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Ingeborg Bachmann und Max Frisch: Eine Liebe zwischen Intimität und Öffentlichkeit (German Edition)

Ingeborg Bachmann und Max Frisch: Eine Liebe zwischen Intimität und Öffentlichkeit (German Edition)

Titel: Ingeborg Bachmann und Max Frisch: Eine Liebe zwischen Intimität und Öffentlichkeit (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ingeborg Gleichauf
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sie flanieren in den Straßen, besuchen ihre Stammcafés, und wenn man Hans Werner Henze Glauben schenken will, dann nennt Frisch Bachmann in Anwesenheit anderer gern »Mädchen«. Max Frisch braucht die Frau oder eben das Mädchen an seiner Seite. Ingeborg Bachmann allerdings ist bereits 36 Jahre alt.
    Sie bleibt nicht das einzige und letzte »Mädchen« im Leben Max Frischs. Schon im Frühsommer 1962 tritt ein weiteres Mädchen in Frischs Dasein, und diesmal ist es ein fast echtes Mädchen: die 23-jährige Romanistikstudentin Marianne Oellers. Sie ist die Freundin des 14 Jahre älteren Dramatikers Tankred Dorst, der sich als Stipendiat in der Villa Massimo aufhält.
    Bachmann und Frisch laden das Paar zum Abendessen ein.
    Frisch wartet, und während er wartet, ist er wie immer unfähig, sich mit etwas anderem zu beschäftigen. Oben in seinem Arbeitszimmer hört er, dass die Gäste bereits angekommen sein müssen, denn Ingeborg Bachmann spricht mit ihnen. In seiner Aufregung übersieht er, dass er bereits eine Krawatte trägt, und bindet sich eine weitere um. Und so werden Marianne Oellers und Tankred Dorst begrüßt von einem Gastgeber mit zwei Krawatten, einer gelben und einer blauen. Peinlich ist das überhaupt nicht. Damit wird weit eher sogleich eine leichte, unverkrampfte Atmosphäre hergestellt. Es gibt etwas zu lachen, und Max Frisch muss nicht die Rolle des Mondänen spielen. Er zeigt sich authentisch, ohne den Schutz einer perfekten Kleidung. Ein ungewöhnlicher Auftakt für den ersten gemeinsamen Abend, den Kennenlernabend. Was daraus entstehen wird, ahnt noch niemand. Dass Marianne Oellers eine hübsche Person und auch eine ungezwungen natürliche Frau ist, merkt Frisch sehr schnell. Und etwas kommt hinzu: Sie hat Erfahrung im Zusammensein mit einem älteren Mann. Man blamiert sich nicht so leicht. Man kann sich geben, wie man ist.
    Etwas liegt in der Luft: Verwirrung, Leichtigkeit, bereits angekündigt durch Frischs clownesken Aufzug. Die Atmosphäre ist einerseits fröhlich-leicht und andererseits wie elektrisch aufgeladen. Am wenigsten davon bekommt offenbar Ingeborg Bachmann mit. Sie wittert keine Gefahr in der Studentin. Eine angenehme und dazu attraktive Erscheinung ist diese junge Person mit ihren dunklen lebendigen Augen und dem hochgesteckten schwarzen Haar, das ihr einen seriösen Anstrich gibt. Sie spricht so begeistert von Rom, scheint den Aufenthalt in der Stadt in vollen Zügen und jugendlicher Euphorie und Abenteuerlust zu genießen. Außerdem hat sie Geist und Witz und bringt andere zum Lachen. Wie sie wohl zu diesem merkwürdigen Dorst gekommen ist, mag Ingeborg Bachmann denken. Viel zu steif ist der, zu streng und natürlich zu alt. In ihrer Konzentration auf Marianne Oellers entgeht Bachmann, dass gerade jetzt, in diesem Moment, etwas ins Rollen kommt, das für sie selbst unabsehbare Folgen haben wird. Sie ist sich offensichtlich überhaupt nicht klar darüber, in welcher Anspannung Max Frisch lebt, wie groß seine Sehnsucht ist nach einem Schwebezustand, nach dem Durchatmen-Können. Der Schriftsteller und Geliebte von 51 Jahren an ihrer Seite hat seine Antennen in Richtung Anfang ausgerichtet, und Ingeborg Bachmann verharrt in apathischer Arglosigkeit.
    Das Zusammenleben mit ihr stellt für Frisch zusehends eine Überforderung dar. Immer muss er auf der Hut sein, aufpassen, dass kein Wort zur unrechten Zeit fällt, er sich nicht vertut im Sprechen, im Handeln. Nicht im falschen Moment lachen, nicht sich lustig machen über Dinge, die Bachmann nicht lustig finden kann. Jedes Wort auf die Waagschale legen müssen.
    Bachmann ihrerseits leidet darunter, dass Frisch manches allzu leicht nimmt, auch gern einmal einfach so im Plauderton daherredet. Sein Spieltrieb, seine Leichtigkeit. Sie hat gehofft, ihren Platz in der Welt zu festigen, indem sie Frisch liebt und mit ihm lebt. Nun ist es ihr zu viel Welt und zu wenig Poesie. Eigentlich ist es auch ganz einfach. Ingeborg Bachmann und Max Frisch, ein Paar, sie lieben sich, sie suchen die Nähe, sind aber auch auf Abstand bedacht. Sie vertrauen und misstrauen der Sprache, sie beschützen sich gegenseitig und liefern sich einander aus. Und schon wird es kompliziert. Es ist alles, was die Liebe sein kann, und mehr, es ist zu viel und zu wenig, Hitze und Eiseskälte, Rausch und Ernüchterung. Und am Horizont das Unabsehbare.
    Das Alltagseinerlei funktioniert irgendwie, es geht um anderes, Atmosphärisches. Wenn man eindringen könnte in die

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