Ingrid
zu machen. Nein, wir wissen noch nicht einmal, ob dieser Mann tatsächlich der Vater ist. Im Übrigen hatte er auf jeglichen Anspruch verzichtet. Natürlich werden wir uns entsprechend zur Wehr setzen. Nein, das war nur ein Irrtum, rufen Sie ruhig die örtliche Polizeidienststelle an, die werden es Ihnen bestätigen.«
Er unterbrach die Verbindung, man konnte seine Wut förmlich spüren. Nel lächelte mich an.
Ich schaltete den Computer ein und gab in verschiedene Suchmaschinen den Begriff Umafisa ein. Jede Schreibvariante ergab 0 Einträge gefunden, und der Thesaurus meldete nur den nächstliegenden Begriff im Alphabet: Umbanda, Sammelbez. für eine Anzahl neuer Religionen Brasiliens.
Wir hörten das Bett in Peters Schlafzimmer knarzen und kurz darauf wieder seine Stimme. »Hallo Bob, hier ist Peter Brack. Hast du schon einen Käufer an der Hand? Na gut, du hast fünfzigtausend Euro Spielraum. Du wirst die Vollmacht verwenden müssen, die wir heim Notar unterzeichnet haben, denn wir sind für eine Weile weg. Nein, ich kann dir noch keine Adresse nennen. Ich bleibe in Kontakt und gebe dir noch diese Woche telefonisch Anweisungen, wohin das Geld überwiesen werden soll. Ich möchte, dass du den Verkauf so schnell wie möglich über die Bühne bringst, ich brauche das Geld, und solche Objekte sind auf dem Markt gerade äußerst gefragt. Viel Erfolg und bis bald.«
Das »bis bald« klang wie ein leeres Versprechen.
Wir hörten Geräusche in Peters Schlafzimmer. Knarren, Schranktüren.
»Das erinnert mich an Pink Floyd«, sagte ich.
»Die Platte hieß Ummagumma. Lass uns mal überlegen, es ist weit von hier, er kann heute Abend um neun Uhr nicht da sein, sondern erst morgen. Mit dem Auto, dem Zug oder dem Flugzeug? Was immer es auch ist, es geht morgen um neun oder um elf Uhr.«
»Einmal Umafisa , ohne Rückfahrschein.«
Nel sagte: »Es ist bei ihr in der Nähe, denn die Reservierung ist von dort aus einfacher. Es ist kein Ort, vielleicht ein Reisebüro oder eine kleine, unbekannte Fluggesellschaft in der Türkei.«
»Nicht in der Türkei«, sagte ich.
»Warum nicht?«
»Wegen der Pässe. Vielleicht wird die Türkei irgendwann mal neues Mitglied der EU, aber vorläufig wagt sich Ingrid als allein reisende Frau mit einem kleinen Jungen, der noch nicht einmal in ihrem Pass eingetragen ist, nicht dorthin.«
Wieder lächelte Nel mich an. »Afrika fällt also auch weg, genau wie die halbe restliche Welt.«
»Ist das zynisch gemeint?«
»Nein. Aber wenn Peter Brack genügend Verbindungen zur russischen Mafia hat, um dich niederschlagen und in einen geheimen Unterschlupf für Profikiller bringen zu lassen, kann ein falscher Pass kein unüberwindliches Problem für ihn darstellen.«
Sie hatte natürlich Recht. Wir wussten gar nichts. Nel drängte mich vom Computer weg und ging ins Internet. Im Internet gibt es alles und noch viel mehr, manchmal zu viel, und meiner Meinung nach hätte sogar CyberNel wochenlang ergebnislos in den Millionen von Daten herum suchen können. Ich nahm den Telefonhörer ab und rief bei einem Reisebüro in Culemborg an.
»Guten Tag, Max Frisch am Apparat. Ich nehme an einem Radioquiz über Tourismusfragen teil und kann eine tolle Reise nach Hamburg gewinnen, wenn ich innerhalb von fünf Minuten herausfinde, was Umafisa ist.«
»Nach Hamburg?«, fragte das Mädchen.
»Ja, wissen Sie, es ist ja nur ein Radioquiz. Tahiti gibt’s nur im Fernsehen.«
»Noch nie davon gehört. Uma-was?«
»Umafisa. Vielleicht könnte mir eine Ihrer Kolleginnen weiterhelfen? Könnte es ein Reisebüro sein oder eine Reiseorganisation?«
»Einen Augenblick bitte. Wie war nochmal Ihr Name?«
Ich glaubte, eine Spur Argwohn herauszuhören. Manchmal treibe ich es bunter als unbedingt nötig. »Manni Fisch«, sagte ich. »Ich habe nur noch vier Minuten, und ich wäre Ihnen so dankbar, dass ich Sie sogar mitnehmen würde nach Hamburg.«
Sie kicherte, und ich hörte, wie sie »Umafisa« durch den Raum rief. »Ein Reisebüro?«, fügte sie etwas leiser hinzu.
Jemand anders rief etwas zurück, noch jemand kam hinzu, und es schien einige Aufregung zu entstehen. »Eine Frachtschifffahrtsgesellschaft?«
Ein Mann nahm ihr offenbar den Hörer aus der Hand und sagte laut und deutlich in mein Ohr: »Das ist keine einfache Frage, wenn man noch nicht selbst da unten gewesen ist. Meneer Fisch?« »Ja?«
»Es ist kein Reisebüro, es ist eine Schifffahrtsgesellschaft, die Fähren zwischen Barcelona und den Balearen
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