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Ingrid

Ingrid

Titel: Ingrid Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Felix Thijssen
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kleinen Jungen zu finden.«
    Er blickte mich schweigend an. Er verstand nur allzu gut, was ich vorhatte und würde mir keine Steine in den Weg legen. Er gab mir die Hand und sagte: »Vielen Dank. Vielleicht habe ich mich nicht gleich richtig ausgedrückt, aber ich meine es ehrlich. Ich hoffe, dass der Rest auch noch in Ordnung kommt.«
    Dann legte er mir die Hand auf die Schulter und dirigierte mich aus seinem Büro.

 

16
     
     
    Es dauerte noch fast eine Stunde, bis Peter aus dem Präsidium hinauskam, begleitet von einem Mann in sportlichen Jeans und einem geblümten, kurzärmeligen Hemd. Ich nahm an, dass es sein Rechtsanwalt war. Außerdem vermutete ich, dass Kemming alles versucht hatte, um Ingrids Aufenthaltsort aus Peter herauszubekommen, und der Rechtsanwalt ihn seinerseits daran erinnert hatte, dass dies in den Bereich der Privatsphäre fiele, und ihm gesagt hatte, er könne sich zum Teufel scheren, solange er keine triftigen Gründe für einen Fahndungsbefehl hatte.
    Die beiden Herren spazierten zu einem Saab. Der Rechtsanwalt schloss auf und setzte sich ans Steuer.
    Ich folgte ihnen in meinem BMW über die Landstraße und rief CyberNel an, als sie die Autobahn überquerten.
    »Er ist auf freiem Fuß, und sein Rechtsanwalt bringt ihn nach Hause«, sagte ich. »Sag mir Bescheid, wenn er drin ist. Ich bleibe die ganze Zeit erreichbar.«
    Ich hielt an der Tankstelle kurz vor der Abzweigung in Richtung Beesd und ließ vorsorglich den BMW auftanken. Ich konnte dem Saab nicht über den Polderdeich folgen, ohne dass es aufgefallen wäre; das war einer der Nachteile auf dem Land. Aber Nel saß mit Kopfhörern in der dichten Hecke versteckt.
    Ich hörte mein Handy auf dem Vordersitz klingeln, als ich aus dem verglasten Kassenhäuschen kam. »Er ist zu Hause«, meldete Nel. »Ich gehe jetzt rein.«
    »Okay.«
    Ich sah den Saab in der Ferne über den Polderdeich zurückkommen. Er fuhr an mir vorbei, als ich zur Linge abbog. Kurz darauf rangierte ich meinen Wagen rückwärts in den Carport. Nel hielt sich bei ihren Apparaten in meinem Wohnzimmer auf.
    »Er hat ein paar Worte mit diesem Typen gewechselt. War das sein Rechtsanwalt? Sie sind im Auto sitzen geblieben, ich konnte nichts verstehen. Peter ist jetzt drinnen. Ich höre nichts, ich glaube, dass er raufgegangen ist.«
    »Er nimmt bestimmt eine kühle Dusche, um den Gefängnismief loszuwerden.«
    »Ich habe Kaffee gekocht.«
    Wir tranken Kaffee und warteten. Wir konnten ihn nicht verlieren, es sei denn, er machte sich zu Fuß aus dem Staub oder in dem berühmten Ruderboot. Sein Auto war mit Sendern versehen, meines mit Empfängern und Reisetaschen.
    Wir schraken auf, als Peter plötzlich zu reden anfing. Nel spurtete zu den Knöpfen.
    »Ich bin’s. Alles in Ordnung? Ja, das hat geklappt.«
    »Verdammt«, sagte Nel. In ihrem groningischen Dorf wurde nicht geflucht, und selbst zehn Jahre Amsterdam, die Ehe und ihr Verkehr in Polizeikreisen hatten daran nichts geändert. Mehr als ein herzhaftes »Verdammt« oder »Mist« kam nicht über ihre Lippen. »Er benutzt sein Handy.«
    »Hältst du das für vernünftig? Na gut, ich rufe dort an, wenn du willst. Kannst du für mich bei Umafisa reservieren? Von dir aus ist das einfacher. Nein, das habe ich nicht im Kopf, aber ich sorge dafür, dass ich in jedem Fall morgen vor neun Uhr da bin, und wenn es erst um elf Uhr losgeht, dann warte ich einfach, das macht mir nichts aus. Ja, morgen Abend, heute Abend schaffe ich es nicht mehr.«
    »Ich nehme an, dass er im Schlafzimmer ist«, sagte Nel. »Unten würde er das normale Telefon benutzen. Vielleicht packt er seine Koffer. Bin ich froh, dass ich da ein Mikrofon angebracht habe.«
    »Was ist Umafisa?«
    »Warte.«
    »Peter Brack am Apparat. Könnte ich bitte Meneer Sondering sprechen? Oh, könnten Sie mich dann mit dem Vorsteher der Gerichtsverwaltung verbinden?«
    »Sondering ist der Richter«, sagte ich.
    »Guten Tag, Meneer Kwist. Ich bin Peter Brack. Es geht um diesen Adoptionsantrag, das Aktenzeichen weiß ich nicht auswendig … Ja, genau. Die Entscheidung müsste inzwischen gefallen sein, und soweit wir verstanden haben, muss einer von uns noch zum Amtsgericht, um eine Bereitschaftserklärung …«
    Peter schwieg eine Weile lang und hörte seinem Gesprächspartner zu.
    »Von welcher Rechtsanwaltskanzlei? Vredeling? Nein, davon weiß ich nichts, es überrascht mich einigermaßen … Ja, vor allem weil ich selbst einen Privatdetektiv engagiert habe, um ihn ausfindig

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