Inhuman Fynomenon (Roman)
sich womöglich als unkontrollierbar herausstellen.
Jedenfalls würde keine Mutter ihr Kind freiwillig in die Nähe eines Mutanten lassen, selbst wenn es „nur“ ein Dregkind wäre.
An Fyns ersten Geburtstag beschließen sie Nachmittags, nach üppigem Kaffee und Kuchengelage, ihre träge Darmperestaltik bei einem kurzen Verdauungsspaziergang in Schwung zu bringen.
Es ist Februar 2096, die Sonne scheint und es liegt nur vereinzelt etwas Schnee. Fyn rennt voraus. Jonas macht mit ihm Verfolgungsjagden, ein Riesenspaß für den Zwerg, weil sein Vater dabei tut als ob er ein verrücktes Ungetüm ist, das ihn schnappen will. Fyns kleine Sonnenbrille - seine Augentarnung - hat sich das „Wabbelmonster Jonas“ auf die Stirn gespannt und eiert schlenkernd dem kichernden Hybriden hinterher.
Hier ist keiner, der sich über Fyns Augenfarbe wundern könnte.
„Das ist komplett komisch oder? Ein Einjähriger der aussieht wie ein Vierjähriger. Verrückte Welt!“, bemerkt Keylan, als er Fyn beim Wegrennen hinterher schaut.
20 Meter vor seiner „Familie“, bleibt Fyn plötzlich stehen und schaut in ein Feld, schräg rechts.
„Schau ma da!“, er zeigt in die Ferne, die Freunde schauen sich hektisch um - keiner entdeckt etwas.
Jonas zieht sofort seine handliche Race-Gun aus der Jackentasche. Mayco beruhigt seinen Bruder, dem - in seiner Hast - soeben die kleine Brille vom Kopf glitt:
„Bleib ruhig Bruder, hier ist weit und breit nichts worauf du schießen könntest. Ist doch alles total eben hier.“
Trotzdem blicken alle nervös um sich. Asisa hat sich zitternd hinter Jonas Rücken verschanzt und späht forschend im Kreis.
„Nichts, ich kann weit und breit keinen Screecher sehn'“, bemerkt Keylan nach Gewissheit haschend, während bei dem „S-Wort“ alle elektrisiert zusammenzucken. Fyn sorgt gleich noch einmal für einheitliches Erschrecken, als er nachdrücklich schreit:
„Da,... die renn' weg!“
Alle Augen suchen ängstlich das Gebiet ab, in die Fyns kleiner Finger zielt. Etwa 30 Meter entfernt, scheint der Winzling etwas entdeckt zu haben. Jetzt hebt Fyn einen faustgroßen Stein auf, er rennt holprig los, hüpft flink, quer über den verwahrlosten Acker, auf dem große Dreckklumpen Berge neben tiefen Furchen bilden. Verblüfft über Fyns wendige Hüpftechnik grölt Jonas:
„Fyn, hierbleiben!“
Daraufhin stolpert die Hybrideneskorte hinter demselben her, doch der Kleine hat bereits ausgeholt und wirft im Sprint seinen Stein. Der fliegt ein kleines Stück und knallt auf den gefrorenen Boden. Fyn kommt dort an und bückt sich. Seine Verfolger stoppen und beobachten gebannt, wie er den Brocken vorsichtig zur Seite legt und nach etwas greift, was auch nicht größer aussieht als der Stein, der grade noch auf dem „Ding“ gelegen hat. Fyn steht auf und nun können es alle erkennen:
Er hält eine tote Maus am Schwanz hoch. Die Verblüfften bestaunen das baumelnde, sechsfüßige Mäuschen, als Fyn zurückkehrt und stolz vor ihnen stehen bleibt.
„What the Fuck!“ , krächzt Keylan perplex, aber in dem Moment erschrecken sich alle:
Fyns Augen sind komplett Rabenschwarz!
Keylans Ausbruch folgt stille Faszination. Langsam verengt sich Fyns rechte Pupille, das Augenweiß und die helle Iris werden sichtbar. Fyn legt die Maus völlig unbehelligt vor Mayco's Füße.
„Onk'l Mayco, die rennt nich' mehr. Wieso?“
Mayco geht in die Hocke, wobei er versucht sich seinen Schrecken nicht anmerken zu lassen:
„Ähm, Kleiner - die Maus ist tot. Die hält das nicht aus, wenn du sie mit so 'nem Stein bewirfst.“
Mayco erschaudert, als sich langsam auch Fyns linkes Auge normalisiert - offensichtlich kann er sie noch nicht gleichmäßig steuern.
„Was is' wenn sie tot is'?“
„Die steht nicht mehr auf, Kleiner. Die bleibt jetzt so und wird irgendwann wieder zu Erde.“
Mayco schaut irritiert zu den anderen hoch, während Fyn betrübt das leblose Mäuschen anstupst. Alle blicken nachdenklich zu dem kleinen, hübschen Jungen.
„Komm Fyn, wir müssen heim, es ist kalt“, animiert ihn Jonas und Asisa holt eine kleine Packung aus der Jackentasche, Feuchttücher um Fyn die Finger abzuwischen.
„Happy Birthday, klein Adlerauge'“, stöhnt Keylan, als sie sich einheitlich verdattert auf den Rückweg machen.
Daheim angekommen, beginnt Keylan mit Mayco das Abendbrot zu richten, während Fyn vergnügt im Garten tobt und an einem „Matsch-Screecher“ bastelt. Asisa
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