Inhuman Fynomenon (Roman)
Professor knapp zu beruhigen.
Professor Freeman hebt Fyns Oberlippe an und drückt leicht seinen Zeigefinger zwischen die Lippe und Nase. Sofort treten wieder die kleinen Zähnchen aus der Schleimhaut, auch im Unterkiefer hat er diese zweite Gebissleiste.
„Diese Zähnchen werden noch wachsen“, stellt der Professor stolz fest.
Seit dem kommt es öfter vor, dass Fyn beim Lachen oder auch beim Zähneputzen die Beißerchen herausrutschen.
ABNORM
An einem verregneten Mittag schaut sich Mayco mit Fyn ein Bilderbuch an, es geht um wilde Tiere.
„Schau mal Fyn, weiß du was das ist?“ Er zeigt auf einen Tiger.
„Ja, ein danz bösa Tiga, der mach' „roaaaar“!“
Mayco ist nicht drauf gefasst und erschrickt wie verrückt: Fyn hat spielerisch die Zähne gefletscht, und dabei sind ihm schlagartig seine Fangzähnchen herausgerutscht, die wieder ein ganzes Stückchen an Länge zugenommen haben. Jonas, der das mit angesehen hat, muss laut lachen:
„Jetzt wissen wir, wie wir ihm beibringen können es willentlich zu steuern. Du eignest dich perfekt als „Bilderbuch- Mutantendompteur“!“
Innerhalb eines Jahres hat Fyn gelernt zu laufen und seine, 15 Millimeter-langen Zähne bewusst zu steuern. Insgesamt befindet er sich jetzt auf dem Niveau eines vierjährigen Kleinkindes. Es ist ein seltsames Leben.
Das Haus an dem kleinen See ist für Fyn zur Insel geworden und die vier wechseln sich ab, wenn sie mal einen „Tapetenwechsel“ brauchen. Fyns Welt hingegen umfasst lediglich das große moderne Haus, den See hinter dem Garten und ein kleines Stück Natur um das Gewässer herum. Hier befinden Jonas und Freeman alles für relativ sicher. Der See hat ungefähr einen Durchmesser von eineinhalb Kilometern, daneben sind Wege und ungenutzte Felder, die kaum beschritten werden. Die Bürger trauen sich nur noch dort heraus, wo viele Menschen sind. Jonas steht oft im Garten, am Ufer des Sees und sucht das Gelände mit seinem Fetchseer , einem High-Tech Fernglas, ab.
Es ist unsicherer hier zu leben, als in der Stadt, selbst die ME-Troops können nicht für Sicherheit garantieren und ihre weitreichenden Absperrungen stellen für Lurids nur bedingt ein Hindernis dar. Aus diesem Grund verknüpfen sich Haushalte mit einem Sicherheits-Netzwerk:
Wird ein Lurid gesichtet, kann mit einem Sender kurzerhand Alarm ausgelöst werden. So trifft schnell Hilfe ein, zudem werden auch Menschen gewarnt, die sich in unmittelbarer Nähe befinden. Die Bürger haben gelernt, derzeitige Verhältnisse richtig einzuschätzen und ihre Waffen professionell einzusetzen. Das Wissen, ob und wo man riskieren kann heraus zu gehen, sitzt fest verankert in den Köpfen Aller. Wer Kenntnisse oder Warnschilder ignoriert, spielt mit seinem Leben.
Tote Körper, beziehungsweise Reste Vermisster, in ungesicherten Zonen oder Waldgebieten, ernten demnach höchstens ein „Selber Schuld“, zudem werden grausame Zustände derzeit gerne mittels effektiver Verdrängungsmechanismen vergessen:
Kleinreden, annehmen, dass es einem selber nicht passieren kann, exzessives Lästern, sowie schwarzer Humor zum Beispiel, gehören dazu. Nicht zuletzt helfen ja noch Freund Alkohol oder der harte Bruder „Brainstorm“ - eine gängige Droge, die negative Gefühle komplett verbannt und das Kurzzeitgedächtnis löscht.
Incorporation-Teams müssen „clean“ sein, dürfen keine Vorstrafen aufweisen. Anfangs wurden Dregkinder von perversen misshandelt, verprügelt oder als Haussklaven benutzt; seit dem achten die Auffangstationen akribisch darauf, ihre Schützlinge in qualifizierte Hände abzugeben, die wiederum in ihren erlesenen I-Teams ausschließlich in den weitläufigen Randgebieten der Städte aufwachsen.
Damit besteht praktisch eine Versicherung, dass die stupiden Zöglinge der Gesellschaft kompromisslos fern bleiben. Außerdem sollen Mutantenkinder keinen Kontakt zu anderen ihrer Art haben, da sie ausschließlich von menschlichen Gepflogenheiten profitieren sollen.
Trotzdem denkt Jonas oft darüber nach, wie gern er Fyn ermöglichen würde mit anderen Kindern zu spielen. Ein Ding der Unmöglichkeit: Er muss pessimistisch denken, ahnen, was schlimmstenfalls passieren könnte und dazu fällt ihm genug ein! Fyn könnte ein anderes Kind im Spiel verletzten um nur einen einzigen Negativpunkt zu nennen. Immerhin ist Fyn nicht rein menschlich sondern trägt Anlagen eines kriegerischen Mutanten in sich: Mutationen die völlig unerforscht sind und
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