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Inka Gold

Inka Gold

Titel: Inka Gold Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Cussler
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jüngeren Schicht Blätter herausragten, verrieten ihm, wo sich der Bug befunden hatte. Er glaubte nicht, daß Navigator Thomas Cuttill das Jadekästchen im Laderaum verstaut hatte.
    Die Tatsache, daß Drake das Kästchen der Königin hatte schenken wollen, deutete eher darauf hin, daß er es in seiner Nähe behalten hatte, vermutlich in der großen Kapitänskajüte am Heck des Schiffes.
    Während Pitt über das Trümmerfeld ging und immer wieder kleinere Stellen mit der Machete freihackte, stieß er auf alle möglichen Hinterlassenschaften der Besatzung, doch er sah nirgendwo Knochen. Offenbar waren die meisten Matrosen durch die Flutwelle vom Schiff gerissen worden. Er entdeckte verrottete Lederschuhe, rostzerfressene Messer mit verwitterten Beingriffen, tönerne Eßnäpfe und einen eisernen Kochkessel, der noch vom Ruß geschwärzt war. Furcht befiel ihn, als ihm klar wurde, wie kläglich dieser Trümmerhaufen im Grunde genommen war. Er hatte Angst, jemand könnte das Schiff bereits vor ihm gefunden und ausgeplündert haben. Er holte eine Plastiktüte aus der Brusttasche seines Hemdes, öffnete sie und zog die von Perlmutter gefaxten Zeichnungen und Baupläne heraus, die den im sechzehnten Jahrhundert üblichen Galeonentyp zeigten. Anhand des Planes schritt er sorgfältig voran, bis er seiner Meinung nach etwa in Höhe des Laderaumes war, wo die kostbare Fracht verstaut sein mußte.
    Pitt machte sich an die Arbeit. Wie sich herausstellte, war die Humusschicht, die ihm so dick vorgekommen war, an dieser Stelle nur 10 Zentimeter (4 Inch) tief. Er mußte lediglich die vermodernden Blätter beiseite schieben, und schon stießen seine Hände auf etliche herrlich geformte steinerne Köpfe und Statuen in allen möglichen Größen. Er nahm an, daß es sich um Tiergötter handelte. Erleichtert seufzte er auf, als er feststellte, daß die Galeone noch unberührt war.
    Als er eine verrottende Ranke wegschob, die von einem Baum herabgefallen war, entdeckte er zwölf weitere Skulpturen, drei davon in Lebensgröße. In diesem gespenstischen Licht und mit ihrem grünen Schimmelkleid sahen sie aus wie Leichen, die aus ihren Gräbern stiegen. Die zahllosen Töpfe und Tongefäße hatten die vierhundert Jahre währende Feuchtigkeit weit weniger gut überstanden. Selbst diejenigen, die noch verhältnismäßig heil geblieben waren, zerbröselten, wenn man sie anfaßte. Die kostbaren Textilien aus den königlichen Schatzkammern waren samt und sonders zu schwarzen, schimmeligen Klumpen verrottet.
    Aufgeregt grub Pitt tiefer, ohne auf seine abgebrochenen Fingernägel oder den modrigen Schleim zu achten, der ihm an den Händen klebte. Er stieß auf einen ganzen Hort aus kunstvoll verzierter und herrlich bearbeiteter Jade. Es waren so viele Stücke, daß er bald den Überblick verlor. Dazwischen lagen Mosaiken aus Perlmutt und Türkis. Pitt hielt inne und wischte sich mit dem Unterarm den Schweiß vom Gesicht. Diese Goldmine, so wurde ihm klar, mußte unweigerlich zu Zank und Scherereien führen. Schon jetzt konnte er sich lebhaft vorstellen, zu welchen juristischen Auseinandersetzungen und diplomatischen Ränken es zwischen den Regierungen und den Archäologen Ecuadors und Perus kommen mußte, da aller Voraussicht nach beide Seiten behaupten würden, sie hätten ein Anrecht auf die Kunstschätze.
    Wie verzwickt die rechtliche Lage auch sein mochte, eins war sicher: Keines dieser Meisterwerke der Inkakunst würde auf einem Regal in Pitts Haus landen.
    Er blickte auf die Uhr. Mehr als eine Stunde war vergangen, seit er sich durch die Bäume hatte abseilen lassen. Er trennte sich von den wild durcheinandergeworfenen Kunstgegenständen und suchte weiter nach dem Heck der Galeone, wo sich einst die Kapitänskajüte befunden haben mußte. Er hackte gerade mit energischen Machetenhieben auf die abgestorbene Vegetation über einem Trümmerhaufen ein, als die Klinge auf etwas Metallisches stieß. Er trat die Blätter beiseite und stellte fest, daß er auf eines der beiden Schiffsgeschütze gestoßen war.
    Längst war der Bronzelauf von einer dicken grünen Patina überzogen, und in der Mündung hatten sich im Laufe der Jahrhunderte Moder und Humus angesammelt.
    Pitt wußte nicht mehr, ob es sein eigener Schweiß war, der an seinem Körper herunterlief, oder ob es an der feuchten Dschungelluft lag. Es war, als arbeitete er in einer Sauna, nur daß ihn überdies auch noch winzige, schnakenähnliche Insekten traktierten, die seinen ungeschützten

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