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Infiziert

Infiziert

Titel: Infiziert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Scott Sigler
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seinem Gebiet, aber er war auch ihr einziger Mitarbeiter. Sie hatte Murray um mehr Leute gebeten, hatte ihm gesagt, sie brauche mehr Leute, aber er hatte abgelehnt. Er wollte den Informationsfluss kontrollieren und die Anzahl der Personen begrenzen, die wussten, worum es hier ging.
    »Ich bin überrascht, dass du schon hier bist, Amos.«
    »Ein paar von uns treiben sich eben nicht mit dem Präsidenten herum, meine Liebe. Du wirst jetzt wohl ziemlich berühmt, was?«
    »Oh, halt die Klappe und fang an. Wir haben nicht viel Zeit, wenn diese Leiche genauso ist wie die anderen.«

    Sie betraten zwei enge Umkleidenischen, die durch Kunststoffbahnen abgetrennt waren. In jeder der beiden befand sich ein orangefarbener Schutzanzug, der den Träger vor allen möglichen Krankheitserregern schützen sollte. Die Anzüge ließen sie stets an die Hölle denken, an verbranntes menschliches Fleisch, das wie eine satanische Trophäe herabhing.
    Zuerst schlüpfte sie aus ihren Kleidern und zog einen Chirurgenkittel an. Dann streifte sie den Schutzanzug über, der aus flexiblem Tyvek-Synthetikgewebe bestand und undurchlässig gegenüber Luft, Chemikalien und Viruspartikeln war. An den Hand- und Fußgelenken und am Hals befanden sich Metallringe. Mit dem Anzug bekleidet, schlüpfte sie in Spezialstiefel, von denen jeder mit einem Metallring versehen war, die zu den Ringen an ihren Beinen passten. Sie schloss die Ringe ineinander, wobei ihr das Klicken des Federmechanismus mitteilte, dass die Verbindung luftdicht war. Dann umwickelte sie die Kontaktstelle mit braunem Klebeband, um ihre Füße zusätzlich vor einer möglichen Kontamination zu schützen. Dasselbe machte sie mit den dicken Tyvek-Handschuhen, die sie an den Handgelenken abklebte. Das Klebeband war eigentlich überflüssig angesichts der Tatsache, dass die Schutzanzüge das höchste technische Niveau darstellten. Doch nachdem sie miterlebt hatte, in welch rätselhaftem Zustand sich die Opfer befanden, wollte sie so viele Vorsichtsmaßnahmen wie möglich treffen. Schließlich klebte sich Margaret mehrere Streifen des Bandes locker um den Arm. Sollte der Anzug versehentlich beschädigt werden, konnte sie die Stelle sofort abkleben.
    Niemand wusste, wie sich die Infektion ausbreitete. Außer den gemeinsamen Symptomen schien es keine Verbindung
zwischen den fünf bekannten Opfern zu geben. Möglicherweise kam es über den Kontakt mit einem bisher unbekannten menschlichen Überträger zu einer Ansteckung. Oder über die Luft, auch wenn das höchst unwahrscheinlich war, denn niemand, der mit den Opfern in Berührung gekommen war, hatte sich infiziert. Oder aber über eine bestimmte Überträgersubstanz wie Nahrungsmittel, Wasser oder Medikamente im weitesten Sinne. Oder doch über so genannte Vektoren wie Fliegen, Ratten oder irgendwelches andere Ungeziefer. Ihre augenblickliche Theorie war allerdings noch beunruhigender: Möglicherweise wurden die Opfer bewusst und gezielt angesteckt. Doch was auch immer zutreffen mochte, solange sie den Übertragungsweg nicht mit Bestimmtheit kannte, würde sie keine Risiken eingehen.
    Als Margaret hinter der Kunststoffplane hervortrat, wartete Amos bereits auf sie. In dem unförmigen Anzug sah er ohne Helm besonders merkwürdig aus. Der Ring für den Helm ließ seinen dünnen Hals geradezu verhungert wirken.
    Erst nach einem Streit mit Murray Longworth hatte sie durchgesetzt, dass sie Amos behalten durfte. Murray hatte doch tatsächlich angenommen, dass sie ein vollkommen unbekanntes biologisches Phänomen ganz auf sich allein gestellt erforschen konnte. Sie hätte ein vollständiges Expertenteam gebraucht, doch Murray wollte nichts davon hören.
    Sie benötigte Amos’ Fachwissen in Biochemie und Parasitologie. Sie wusste, dass das erste der beiden Fächer entscheidend für die Analyse der bizarren Verhaltensveränderung der Opfer war, und sie hatte das nagende Gefühl, dass das zweite immer wichtiger werden würde. Amos war zwar ein Klugscheißer, aber er war auch brillant und einfallsreich
und schien mit wenig oder ganz ohne Schlaf auszukommen. Sie war absolut dankbar dafür, dass sie ihn hatte.
    Amos half ihr mit dem unförmigen Helm, indem er den Ring an ihrem Hals verschloss und damit den Anzug versiegelte. Die Vorderseite des Helms beschlug sofort. Er klebte den Halsring zusätzlich mit Klebeband ab und schaltete dann die Filter- und Kompressoreinheit ein, die sich auf Hüfthöhe am Anzug befand. Sie hörte das Zischen der frischen Luft.

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