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Inka Gold

Inka Gold

Titel: Inka Gold Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Cussler
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verbundenen Münzautomaten in ihrer Sitznische. »Stan Kenton, Charlie Barnett, Stan Getz. Wer hat denn schon mal was von den Jungs gehört?«
    »Nur Leute, die gute Musik zu schätzen wissen«, erwiderte Gaskill säuerlich. Er ließ sich auf der anderen Seite des Tisches nieder. Seine kräftige Gestalt nahm fast zwei Drittel der Sitzbank in Beschlag.
    Ragsdale zuckte mit den Schultern. »War vor meiner Zeit.«
    Für ihn, den Vierunddreißigjährigen, waren die großen Musiker früherer Zeiten nur Namen, die, wie er sich dunkel erinnerte, seine Eltern gelegentlich erwähnt hatten. »Kommen Sie oft hierher?«
    Gaskill nickte. »Von dem Essen hier kriegt man wirklich Fleisch auf die Rippen.«
    »Wohl kaum eine Empfehlung für Genießer.« Ragsdale war glattrasiert, hatte wellige schwarze Haare und einen gut durchtrainierten Körper. Mit seinem hübschen Gesicht, den angenehmen grauen Augen und der ausdruckslosen Miene wirkte er wie der Star in einer Fernsehserie, der immer automatisch auf die Dialoge seines Gegenübers reagiert. Aber er war ein guter Ermittler, der seinen Beruf ernst nahm und das Ansehen des FBI wahrte, indem er stets einen dunklen Anzug trug, durch den er eher an einen erfolgreichen Börsenmakler von der Wall Street erinnerte.
    Mit geschultem Blick musterte er den Linoleumboden, die runden Hocker an der Theke, die originalgetreuen Serviettenhalter und die im Artdéco-Stil gehaltenen Salz- und Pfefferstreuer neben einer Flasche Heinz-Ketchup und einem Krug mit French’s Senf. Seine Miene verriet leises Mißfallen.
    Zweifellos hätte er lieber eines der eleganteren Restaurants im Zentrum von Chicago aufgesucht.
    »Reizender Laden. Man kommt sich vor wie auf einer Reise in eine andere Zeit.«
    »Die Atmosphäre ist das halbe Vergnügen«, sagte Gaskill resigniert.
    »Wie kommt es eigentlich, daß wir jedesmal, wenn ich bezahle, in einem erstklassigen Etablissement essen, aber in einer Rentner-Grillbude landen, wenn Sie dran sind?«
    »Weil ich weiß, daß ich hier immer einen guten Tisch bekomme.«
    »Was ist mit dem Essen?«
    Gaskill lächelte. »Der beste Laden für gute Hühner, den ich kenne.«
    Ragsdale sah ihn an, als würde ihm jeden Augenblick übel.
    Die Speisekarte – vervielfältigte Blätter in einer Klarsichthülle – ignorierte er. »Ich pfeife einfach auf alle Vorsicht und bestelle mir einen Teller Suppe und eine Tasse Kaffee, auch wenn ich mir damit eine Lebensmittelvergiftung einhandeln sollte.«
    »Glückwunsch übrigens, daß Sie den Diebstahl aus dem Fairchild Museum in Scarsdale gelöst haben. Ich habe gehört, Sie sollen zwanzig der fehlenden Jadeschnitzereien aus der Sung-Dynastie wiedergefunden haben.«
    »Zweiundzwanzig. Ich muß allerdings gestehen, daß ich den eigentlichen Täter so lange übersehen habe, bis ich bei allen anderen Kandidaten nicht weiterkam. Den zweiundsiebzig-jährigen Sicherheitschef hatte ich am wenigsten in Verdacht.
    Wer hätte schon auf den getippt? Er hat beinahe zweiunddreißig Jahre für das Museum gearbeitet. Seine Beurteilung war so sauber wie die frischgeschrubbten Hände eines Chirurgen. Der Kurator wollte es gar nicht glauben, bis der alte Knabe dann zusammenbrach und gestand. Er hatte die Figuren innerhalb von vier Jahren nach und nach entfernt. Kehrte nach dem Ende der Öffnungszeit zurück, stellte die Alarmanlage ab, knackte die Schlösser an den Glaskästen und ließ die Jadearbeiten aus einem Toilettenfenster in die Büsche neben dem Gebäude herunter.
    Die gestohlenen Skulpturen ersetzte er durch weniger wertvolle Stücke aus dem Kellermagazin, die er entsprechend ausschilderte. Er brachte es sogar fertig, die Statuetten wieder genauso hinzustellen, so daß ihn keinerlei staubfreie Stellen am Boden der Schaukästen verraten konnten. Die Museumsleitung war von seinen Fähigkeiten mehr als beeindruckt.«
    Die Kellnerin kam vorbei und zückte einen Stift und einen kleinen grünen Block. Sie sah aus wie der Prototyp all jener Frauen, die an Theken und Tischen von Kleinstadtcafes und Fernfahrerkneipen bedienen: einen Kuli an das kecke kleine Käppi geklemmt, unentwegt Kaugummi kauend und mit Stützstrümpfen an den Beinen, die die Krampfadern verbargen.
    »Dürfte ich fragen, was Ihre heutige Tagessuppe ist?«
    erkundigte sich Ragsdale gestelzt.
    »Linsen mit Curry, Schinken und Apfelscheiben.«
    Ragsdale starrte sie entgeistert an. »Habe ich Sie recht verstanden?«
    »Soll ich’s noch mal wiederholen?«
    »Nein, nein, Linsensuppe mit

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