebensgefährtin war tot. Er hatte es die ganze Zeit gespürt, dass es für ihn niemanden gab, mit dem er sein Leben teilen konnte. Niedergeschlagen setzte er sich auf das Bett.
Allein! So viele Jahre hatte er allein verbracht und wie es aussah, würde er auch den Rest seines Daseins allein verbringen!
Auch wenn ihn diese Erkenntnis tief traf, konnte er sich im Moment keine weiteren Gedanken darüber machen, er musste zusehen, dass er so schnell wie möglich hier wegkam. Wie es aussah, war Dr. Balisari ihm hart auf den Fersen, was die physische Konstellation betraf, und es wäre zu gefährlich, wenn er sich länger hier aufhielt. Auch wenn er noch tausend Fragen hatte, zu deren Klärung sie sicherlich beitragen konnte, musste er gehen.
»Madison, es ist nur eine Laune der Natur, nicht weiter wichtig. Wo sind meine Sachen? Ich vermisse ein Handy.« Er sah sich im Zimmer um und erblickte einen Arztkittel am Schrank hängen. Er zog ihn an, auch wenn er mehr als eine Nummer zu klein war.
»Ihre Sachen waren vollkommen zerschnitten, ein Handy haben wir nicht gefunden – und Ray, wir wissen beide, dass es keine Laune der Natur ist. Bitte! Sie können jetzt nicht so einfach verschwinden. Sagen Sie mir, was Sie sind! Bist du einer von uns?«
»Verflucht, ich muss ein Flugzeug erwischen.«
Madison baute sich vor der Tür auf. »Ich werde Sie nicht gehen lassen!«
»Wer sollte mich aufhalten?« Ein leicht spöttisches Lächeln zeigte sich in seinen Mundwinkeln. »Glauben Sie mir, auch wenn der Tod Ihrer Schwester Sie hart getroffen hat, mir tut er nicht weniger leid. Und Madison ...«, er beugte sich tief zu ihr hinunter und zog noch einmal ihren Duft ein, als wollte er sich für alle Zeit daran erinnern, »wir werden uns wiedersehen.« Damit verschwand er aus dem Zimmer und ließ den Melonenduft hinter sich, der seinen Kopf vollkommen vernebelt hatte.
»Worauf du dich verlassen kannst«, zischte Madison und hob den Saum ihres T-Shirts an, um auf das Tattoo zu schauen, das sich wie eine Ranke um ihre Hüfte schlängelte. Nur bei genauer Betrachtung wurden die Worte sichtbar: Credo, ut intelligam !
Siehst du sie?
15. Kapitel
Kurz vor Landeanflug auf Seattle erwachte Moon aus einem unruhigen Schlaf. Sie blickte aus dem Fenster und sah in die sternenklare Nacht hinaus.
»Du denkst an Rayhan oder?« Rubens leise Stimme schlich sich in ihr Ohr. Sein Timbre bescherte ihr immer wieder eine Gänsehaut. »Liebst du ihn?«
Moon wendete den Kopf. Sie wusste nicht, was sie antworten sollte. Ihr Zögern gab Ruben das Gefühl, als würde jemand sein Herz mit bloßer Faust zerquetschen. Es dauerte einige Minuten, bis Moon sich imstande fühlte, auf diese Frage zu antworten.
»Natürlich liebe ich ihn, aber anders, als du denkst. Er war mir immer ein guter Freund und ich denke, dir würde es auch wehtun, wenn einer deiner guten Freunde vermisst wird. Aber ich liebe ihn nicht, wie ich einen Lebensgefährten lieben würde.«
Rubens Augen verengten sich. »Ich bin dein Lebensgefährte.«
»Um ein Lebensgefährte zu sein, bedarf es mehr als das gleiche Tattoo auf der Haut, mein lieber Ruben!« Moon rückte näher an ihn heran und berührte mit ihrer Zunge flüchtig seine Lippen. »Wenn du mich im Kampf schlägst und wenn du mein Herz besiegst, erst dann bist du mein Lebensgefährte, erst dann liebe ich dich.«
Missmutig blickte Sara aus dem Beifahrerfenster des Leihwagens, der sie hinaus nach North Beach bringen sollte. Sie verstand den Sinn dahinter nicht. Ihr geliebtes Haus war letzten Sommer abgebrannt. Was sollte sie sich ansehen? Eine verkohlte Ruine? Nein danke, solch eine Art Besichtigungstour konnte sie sich ersparen.
»Würdest du mir bitte verraten, was wir hier wollen?« Ihr Ton Channing gegenüber war äußerst befremdend. Sie hörte, wie Shia sich vom Rücksitz leicht räusperte, und strafte ihn mit einem todbringenden Blick.
»Du musst entschuldigen, Channing, aber meine Schwester war schon immer ein sehr ungeduldiger Vampir.« Shia lachte und zog Ewa in seine Arme und küsste sie.
»Hättet ihr euch nicht in Seattle ein Zimmer nehmen können?«, fragte Sara bissig.
Channing legte beruhigend den Arm auf ihren Oberschenkel. »Mein Herz, ein klein wenig Geduld, dann sind wir zu Hause.«
Sara sagte nichts, sondern schnaufte nur leicht auf. Was sollte dieser Ort schon sein? Ein Zuhause gab es hier in Blue Ridge nicht mehr.
Als sie in die kleine Straße einbogen, die parallel zum
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