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Ingeborg Bachmann und Max Frisch: Eine Liebe zwischen Intimität und Öffentlichkeit (German Edition)

Ingeborg Bachmann und Max Frisch: Eine Liebe zwischen Intimität und Öffentlichkeit (German Edition)

Titel: Ingeborg Bachmann und Max Frisch: Eine Liebe zwischen Intimität und Öffentlichkeit (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ingeborg Gleichauf
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nur bei Ingeborg Bachmann. Max Frisch hat eine nicht minder starke Affinität zum Feuer. Nachdem er beschlossen hatte, Architektur zu studieren, verbrannte er alles bislang Geschriebene und versuchte damit, den Schriftsteller in sich mit Gewalt abzutöten, inszenierte eine Art pathetischen Dichterfeuertod. In seinem Stück Biedermann und die Brandstifter wird das Spiel mit dem Feuer weiter intensiviert, hier geht die gesamte heuchlerische Ordnung in Flammen auf.
    Was sich nicht einordnen will, versucht man loszuwerden. Immer geht es im Leben auch darum, Ordnung zu schaffen, Sicherheit herzustellen. In einer von Bachmanns Erzählungen aus Das dreißigste Jahr , erschienen 1961 und in der Zeit mit Max Frisch endgültig ausgearbeitet, ist es die Kunst, verkörpert in der Nixe Undine, die für die Menschen eine Gefahr darstellt, vor der sie sich fürchten, die sie loswerden wollen, vor der sie fliehen, die sie allerdings auch immer wieder sehnsüchtig erwarten. Niemals gibt man ihr eine Herberge in den eigenen vier Wänden. Aber wirklich gefährliche Gestalten, Mörder womöglich, Brandstifter, lässt man ein- und ausgehen im eigenen Haus. Hans, der Undine ruft und sie dann verlässt, das ist der Biedermann, wie Moll aus Das dreißigste Jahr Biedermann ist, und die Menschen legen gern fest und mögen es, wenn es ordentlich zugeht, und schicken die Kunst ins Wasser, auf dass sie für immer untergehe und man sie nur noch von Ferne begehrt. In Max Frischs Theaterstück Andorra geht die Gefahr für die bestehende Ordnung vor allem von der Senora aus, denn auch sie kommt von außerhalb, ist eine Fremde. Bei den Fremden weiß man nie, was sie im Gepäck haben. Sie sehen anders aus, bewegen sich anders, sprechen in Rätseln. Sie heißen zum Beispiel: die Senora oder Undine. Es kann sich um eine Frau handeln oder vielleicht auch um die Kunst. Alles Theater, alles Spiel, alles Fiktion, könnte man sagen, aber auch in der Realität außerhalb des Theaters geht es, will man Bachmann und Frisch glauben, um nichts anderes: Niemand soll seinen angestammten Platz verlassen, alle haben zu bleiben, wo sie sind. Die Gesellschaft wird zum Mordschauplatz für all diejenigen, die sich wehren, das System verlassen und ihren eigenen Weg einschlagen wollen.
    Ingeborg Bachmann rückt in ihrer Arbeit noch näher an die mörderische Alltagswirklichkeit heran, indem sie in den zwischen dem Sommer 1954 und dem Herbst 1955 verfassten Römischen Reportagen unter dem Pseudonym Ruth Keller über die politischen und gesellschaftlichen Verhältnisse in Italien berichtet und vor allem mysteriöse Todes- und Skandalgeschichten schildert. Ein Indiz für das große Interesse, das die Autorin der Reportagen diesen skandalträchtigen Vorkommnissen entgegenbringt, ist die Detailgenauigkeit, mit der sie berichtet. Nichts, was recherchiert werden kann, wird ausgelassen. Und es liest sich dennoch, als wäre es Fiktion. Der Übergang ist fließend, von den Reportagen zur Erzählung Unter Mördern und Irren aus Das dreißigste Jahr zum Beispiel. Da wird erzählt von den Ehefrauen, die abends aus Langeweile früh ins Bett gehen, während ihre Männer die Stammtische der Stadt bevölkern. In ihren Träumen ermorden diese Ehefrauen ihre Männer, schenken ihnen langsame oder schnelle Tode, beweinen ihren Tod und weinen schließlich über sich selbst. Und dann erscheinen die Männer in höchsteigener Person, wie sie reden und lachen an den Stammtischen. Da ist manch einer unter ihnen, dem nichts eine größere Freude bereitet als die Geschichten von Mord und Totschlag. In Ingeborg Bachmanns Erzählung heißt einer Hutter, und er lacht ganz laut, wenn jemand ermordet wird. Außerdem taucht plötzlich ein anderer Mann auf, ein Unbekannter, der bekennt, er fühle sich als Mörder, konnte aber nicht einfach schießen im Krieg auf die Polen oder die Russen. Er unterscheidet den Kriegsschauplatz vom Mordschauplatz und gesteht, dass er mit dem Kriegsschauplatz nichts anfangen kann, auch nichts mit der Sprache des Krieges, mit Wörtern wie »ausradieren«, »ausräuchern«, weil es sein Schicksal sei, ein Mörder zu sein. Eine rätselhafte Geschichte, ein Spiel mit Mord und Krieg, Ehre, Feigheit, Zufall und Schicksal. Irr sind sie allesamt, diese Männer, wahnsinnig und bereit zu allerlei Schandtaten. In den Gedanken und Träumen ihrer Frauen sterben sie selbst tausend Tode, aber sie werden betrauert, und so leben sie fort in der Trauer derer, die ihnen den Tod

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