Infinity (German Edition)
Ausschalttaste, da meldete sich die Stimme wieder.
»Hört auf damit … Klara … Lasst die Finger davon … Bitte …«
Hitze schoss Klara ins Gesicht. »Wer spricht da? Hallo? Wer sind Sie?« Sie schrie ins Telefon, ohne sich um die Blicke zu scheren, die sie missbilligend trafen. »Melden Sie sich! Was soll das?«
»Es ist gefährlich …« Dann klickte es. Das Rauschen war weg.
Atemlos starrte Klara Alen an. »Was sollte das denn?« Sie wagte nur zu flüstern. Ohne sich zu bewegen, suchte sie mit den Augen ihre Umgebung ab. Wurde sie beobachtet? Starrte der Mann da hinten zu ihr herüber? Nicht nur er. Alle schauten sie an. Aber das war kein Wunder. So laut, wie sie ins Telefon gebrüllt hatte. »Der Typ da am Telefon … der hat gesagt, wir sollen die Finger davonlassen … Woher weiß er, was wir gerade getan haben?« Sie beugte sich zu Alen vor und berührte seine Knie. »Das ist unheimlich … Ich hab eine Gänsehaut. Wer war das?«
Alen kaute an den Lippen. »Ich weiß nicht. Hast du die Stimme schon einmal gehört?«
Klara schüttelte den Kopf. »Nein. Ich glaub nicht.«
»Was hat er denn genau gesagt?«
»Shit … wir sollen die Finger davonlassen … Wovon denn überhaupt? Hast du irgendwem gesagt, was wir heute vorhatten?« Sie hasste hysterisch kreischende Frauen, aber in diesem Moment kam sie sich selbst so vor. Ihre Mutter … sie wusste, dass sie zur Uni fahren wollten … Klara schüttelte energisch den Kopf. Unsinn! Ihre Mutter hatte bestimmt nichts mit diesem Anruf zu tun.
Alen kniff die Augen zusammen. »Irgendjemand scheint uns zu beobachten. Und offenbar passt es ihm gar nicht, dass wir uns nach dem Dr. Neumeier erkundigen.«
Seine Hände trafen Klaras Fingerspitzen. »Das kann nur bedeuten, dass wir auf einer heißen Spur sind.« Seine Augen glitzerten.
Klara zog ihre Hände zurück und drückte sich gerade in den Sitz. »Vielleicht. Aber ich find’s trotzdem gruselig.« Sie starrte auf das Handy-Display. »Keine mitgeschickte Rufnummer – natürlich.« Ein Frosch schnürte ihr den Hals zu. »Er hat gesagt, dass es gefährlich ist, was wir tun … Das ist nicht gerade ermutigend.«
Alen zog einen Mundwinkel hoch. »Was mich mehr irritiert, ist die Frage, ob er wusste, dass wir eben im Labor waren und diesen Link gefunden haben?«
»Ich kann mir das nicht vorstellen. Außer uns war niemand dort. Aber wovor wollte er uns denn sonst warnen?« Klara zog die Brauen zusammen.
Alen schüttelte den Kopf. »Für mich gibt es nur eine Möglichkeit. Wir sind an was ganz Großem dran. Und er will uns davon abhalten, weiterzusuchen.«
Bis zur nächsten Station schwiegen sie. Kettenbrückengasse. Zwei Frauen stiegen aus. Klara folgte ihnen mit den Augen, bis die Rolltreppe sie aus ihrem Blickfeld trug.
»Ist dir was aufgefallen? Er hat bitte gesagt. Ein höflicher Irrer?« Sie fixierte ihr Handy, als erwartete sie sich davon eine Erklärung. Fast hätte sie es fallen gelassen, als die Kleine Nachtmusik plötzlich erneut zu spielen begann.
War das wieder der fremde Mann?
Jonas-Home stand auf dem Display. Klara blies die Luft aus den Lungen. Gott sei Dank, nicht dieser Irre!
»Hallo, Frau Luger! Wie geht’s Ihnen? Was gibt es Neues?« Sie sprudelte beinahe über vor Erleichterung. Im nächsten Augenblick erstarrte sie. »Was? Jonas ist … waaas?« Eine Hand legte sich auf ihren Unterarm. Sie schob sie weg. »Aber … wie konnte das … warum? Um Gottes willen, wie ist das passiert? Haben die Ärzte denn nicht …?« Sie presste ihre Stirn an die kalte Fensterscheibe. »Ja. Danke … Ja. Bitte rufen Sie mich gleich an, wenn Sie etwas Neues erfahren.«
Wie versteinert behielt sie das Telefon am Ohr.
»Was ist passiert?« Jemand nahm sie an den Schultern. Schüttelte sie. »Klara! Sag’s mir! Was ist mit Jonas?«
Sie kam sich vor, als wäre sie unter Wasser. Alle Bewegungen fühlten sich zu langsam an. Alens Gesicht schob sich in ihr Blickfeld. Sein Mund bewegte sich, aber die Worte kamen erst später bei ihr an.
»Jonas …« Wenigstens die Stimme funktionierte wieder. Sie ließ das Handy in den Schoß sinken. »Jonas ist ins Koma gefallen. Die Ärzte meinen, er hätte eine Überdosis Medikamente genommen …« Sie hob den Kopf, starrte Alen ins Gesicht. »Als ob er dazu in der Lage gewesen wäre. Als ich ihn besucht hab, hat er sich nicht einmal selbstständig aufsetzen können!« Eine Welle von Übelkeit erfasste sie. Sie sprang auf und stürzte zum Ausgang. Sie schaffte es gerade
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