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Ingrid

Ingrid

Titel: Ingrid Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Felix Thijssen
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die Fotos zu deinem eigenen Vergnügen?«
    Ich steckte die Bilder tiefer in meine Hemdentasche, auch das dritte, das Passfoto der Blondine, die entfernt Ingrid ähnelte, aber jemand anderer war. »Das weiß ich noch nicht«, antwortete ich.
    Ich musste eine halbe Stunde lang argumentieren, bevor mich Kemming wieder einigermaßen normal anschaute. Er ließ mich eine Viertelstunde lang allein, um irgendwo anzurufen. Als er wiederkam, seufzte er ein paar Mal, um sich von seinen Frustrationen zu befreien, und sagte: »Was macht man normalerweise, wenn ein Mann einen Mord bis in die kleinsten Details gesteht und außerdem die Mordwaffe liefert?«
    »Er hat aber nicht mit der Türschlossregistrierung gerechnet«, wandte ich ein.
    Er schaute mich an, mit tief liegenden Augen: »Oder gerade doch?«
    Das musste ich erst mal verarbeiten. »Das sieht ja allmählich nach einem Dreistufenkomplott aus.«
    »Du bist doch der schlaue Privatdetektiv«, sagte er mürrisch. »Mit der jahrelangen Großstadterfahrung.«
    »Können wir jetzt vielleicht wieder normal miteinander umgehen?«, fragte ich pikiert. »Sogar Bea Rekké verhält sich inzwischen normal, sie hat sogar eine Flasche Champagner vorbeigebracht. Ich habe einfach Glück gehabt, mehr nicht. Du hattest doch auch schon mal Glück, oder?«
    Kemming stand auf und trat ans Fenster seines Büros. Er schaute hinaus und sagte: »Okay.«
    Ich fragte: »Du meinst also, dass er sein Geständnis irgendwann widerruft?«
    »Warum nicht? Würdest du für den Rest deines Lebens hinter Gitter wandern wollen, nur weil du deine Frau so sehr liebst? Liebe ist was Schönes, aber das geht mir doch ein bisschen zu weit. Was ist, wenn er doch von der Türschlossregistrierung wusste? Dann weiß er auch, dass wir irgendwann dahinter kommen, ansonsten würde er uns schon auf die Sprünge helfen. Doch bis wir ihn wieder auf freien Fuß setzen müssen, hat er seiner Frau genügend Zeit verschafft, um zu flüchten. Wir können ihr nichts anhaben. Sie kann überall sein. Wenn alles andere vorbereitet wurde, dann auch ihre Flucht: Papiere, Geld, das Haus stand schon zum Verkauf. Brack braucht seiner Frau nur hinterher zu reisen.«
    Allmählich klang das Ganze logisch. Es passte in die gesamte Planung, selbst wenn ein paar Haken und Ösen übrig blieben. »Brack weiß garantiert, wo sie ist. Könnt ihr keinen Fahndungsbefehl nach ihr rausschicken? Das Kennzeichen ihres Autos ist ja bekannt …«
    »Die ist schon längst außer Landes.«
    »Was ist mit Interpol?«
    Er warf mir einen besorgten Blick zu. »Ich hoffe, dir ist klar, dass nichts gegen diese Frau vorliegt. Ich möchte dir gern glauben, aber das Einzige, was sie verdächtig macht, ist, dass du sie seltsam findest und sie nicht ums Haus herumgegangen ist. Ich höre ihren Rechtsanwalt jetzt schon lachen.«
    »Wir vergeuden aber wichtige Zeit«, sagte ich.
    »Die Staatsanwaltschaft wird auch zögern, auf dieser Grundlage einen Haftbefehl auszustellen. Die Tatsache, dass Brack den Mord nicht begangen hat, muss nicht zwangsläufig heißen, dass seine Frau es war. Welche konkreten Beweise hast du?«
    »Frag doch mal nach, wann sie die Untersuchung für ihr Gesundheitszeugnis hat durchführen lassen, beziehungsweise wann sie den Termin vereinbart hat«, sagte ich aus einem Impuls heraus.
    »Was für eine Untersuchung?«
    »Ingrid war über alles schon im Vorfeld informiert. Sie hatte bereits Bücher darüber studiert, wie ein Kind auf den Tod seiner Mutter reagiert. Sie hatte alle Regeln und Gesetze bezüglich Vormundschaft und Adoption auswendig gelernt. Sie wusste genau Bescheid über vorläufige Pflegschaft und elterliche Sorge und dass einer der beiden Adoptiveltern die Vormundschaft behalten kann, selbst wenn der andere Elternteil ins Gefängnis wandert. Die Dame vom Jugendamt erzählte, dass sie alles schon parat hatte, sogar das erforderliche Gesundheitszeugnis. Aber dafür muss eine medizinische Untersuchung durchgeführt werden, und das kann nicht der Hausarzt erledigen. Darf ich mal kurz anrufen?«
    Er ging zurück an seinen Schreibtisch und schob mir das Telefon zu. Ich holte die Visitenkarte hervor, die Anniek van Wessel mir gegeben hatte.
    »Hallo, Anniek«, sagte ich, als sie sich meldete. »Hier ist Max Winter, wir haben miteinander über die Adoption dieses kleinen Jungen gesprochen …«
    »Ja, und inzwischen haben sich da plötzlich einige Probleme ergeben. Wie ich gehört habe, hat der leibliche Vater beim hiesigen

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