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Ingeborg Bachmann und Max Frisch: Eine Liebe zwischen Intimität und Öffentlichkeit (German Edition)

Ingeborg Bachmann und Max Frisch: Eine Liebe zwischen Intimität und Öffentlichkeit (German Edition)

Titel: Ingeborg Bachmann und Max Frisch: Eine Liebe zwischen Intimität und Öffentlichkeit (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ingeborg Gleichauf
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Paar für sich beansprucht zu sein, wie noch kein Paar zuvor gewesen ist.
    Ingeborg Bachmann und Max Frisch wollten aufbrechen in eine ungeahnte Zukunft voller Möglichkeiten, drei Jahre lang haben sie es versucht, aber nun, im Frühsommer 1962, an diesem Abend mit Marianne Oellers und Tankred Dorst, steht unübersehbar eine Frage im Raum: Wo sind Ingeborg Bachmann und Max Frisch auf ihrer Liebesreise gelandet? Wie viel von ihrer anfänglichen Begeisterung ist in ihrer Beziehung noch spürbar, wie viel Zärtlichkeit, Aufbruchswillen, und schließlich vor allem Liebe?
    Max Frisch ist schon nicht mehr ganz anwesend an diesem Ort, in dieser Stunde. Er ist bereits in der Zukunft, an einem anderen Ort, mit einer anderen Frau. Wieder einmal richtet er den Blick in die Ferne, entzieht sich der bedrängenden Gegenwart einer komplizierten Liebe. Er kann das. Vielleicht müsste es nicht einmal diese Frau sein, Marianne Oellers. Wäre Tankred Dorst mit einer anderen jungen hübschen Frau gekommen, vielleicht würde die Geschichte denselben Verlauf nehmen. Es klingt banal, ist aber die simple Wahrheit: Max Frisch ist reif für eine neue Liebe. Er ist reif dafür, ohne die alte Liebe abgelegt zu haben, ohne fertig zu sein damit, ohne zu verstehen, was geschehen ist und noch immer geschieht. Er taumelt, er will es gar nicht wirklich wissen. Er liebt Ingeborg Bachmann noch, aber er muss nicht mehr mit ihr leben, er muss sie nicht mehr um sich haben, auf sie warten, sich nach ihr sehnen, sie anbeten, bewundern, all das gehört der Vergangenheit an. Er behält sie in sich, die Dichterin vor allem, die Wortzauberin, sie wandert umher in seinem Inneren, in seinem Kopf auch, seinem Gedächtnis. Sie hat dort ihren Platz gefunden, den Ort ihres Wohnens, auf Dauer. Aber das verschweigt er sich jetzt. Später wird er es ganz lapidar ausdrücken: seine Hörigkeit sei aufgebraucht gewesen. Aber das ist ein Versprecher, der Versprecher eines aus Reue Verzweifelten. Immer wieder überholt er sich, um dort anzukommen, wo er eigentlich noch gar nicht ist oder vielleicht niemals sein wird.
    Zurück zum Abend einer wundersamen Verwandlung: Es bleibt nicht bei der einen Begegnung zwischen Max Frisch und Marianne Oellers. Bei einigen der folgenden Treffen sind Bachmann und Dorst mit von der Partie. Aber manchmal finden die Treffen auch ohne die beiden statt. In Frischs Fiat-Sportwagen haben auf jeden Fall nur zwei Personen Platz, und interessanterweise entwickelt Frisch gerade jetzt ein großes Vergnügen daran, die Umgebung von Rom ausgiebig, ja fast ausschweifend zu erforschen. Marianne Oellers lacht gern, sie redet wie ein Wasserfall, ist vorbehaltlos offen allem Neuen gegenüber. Frisch gefällt das Mädchenhafte, und dass sie ihr Haar so ungewöhnlich trägt, hinaufgekämmt und die Ohren frei. Es geht sich leichter neben ihr als neben Ingeborg Bachmann, deren heitere Phasen nie sehr lange anhalten, deren Stimmung jederzeit umschlagen kann, die man von der Seite beobachten muss, will man sich nicht von einer Sekunde auf die andere im Schrecken wiederfinden. Wenn diese junge Frau hingegen lacht, ist es ein Indiz für ihre anhaltend fröhliche Stimmung. Mit ihr spazieren zu gehen heißt, gelassen einen Schritt vor den anderen zu setzen ohne Angst vor einem plötzlichen rätselhaften Richtungswechsel. Und nichts liebt Frisch mehr als entspannte Spaziergänge.
    Dennoch: Obwohl Marianne Oellers verliebt ist, stürzt sie sich nicht Hals über Kopf in ein Abenteuer mit Frisch. Sie zögert, sie weiß schließlich um das Alter Frischs, und sie weiß um den Glanz, der eine Ingeborg Bachmann umgibt. Sie kennt vor allem die Dichterin Bachmann, hat ihre Gedichte gelesen, aber sie konnte Ingeborg, die Frau, noch nicht kennenlernen. Sie ist neugierig, möchte wissen, wie es genau um die Liebesbeziehung Bachmann-Frisch steht. Sie will vor allem Klarheit darüber, wie es im Innern Ingeborg Bachmanns aussieht, ob sie Frisch wirklich liebt. Ein wenig naiv ist eine solche Haltung bestimmt, aber Marianne Oellers ist sehr jung, sie ist schließlich keine Dichterin, und ihre Vorstellung von Liebe ist offensichtlich eine ganz andere als die Bachmanns. Sonst würde sie ihre Konkurrentin nicht in München im Hotel aufsuchen und die Frage, ob Bachmann Frisch liebe, nicht direkt stellen und sich darüber wundern, dass Bachmann nicht bei Frisch in Rom, sondern in München sei. Eine wie Bachmann kann eine solche Frage bloß belächeln. Für Marianne Oellers ist es klar: Wenn

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