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Infinity (German Edition)

Infinity (German Edition)

Titel: Infinity (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriele Gfrerer
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noch bis zur nächsten Station. Kaum öffneten sich die Türen, stolperte sie aus dem Zug. Ein Schwall bitterer Flüssigkeit ergoss sich auf den Bahnsteig. Trotz allem Elend, das sie überrollte, bekam sie mit, dass Alen ihr den Kopf hielt.
    »Tut mir leid«, krächzte sie, als sie sicher war, dass nichts mehr kommen würde. Sie schwankte.
    »Nicht doch. Mir tut es leid.« Er führte sie zu einer Bank. »Aber er wird wieder. Bestimmt.«
    Klara wusste, dass seinem Optimismus jede vernünftige Grundlage fehlte, trotzdem nickte sie. »Wir werden herausfinden, wer das war. Wir werden sie aufhalten. Jetzt erst recht.« Jeder Muskel ihres Körpers verkrampfte sich. »Und wenn ich den Teufel persönlich aus der Hölle bemühen muss …« Sie grinste gequält. »Das ist dann wohl mein Stichwort.« Sie biss die Zähne zusammen und erhob sich. »Lucifer, du bist dran. Jetzt kannst du beweisen, was du draufhast.«

_ 18 _

    Offensichtlich hatte Klara die Sachlage richtig eingeschätzt. Lucie hatte Alen eindeutig nicht verziehen, dass er sie im Café vorgeführt hatte. An der Haltung, wie sie die Arme um den Oberkörper geschlungen hielt, war deutlich zu erkennen, dass sie ihm nicht über den Weg traute. Trotzdem baute Klara auf Alens Charme. Sie hatte das Ihre dazu beigetragen, Lucie an den Verhandlungstisch zu holen. Und das war – bei aller Bescheidenheit – eine Meisterleistung gewesen.
    Gleich vor der ersten Schulstunde hatte sie ihr die Sache mit dem geheimnisvollen Link erzählt. Ganz im Vertrauen natürlich. Und hinter vorgehaltener Hand. Sie hatte Lucie bei ihrer Neugierde gepackt. Mit einem bedauernden Schulterzucken und der Bemerkung »Ich fürchte aber, das schafft niemand …« war die Falle dann zugeschnappt.
    Jetzt war Alen dran. Mit seinem unnachahmlichen Lächeln warf er die Angel aus – und Klara wusste sofort, dass Lucie den Köder im selben Moment geschluckt hatte. Wie gut, dass Alen und sie nur Freunde waren. Und nicht mehr. Eifersucht war überhaupt kein Thema. Zum Glück. Alens Süßholzgeraspel wäre sonst nicht so leicht zu ertragen gewesen.
    »In Ordnung. Ich mach’s. Der Typ muss erst geboren werden, der mir den Zutritt zu was auch immer verwehren kann.«
    Alen hatte es geschafft. Lucie war im Team.
    Irgendwie fand Klara die Überheblichkeit in ihrem Lachen zum Kotzen. Und der Augenaufschlag, mit dem sie Alen anhimmelte, hätte ihr normalerweise den Magen umgedreht. Aber Lucie war so. Wie immer eben. Und sie würde den Code knacken. Das war das Wichtigste. Denn auch wenn sie Klara oft genug nervte – in technischen Belangen konnte ihr niemand das Wasser reichen. Und darauf kam es schließlich an.
    Klara hielt Abstand, als Lucie und Alen das Kaffeehaus als Erste verließen. Sie hatte kein Bedürfnis, alles zu hören, was die beiden miteinander besprachen. Für Außenstehende sah es so aus, als gehörten sie nicht zusammen. Erst vor dem Eingang zum Labor schloss sie auf und schob sich so dicht an Alen, dass Lucie hinter sie zurücktreten musste.

    Nur ihrer und Alens Name stand auf der Liste, auf der der Mann neben der Tür die Ankommenden abhakte. Umständlich kramte Alen in seinen Jacken- und Hosentaschen nach dem Studentenausweis. Klara drängte sich hinter ihm her und stützte sich auf die Liste.
    »Wo soll ich unterschreiben? Wo steht mein Name?«, flötete sie und stellte sich so ungeschickt an, dass der Mann sich seufzend zu ihr hinüberbeugte. Zufrieden sah Klara, wie Lucie hinter seinem Rücken ins Labor schlüpfte und gleich darauf hinter einer kleinen Gruppe Studenten verschwand. Mit einer höflichen Entschuldigung kritzelte Klara ihren Namen auf das Papier und schlüpfte in den weißen Kittel, den ihr der Portier in die Hand drückte.

    Diesmal waren sie nicht alleine. Nach dem Feiertag herrschte wieder normaler Studienbetrieb. An den meisten Computern saßen Studenten und die vierköpfige Gruppe junger Männer, die Lucie Sichtschutz gewährt hatte, umringte die Zentrifuge, die ein leises Surren von sich gab.
    Klara warf Alen einen unsicheren Blick zu. Er zuckte mit den Schultern. Lucie schien sich nicht daran zu stören, dass sie Gesellschaft hatte. Seelenruhig setzte sie sich an einen der freien Arbeitsplätze und fuhr das Gerät hoch. Um nicht aufzufallen, schlenderte Klara ans andere Ende und bedeutete Alen, zu ihr zu kommen. »Wir müssen auch so tun, als hätten wir eine Aufgabe durchzuführen«, flüsterte sie und griff nach einem Glasröhrchen. Ganz nebenbei konnte ein bisschen

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